Volleyball:Über Soll

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Angeschlagen: Lohhofs Zuspielerin Stefanie John. (Foto: Robert Haas)

Lohhofs Volleyballerinnen spüren im Spitzenspiel keinen Druck

Von Sebastian Winter, München

Jürgen Pfletschinger vertreibt im Hauptberuf Bürobedarf, "Sie sind der Sieger, weil Ihre Zufriedenheit für uns das Wichtigste ist", steht auf seiner Homepage. Diesen Satz kann man derzeit wunderbar auf Lohhofs Zweitliga-Volleyballerinnen übertragen, deren Trainer Pfletschinger seit 16 Monaten ist. Denn der Coach ist in diesen Wochen sehr zufrieden mit seiner Mannschaft, die immerhin sieben von neun Spielen gewonnen hat - und hinter Offenburg auf dem zweiten Platz steht.

Am Samstag (19.30 Uhr) kommt es in dem mittelbadischen Städtchen, das wenige Kilometer von Straßburg entfernt liegt, zum Vergleich der momentan besten Klubs der Liga. Und Pfletschinger sagt: "Ich fühle mich gerade sehr wohl auf unserer Position. Das ist mehr, als wir gedacht haben. Wir fahren also ganz entspannt dorthin." Obwohl Offenburg bereits vier Punkte vor Lohhof liegt - und bei einem Sieg einen großen Schritt in Richtung Meisterschaft machen kann.

Lohhof hat nicht vor aufzusteigen, der Klub möchte sich künftig noch mehr der Ausbildung von Talenten widmen und erst einmal nicht mehr das Wagnis Erstligaaufstieg eingehen. "Das ist nicht unsere Philosophie und auch nicht möglich mit unserem Etat und nur mit eigenen Spielerinnen", sagt Pfletschinger. Das Skurrile an der Situation ist, dass Offenburg auch nicht aufsteigen möchte, wie VCO-Präsident Fritz Scheuer kürzlich in einem Interview betonte. Die Situation verdeutlicht, wie sehr die Schere zwischen dem Oberhaus und der zweithöchsten Spielklasse mittlerweile auseinanderklafft.

Pfletschinger macht sich darüber keine Gedanken, er hat sich am Freitag lieber Videos des Gegners angeschaut. Zwei starke Spielerinnen sind ihm dabei aufgefallen: Die US-Amerikanerin Jeane Horton, Außenangreiferin und "ein Sprungwunder, das eine Angriffsquote von 90 Prozent hat", wie Lohhofs Trainer sagt. Und Richarda Zorn. Offenburgs Zuspielerin war bis zum vergangenen Sommer Managerin des SVL, danach zog es sie aus beruflichen Gründen in ihre Heimat zurück. Nun lenkt Zorn höchst erfolgreich das Offenburger Spiel. "Sie ist die zentrale Figur dort. Die Fäden in der Hand zu haben, das liegt ihr im Blut", sagt Pfletschinger, der hingegen einige Probleme auf dieser so wichtigen Position hat - weil beide Stellerinnen angeschlagen sind. Lisa Keferloher plagen Rückenprobleme, Stefanie John laboriert an einer Daumenverletzung. "Eine wird schon spielen können", sagt Pfletschinger. Wenn nicht, hat er noch einen Plan C im Hinterkopf, den er nicht verraten möchte.

Sollte Offenburg gegen Lohhof gewinnen, wäre es der zehnte Sieg im zehnten Spiel, Teammanager Florian Scheuer müsste seinen seit September sprießenden Bart weiter wachsen lassen. Eines ist ohnehin gewiss: Offenburg ist dank des Punktevorsprungs unabhängig vom Ergebnis auch nach dem Wochenende weiter Spitzenreiter. Lohhof sieht auch das: ganz entspannt.

© SZ vom 28.11.2015 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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