Stadt am Rand:Angst, hochangereichert

Betreiber des Garchinger Reaktors verneinen Gefahr durch Anschläge

Von Gudrun Passarge, Garching

Wie real ist die Gefahr, dass Terroristen Anschläge auf einen Atomreaktor verüben oder versuchen, an waffenfähiges Material zu kommen, um eine schmutzige Bombe zu bauen? Nach den Ermittlungsergebnissen von Brüssel ist das eine naheliegende Frage, und Ingrid Wundrak nimmt darauf Bezug: Als Vorsitzende der "Bürger gegen Atomreaktor Garching" zeigt sich die Stadträtin der Garchinger Grünen besorgt. Sie möchte wissen, "wie wir vor allen Terror-Gefahren beim Forschungs-Atom-Reaktor (FRM II) geschützt werden" und sie weist darauf hin, dass es sich beim Brennstoff des Reaktors um waffenfähiges Material handelt. Diesen Punkt hat auch Christina Hacker, Vorstandsmitglied des gemeinnützigen Vereins "Umweltinstitut München", aufgegriffen. In einem Brief an das Bundesumweltministerium fordert sie, die Prüfung eines gesicherten Zwischenlagers am Standort Garching und gleichzeitig ein Verfahren zur Abreicherung des Urans zu entwickeln.

Christine Kortenbruck, die Sprecherin des Forschungsreaktors FRM II, räumt ein, dass es bisher nicht gelungen ist, hoch angereichertes Uran als Brennstoff zu ersetzen. Versuche mit einem Uranpulver hätten nicht zum Erfolg geführt. Zur Lagerung erklärt Kortenbruck, die Brennelemente kämen für Jahre ins Abklingbecken. Noch habe man dort Kapazitäten, eine Genehmigung für Ahaus sei nicht beantragt. Frühestens 2018 werde ein Abtransport in speziell entwickelten Behältern stattfinden. Über die Sicherheit sagt die Sprecherin, es habe sich nichts am Sicherheitskonzept geändert. "Selbst wenn ein Laster voll Sprengstoff kommt, das Reaktorgebäude wäre geschützt." Genauso wie gegen Isarhochwasser und Erdbeben. "Er hält auch einem Flugzeugabsturz stand."

Wie aber steht es mit Menschen, die sich unberechtigt Zutritt verschaffen könnten? Der Forschungsreaktor hat jedes Jahr etwa 3000 Besucher aus aller Welt. Sie müssen sich Tage vorher anmelden und am Eingang ihren Lichtbildausweis vorzeigen. Wer ins Innere des Reaktors will, muss sich zudem einer Leibesvisitation unterziehen. Das Gelände wird laut Christine Kortenbruck rund um die Uhr von einem bewaffneten Sicherheitsdienst bewacht. Dieser habe auch die Möglichkeit, die Eingänge zu sperren. "Oberste Prämisse ist, dass das Reaktorgebäude absolut geschützt bleibt." Die festen Mitarbeiter, etwa 400, würden "auf Herz und Nieren geprüft" und müssten ein polizeiliches Führungszeugnis vorlegen.

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