Stadiondebatte:Kommt jetzt die "Nike-Arena"?

Neues Stadion: Die Sportfirma zeigt Interesse

Alfred Dürr

(SZ vom 14.2.2001) - Während das von den beiden Bundesligavereinen beauftragte Planungsbüro Speer und Partner noch dabei ist, den geeigneten Standort für ein neue Super-Arena des Fußballs zu finden, steigt die Nervosität, und die Stadiondebatte nimmt seltsame Züge an.

Auf der einen Seite wird darüber spekuliert, dass potente Unternehmen wie der Sportartikel-Ausrüster Nike oder Siemens und BMW in das neue Stadion investieren wollen.

Auf der anderen Seite wachsen die Zweifel, ob aus den Neubau-Plänen überhaupt noch etwas wird - am Ende, so die Befürchtung, geht München bei der Fußball-WM 2006 völlig leer aus.

Die Rathaus-CSU erhöht den Druck auf die Stadtspitze. Denn im Vergleich zu den anderen Städten, die sich um WM-Spiele bewerben, ist München in keiner guten Position. Solange die Vereine sagen, das Olympiastadion sei nicht für große Fußballereignisse geeignet, ist das keine besondere Empfehlung für die Stadt.

Beunruhigende Situation

Nach wie vor aber gibt es keine verbindlichen Aussagen darüber, ob der Neubau überhaupt realisiert werden kann oder ob vielleicht nicht doch das Olympiastadion umgestaltet wird.

Eine Situation, die auch den Olympiapark- Geschäftsführer Wilfried Spronk beunruhigt. Vor zwei Wochen hatten die 16 Bewerberstädte beim WM-Organisationskomitee in Frankfurt ihre Stadien präsentiert. Spronk vermerkte hinterher in einer internen Notiz für seine Mitarbeiter, dass München im Augenblick stadionmäßig ganz schlechte Karten habe. Das sei aber seine sehr emotionale Bewertung gewesen, so Spronk zur SZ.

Der Deutsche Fußball-Bund habe keine Rangliste der Bewerberstädte aufgestellt, "denn es ist im Moment ja noch sehr viel in Bewegung".

WM ohne München?

Man könne es drehen und wenden wie man wolle, heißt es bei der CSU, die Sorge sei jedenfalls berechtigt, dass die Fußball-WM 2006 tatsächlich ohne Münchner Beteiligung stattfinden könnte. Dies wiederum erzürnt Oberbürgermeister Christian Ude. Die CSU solle aufhören, Lösungsansätze zu sabotieren, ließ er gestern verlauten.

Anstatt an der Suche nach einem Grundstück für den Stadion-Neubau konstruktiv mitzuwirken, schließe die CSU das Areal in Riem von vornherein aus und wolle gegen den vom Freistaat Bayern ausdrücklich angebotenen Standort ZHS-Gelände am Olympiapark ein Bürgerbegehren einleiten.

Stadt und Vereine haben einen Zeitplan vereinbart, wie die Bewerbungsfristen eingehalten werden könnten (Anfang Mai sagen Speer und Partner, wo der Stadion-Neubau hinkommen könnte; der Stadtrat entscheidet dann noch vor der Sommerpause), aber niemand weiß heute, ob dieser tatsächlich auch umgesetzt werden kann. Großprojekte dieser Art bergen immer eine ganze Reihe von Unwägbarkeiten in sich.

Völlig ungeklärt ist auch, wie dieses Stadion überhaupt aussehen soll (mit Hotel und Geschäften?), wie es finanziert wird und mit welchen Einspruchsverfahren durch die Bürger zu rechnen ist.

Investoren warten ab

Eine Situation, die auch potenzielle Investoren erst einmal abwarten lässt. Patrick Kammerer, der Chef der Unternehmenskommunikation von Nike Deutschland will den "Ball noch flach halten". Aber man sei ein sehr innovatives Unternehmen - eine "Nike-Arena" in München könne er sich durchaus vorstellen, so Kammerer zur SZ.

Klare Dementis kommen dagegen von BMW und Siemens. "Es gibt kein konkretes Investitionsprojekt", sagt Siemens- Konzernsprecher Eberhard Posner. Der PR-Chef von BMW, Michael Kirsch, sagt, dass man im Bereich Fußball nicht aktiv werde.

Sicher ist zur Zeit nur dieses: Die Zeit, um ein neues Stadion zu bauen, wird sehr knapp, und es ist immer schwerer, die Debatte darüber überhaupt noch mit rationalen Argumenten zu führen.

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