Volleyball:Zum Haare raufen

Lesezeit: 2 min

TSV Grafing unterliegt beim Zweitligaauftakt dem ASV Dachau in fünf Sätzen

Von Fabian Swidrak, Grafing

Die Haare von Adrian Zoppelt mussten am Samstagabend einiges aushalten. Immer wieder raufte sich der Trainer des TSV Grafing entsetzt die graue Mähne. Zu viele Abstimmungsprobleme, zu viele leichte Fehler: Mit der Leistung seiner Mannschaft zum Saisonauftakt der zweiten Volleyball-Bundesliga gegen den ASV Dachau war er überhaupt nicht zufrieden. Auch der Trost seiner Frau nach dem Spiel konnte Zoppelt nur wenig besänftigen. "Im ersten Satz haben wir zehn Aufschlagfehler gemacht", ärgerte sich der 56-Jährige und wiederholte ungläubig die Zahl. "So viele wie Dachau insgesamt."

Zwar wurde es am Ende noch einmal richtig spannend, aber auch der starke Felix Langer, der vor allem wegen seiner insgesamt 34 Punkte zurecht zum MVP der Grafinger gewählt wurde, konnte die 2:3-Niederlage (25:27, 21:25, 25:18, 25:18, 11:15) seines Teams im entscheidenden fünften Satz nicht verhindern. Ganz im Gegenteil: Er war es, der den Ball ins Aus schlug und Dachau damit drei Matchbälle bescherte. "Wir haben viele junge Spieler, und die Mannschaft wird sicher noch wachsen, aber ich habe trotzdem den Anspruch, dass die Jungs umsetzen, was ich von ihnen verlange. Das hat heute leider nicht geklappt", sagte Zoppelt, der in Person von Michael Zierhut anfangs nur eine seiner zahlreichen Neuverpflichtungen auf das Feld schickte. Bei Dachau standen in Markus Pielmeier und Florian Mayrhofer, der aus der eigenen Nachwuchsabteilung stammt, gleich zwei Neue in der Startformation. Nemanja Nikolic, dessen Verpflichtung den ASV eine ordentliche Stange Geld kostete, saß dagegen die meiste Zeit auf der Ersatzbank. "Er ist leider noch nicht richtig fit", begründete Trainer Klaus Dammann seinen kurzen Auftritt. "Dennoch bringt er super viel Erfahrung in die Mannschaft." In Serbien sammelte der Zuspieler auf Klubebene bereits internationale Erfahrung. "Junge Leute wie Mayrhofer und dazu solche alten Hasen: Das ist schon eine sehr luxuriöse Mischung, die wir dieses Jahr haben", freute sich Dammann.

Grafing, hier Matthias Schütze, hat nichts unversucht gelassen. (Foto: Peter Hinz-Rosin)

Auf welches Potenzial der ASV in dieser Saison zurückgreifen kann, demonstrierte die Mannschaft zu Beginn des Spiels. Zwar stand es im ersten Satz bereits 13:16 aus Sicht der Grafinger, als Dachau zum ersten Mal mit drei Punkten vorn lag, ein Führungswechsel gelang den Gastgebern aber nicht mehr. Im zweiten Durchgang hatten die Dachauer beim Stand von 24:20 dann gar vier Satzbälle. "Anfangs haben wir sehr konstant gespielt, mit den Sätzen drei und vier kann ich aber nicht zufrieden sein", monierte Dammann. Tatsächlich schalteten seine Spieler mit der komfortablen Führung im Rücken einen Gang runter und brachten Grafing so zurück ins Spiel. Besonders Langer sammelte Punkt um Punkt und machte die Aufholjagd des TSV so erst möglich. "Als Trainer kannst du da fast nichts machen", sagte Dammann über den Leistungsabfall. "Man hat deutlich gesehen, dass wir noch viel zu tun haben."

Auch Pielmeier, der in Haching und Rottenburg bereits reichlich Erstligaerfahrung sammelte, ließ gegen Ende des Spiels nach. Im vierten Satz schlug er zunächst zwei Bälle nacheinander ins Aus, ehe er den entscheidenden Aufschlag nicht über das Netz brachte. "Ich habe sicher noch Luft nach oben. Aber so lange es besser wird, ist alles gut", sagte der Zwei-Meter-Hüne über sein Pflichtspiel-Debüt für Dachau. Ähnlich sah es auch Dammann: "Er braucht noch Zeit, um anzukommen. Aber er ist ein kompletter Spieler und kann hier zu einer echten Führungsfigur reifen."

Was soll man schon ausrichten, wenn der Gegner vier Arme hat? Dachaus Florian Mayrhofer erweckt zumindest auf dem Foto diesen Eindruck. (Foto: Peter Hinz-Rosin)

Was man in jedem Fall sagen kann: Das Derby zum Auftakt der neuen Zweitliga-Spielzeit hat Lust gemacht auf mehr. Bis zum nächsten lokalen Schlagabtausch wird allerdings einige Zeit vergehen, sind Grafing und Dachau nach dem Aufstieg der Herrschinger doch die einzigen beiden in Liga zwei verbliebenen Klubs aus dem Raum München. "Interessierte von Spitzenvolleyball wandern jetzt eben von Haching nach Herrsching", glaubt Dammann, der also nicht an große Auswirkungen auf die Zweitligisten glaubt. Jugendspieler aus der Region fördern und formen, das haben sich beide Vereine auf die Fahne geschrieben. "Wir müssen den Jungs zeigen, dass man hier hochklassigen Volleyball spielen kann."

© SZ vom 22.09.2014 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
Zur SZ-Startseite

Lesen Sie mehr zum Thema

Jetzt entdecken

Gutscheine: