Stachus:Der Königshof darf neu gebaut werden

Hotel Königshof in München, 2012

Das Hotel verfügt heute über 71 Zimmer und 16 Suiten.

(Foto: Robert Haas)

Die Stadt München genehmigt den extravaganten Baukörper am Stachus trotz der anhaltenden Kritik an der Architektur.

Von Alfred Dürr

Ein Jahr lang warten die Bauherrn, die Hoteliersfamilie um die Gebrüder Geisel, bereits auf eine Entscheidung, nun ist sie gefallen. Die Stadt hat die Genehmigung für den Neubau des Fünf-Sterne-Hotels Königshof am Stachus erteilt. Die Verzögerung steht im Zusammenhang mit der anhaltenden Kritik an der Architektur des Projekts.

Die Initiative Altstadtfreunde München hatte die Landtags-Petition "Rettet den Stachus" eingereicht. Der Entwurf des spanischen Büros Nieto Sobejano Arquitectos für den Neubau beeinträchtige das historische Stadtbild in eklatanter Weise, vor allem den denkmalgeschützten Justizpalast, heißt es zur Begründung. Das Konzept sieht einen extravaganten Baukörper mit einem auffälligen vertikalen Einschnitt in der Fassade vor.

Am Mittwoch stand das Thema auf der Tagesordnung des Landtagsausschusses für Wissenschaft und Kunst. Mit dem Ergebnis, dass sich das Innenministerium mit "noch offenen juristischen Fragen" befassen solle. Der Abgeordnete Robert Brannekämper (CSU) und der Rechtsanwalt Benno Ziegler sind nämlich der Ansicht, dass es nicht nur um die städtebauliche Bedeutung des Projekts gehe - es sei baurechtlich gar nicht zulässig. Die Höhenentwicklung sei zu massiv und übersteige jedes Maß, außerdem verstoße der Neubau gegen das Abstandsflächenrecht. Damit füge sich das Bauvorhaben nicht in die Umgebung ein und sei abzulehnen. Über ein Bebauungsplanverfahren müsse der gesamte Genehmigungsprozess neu aufgerollt werden.

Das Planungsreferat der Stadt sieht das völlig anders. Man habe die Landtagssitzung noch abgewartet, aber jetzt habe der Bauherr das Recht auf eine Entscheidung, sagt Sprecher Thorsten Vogel. Wenn die Stadt nicht reagiere, drohe ihr eine Schadensersatzklage. Als Baugenehmigungsbehörde habe man das Projekt auch im Hinblick auf die Höhenentwicklung korrekt geprüft. Stadtrat und Stadtgestaltungskommission hätten sich in öffentlichen Sitzungen ausführlich mit dem Hotel-Neubau befasst.

Dass Abstandsflächen überschritten worden seien, sei richtig. Im eng bebauten Bereich der Innenstadt sei das allerdings keine Ausnahme. "Im üblichen rechtlichen Rahmen" sei die Überschreitung auch beim neuen Königshof zulässig.

Zwölf Meter mehr Höhe für den Neubau

2012 waren erstmals Pläne für einen Neubau am Stachus bekannt geworden. Die Familie Geisel hatte das Hotel 1938 erworben. Im Krieg war das Gebäude zerstört worden. Die Wiederaufbau-Architektur des Hauses, die den Stachus prägte, wurde einige Male überarbeitet.

Das Hotel mit dem typischen Vorbau im ersten Stock verfügt heute über 71 Zimmer und 16 Suiten. Der Neubau soll knapp zwölf Meter höher werden als der bisherige Komplex. Die Familie Geisel hatte sich für eine unkonventionelle architektonische Lösung entschieden. Es gab Lob für diesen Mut, aber auch Widerspruch, der nicht verstummt ist.

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