Volleyball:Suche nach dem Mörder

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"Sie hat heute den Unterschied gemacht": Zuspielerin Lisa Keferloher strukturierte das Spiel des SV Lohhof. (Foto: Claus Schunk)

Zweitligist Lohhof hat im Derby gegen die DJK München-Ost den längeren Atem

Von Max Ferstl, Unterschleißheim

Beim SV Lohhof gehört es seit Langem dazu, dass die Spielerinnen vor der Partie kleine Geschenke verteilen. Am Samstagabend vor dem Zweitliga-Derby gegen die DJK Sportbund München-Ost kündigt also der Hallensprecher einen Namen an. Die Spielerin läuft auf das Volleyballfeld und wirft unter großem Hallo Bonbons und Teddybären auf die Tribüne. Das erfreut die Zuschauer und ist zugleich der günstigste Zeitpunkt der Partie, etwas zu verschenken.

Eine Stunde später sind sämtliche Bonbons aufgesammelt. Die Zuschauer, die einen Plüschbären ergattern konnten, halten diesen fest umklammert. Es ist spannend: Das Spiel hat die entscheidende Phase erreicht, 1:1 steht es nach Sätzen. Der dritte Durchgang ist auf der Zielgeraden. Die Ballwechsel sind lang und zäh, kein Team will einen Fehler machen. Doch plötzlich patzen die Gäste beim einzigen Schlag, den man im Volleyball ungestört ausführen darf: Drei Mal segelt der Aufschlag ins Netz. Lohhof gewinnt den Satz 25:22 und anschließend locker die Partie (14:25, 25:13, 25:22, 25:9). DJK-Trainer Bastian Henning klagt: "Das waren drei Geschenke." Lohhof muss dafür ähnlich viel tun wie das Publikum. "So was nehmen wir natürlich gerne", sagt Kapitänin Sonja Auer.

Die Saison verläuft für Lohhof bisher so lala. Es gab Niederlagen gegen die Spitzenteams aus Stuttgart, Straubing und Neuwied. Hinzu kommen Siege gegen Bad Soden und nun gegen die bislang sieglose DJK. "Das sind die Spiele, die wir gewinnen müssen", findet Jürgen Pfletschinger. Lohhofs Trainer hatte im Sommer einen ähnlichen Umbruch zu moderieren wie Henning beim Sportbund. Das finanziell potente Sonthofen hat sich beim Tabellenvierten (Lohhof) und Fünften (München-Ost) ausgiebig bedient: Von der DJK kamen Sabrina Karnbaum und Loraine Henkel, aus Lohhof Tamara Zeller, Marion Mirtl und Carolin Strobl. Die DJK verlor ihre Säulen im Angriff, Lohhof obendrein das solide Fundament in der Annahme. Außenangreiferin Mirtl und Libera Zeller hätten "alleine die Annahme geschmissen", sagt Pfletschinger. "Klar, dass solche Abgänge Lücken hinterlassen."

Lohhofs erster Ball wackelte im ersten Satz bedenklich. Die Bälle, die eigentlich für Zuspielerin Stefanie John bestimmt waren, flogen wild durch die Halle wie zuvor die Bonbons und die Teddys. "So dürfen wir uns nicht verkaufen", meinte Pfletschinger. Im Gegensatz zu Henning verfügt Lohhofs Trainer über mehr Alternativen. Er brachte Zuspielerin Lisa Keferloher, die ein Stück größer ist und dadurch auch an unpräzise Bälle besser herankommt. Keferloher gelang es, das Spiel zu strukturieren. "Sie hat heute den Unterschied gemacht", sagte Henning.

Immer wieder riss Keferloher den gegnerischen Block auseinander und eröffnete ihren Angreiferinnen gute Möglichkeiten. Das Problem: Die Angreiferinnen schafften es trotzdem selten, direkte Punkte zu erzielen. "Uns fehlt die Durchschlagskraft", findet Pfletschinger, er sagt: "Uns fehlt ein Mörder." Jemand, der den Punkt holt, egal wie Ball und Block stehen. Marion Mirtl war so eine Spielerin.

Die DJK hat dasselbe Problem. Carolin Lauche hätte zwar den nötigen Zug im Arm, glaubt ihr Trainer Bastian Henning. Doch die Außenangreiferin plagt derzeit eine Verletzung am Sprunggelenk.

Wenn kein Team konstant im Angriff punktet, entscheiden die Fehler. Dann gewinnt derjenige, der weniger Geschenke verteilt. "Wir trainieren für Zweitligaverhältnisse sehr viel", erklärt Pfletschinger: "Das macht die Spielerinnen nicht größer, das lässt sie nicht härter schlagen. Aber so werden sie sicher."

© SZ vom 31.10.2016 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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