St. Kajetan am Odeonsplatz:Kirche in Gelbnot

Theatinerkirche

Die Renovierungsarbeiten an der Theatinerkirche sollen insgesamt bis 2018 dauern.

(Foto: Robert Haas)

Sie ist stark verschmutzt, der Putz bröckelt und bei Regen durchfeuchten die Wände: Die Theatinerkirche am Odeonsplatz muss für viele Millionen saniert werden - davor musste der Freistaat aber eine umstrittene Entscheidung treffen.

Von Jakob Wetzel

An den Anblick der verhüllten Frauenkirche haben sich die Münchner bereits gewöhnt, da verschwindet ein weiteres Wahrzeichen der Stadt hinter grauen Planen. Seit April wird die Theatinerkirche Sankt Kajetan eingerüstet. Ihre Schauseite zur Feldherrnhalle wird zwei Jahre lang verhüllt bleiben, insgesamt werden die Arbeiten gar bis 2018 dauern. Wenn alles fertig ist, wird die Kirche dafür heller strahlen als bisher: Denn zum ersten Mal seit 40 Jahren erhält sie einen umfassenden frischen Anstrich.

Die Arbeiten an den Kirchenmauern seien dringend notwendig, heißt es aus dem Staatlichen Bauamt. Sankt Kajetan ist demnach nicht nur stark verschmutzt, es bröckelt auch der Putz, Stuckverzierungen sind beschädigt, die Portalfiguren müssen restauriert werden. Außerdem sind zahlreiche Blechabdeckungen undicht, bei Regen durchfeuchten die Wände. Kirchenfenster und Portale müssen ebenfalls repariert werden.

Alle Reparaturen muss der Freitstaat zahlen

Und nicht nur die Fassade ist marode: Die Arbeiter müssen auch die Dachstühle verstärken. Das Kupferdach selbst ist zwar noch in gutem Zustand, es ist erst in den 1980er Jahren erneuert worden. Die Dachstühle aber wurden nach den Zerstörungen des Zweiten Weltkriegs mit sparsamen Mitteln zurechtgezimmert und müssen überholt werden. Bei der Gelegenheit werden dort zusätzlich Brandmelder eingebaut, ebenso eine Steigleitung für Löschwasser. In den Türmen werden die Treppen saniert. Und das nördliche Seitenportal wird barrierefrei umgestaltet, um Rollstuhlfahrern und Gehbehinderten den Zugang zur Kirche zu erleichtern.

Bezahlen muss all dies der Freistaat Bayern. In der Kirche wirken zwar Dominikanerbrüder als Seelsorger, die frühere Hofkirche ist aber nicht Eigentum des Ordens, sie gehört dem Staat. Die Kosten für die Bauarbeiten hat der Landtag im Herbst 2013 bereits bewilligt - insgesamt 8,65 Millionen Euro. Die Erzdiözese München und Freising beteiligt sich lediglich an den Kosten für die Denkmalpflege.

Die Kirche ist auch während der Bauarbeiten geöffnet

In einem ersten Schritt wird nun die 1765 bis 1768 von François Cuvilliés dem Jüngeren gestaltete Front-Fassade restauriert. Die Arbeiten sollen hier bis 2016 dauern, danach wandert die Baustelle zu den westlichen, dem Odeonsplatz abgewandten Bereichen der Kirche, zu Kuppel und Apsis.

Im Inneren der Kirche dagegen wird nicht gearbeitet. Hier gäbe es zwar ebenfalls Gestaltungsbedarf - der Altarraum ist im Grunde seit dem Wiederaufbau nicht mehr als ein Provisorium - aber technisch ist der Bau intakt, die jüngste Innen-Sanierung liegt erst rund zehn Jahre zurück. So bleibt die Theatinerkirche während der gesamten Bauarbeiten für Besucher frei zugänglich.

Die umstrittenste Entscheidung ist gefällt

Die wohl umstrittenste Entscheidung über die Gestaltung der Kirche steht bereits fest: An der gewohnten ockergelben Farbe wird sich nichts ändern. In der Vergangenheit war leidenschaftlich darüber diskutiert worden, ob die Theatinerkirche nicht in ein vermeintlich ursprünglicheres Steingrau getaucht werden sollte. Das Staatliche Bauamt hat deshalb eigens von 2006 bis 2009 in Archiven forschen und die Fassade untersuchen lassen, um zu klären, welche Fassadenfarbe wirklich authentisch ist. Ihr Ergebnis: Die Kirche war nach ihrer Fertigstellung stets in einem Gelbton gestrichen - zwar ursprünglich viel heller als heute, aber nicht grau.

Dass auf alten Gemälden dennoch zuweilen eine fast weiß wirkende Theatinerkirche zu sehen ist, liege daran, dass der Bau über fast ein Jahrhundert hinweg überhaupt nicht gestrichen war, sagt Anna-Maria Stubenrauch vom Staatlichen Bauamt: Die nach Plänen des Bologneser Baumeisters Agostino Barelli errichtete Kirche sei von 1675 an halb im Rohbau geblieben, weil es Streit über das Aussehen der Schaufront zur Residenz hin gab.

Cuvilliés habe sich schließlich für ein helles Ockergelb entschieden - und danach musste mit jedem neuen Anstrich der inzwischen an der Kirche klebende Dreck übermalt werden. So wurde die Kirche Schicht für Schicht immer dunkler. Mit dem Neuanstrich wird die Uhr nun ein Stück weit zurückgedreht - aber nicht zu sehr. Der neue Gelbton entspreche der Helligkeit aus den 1950er Jahren, sagt Stubenrauch. In einer Mitteilung des Bauamtes heißt es: "Die Kirche bleibt, wie sie war, allerdings sieht sie dann wieder sauber aus!"

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