Wasserball:Training vor der Sonntagsmesse

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Münchens Zweitliga-Wasserballer haben sich zur kommenden Spielzeit massiv verstärkt

Von michael fischer, München

Es ist ja eine alte Sportler-Weisheit, dass die Vorbereitung stets nur so gut war wie das erste Spiel der neuen Saison. Insofern überrascht es nicht, dass Ivan Mikic, Kapitän und neuerdings Spielertrainer der Wasserballer der SG Stadtwerke München, den Saisonstart der zweiten Bundesliga Süd am Samstag als Standortbestimmung sieht. Eine Standortbestimmung, bei der die SG allerdings nicht unbedingt als Favorit gilt. Denn der Gegner ist der letztjährige süddeutsche Pokalsieger und Tabellenzweite SV Ludwigsburg. "Ein Kracher, denn die haben Ambitionen aufzusteigen und sogar als eines der wenigen Teams einen bezahlten Trainer", sagt Mikic fast ein wenig neidisch.

Es sind Aussagen wie diese, die zeigen, dass Wasserball, auch in höheren Ligen, noch immer eine Nischensportart ist. Bei der SG tritt der bisherige Coach Viktor Sipos fortan aus beruflichen Gründen kürzer, den Posten übernimmt nun Mikic in Doppelfunktion. Als erste Amtshandlung hat er das wöchentliche Training von zwei auf drei Einheiten ausgeweitet, eine Einheit findet wegen fehlender Hallenzeiten sonntags um 9 Uhr statt. "Für unsere Jungen ist das teilweise schon ein Problem", sagt Mikic, "quasi direkt nach der Disko und vor der Sonntagsmesse." Aber es geht nun einmal nicht anders.

Nun in Doppelfunktion bei Münchens Wasserballern: Kapitän und Spielertrainer Ivan Mikic ist vor der kommenden Zweitliga-Saison optimistisch. (Foto: Claus Schunk)

Die "Jungen", das sind die beiden Eigengewächse German Kulnevsky und Niklas Trommer, die erste Erfahrungen in der Bundesliga sammeln sollen. Sie gelten als wertvolle Ausnahmen im Klub, denn trotz der beachtlichen Zahl von knapp 100 Jugendlichen beklagt Mikic, dass "nur wenig hochkommt". Es ist schwer, die Jugend in einem Sport zu motivieren, der - auch finanziell - wenig Perspektiven bietet. Viele Junioren springen in der Pubertät ab.

Freude bereitet Mikic aber die neue "Breite des Kaders", die er mantraartig wiederholt. 23 Spieler stehen auf der Meldeliste, die auch "alle im Rhythmus sind und von der Bank angreifen können", wie Mikic betont. Aus Belgrad kehrt David Milosavljevic zurück an die Isar. Auf der Torwartposition kommt in Robert Idel ein erstligaerfahrener Akteur vom SV Neustadt, Centerverteidiger Felix Ottke aus Bochum will in München studieren. Der spanische Zugang Ignacio Marián sei ein "dritter starker Linkshänder", sagt Mikic, außerdem kommt in Ahmed Yasser ein gebürtiger Ägypter aus Augsburg, der vor allem durch seine Schnelligkeit überzeugen soll.

In einer "ausgeglichenen Liga" stechen laut Mikic nur Absteiger Fulda, Würzburg und der nächste Gegner Ludwigsburg hervor. Drei Spiele stehen in diesem Jahr noch an. Danach beginnen die Vorbereitungen auf den Höhepunkt im Februar: Erstmals werden die Wasserballer das eher düstere Schulbecken in Giesing gegen die Olympiaschwimmhalle eintauschen. "Wenn alles klappt, werden wir auch in Zukunft öfter dort spielen", sagt Mikic: "Wir brauchen die Präsenz in der Öffentlichkeit." Damit auch alles klappt, braucht es gute Vorbereitung. Mikic weiß das.

© SZ vom 14.11.2014 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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