Volleyball:Frisch vermählt

Lesezeit: 1 min

Zweite Wahl: Innerhalb von 48 Stunden springt Aleksandar Milovancevic als Ersatz für Jan Pokersnik ein. Dafür verkürzte der 30-jährige Serbe sogar spontan seine Hochzeitsfeier. (Foto: oh)

Herrsching muss umplanen: Serbe Milovancevic ersetzt Slowenen Pokersnik

Von Andreas Liebmann, Herrsching

Die Schwärmer waren sich einig. "Jan ist wie ein Traumlos", sagte Trainer Max Hauser, "wir hatten zur richtigen Zeit den richtigen Kontakt und konnten zuschlagen." Teammanager Fritz Frömming jubelte, Herrschings Volleyballer hätten einen "Spieler von europäischem Top-Format" bekommen. André Bugl, verantwortlich für die Pressearbeit des Erstligisten, nannte den Neuen schlicht "eine echte Granate". Die Rede war von Jan Pokersnik, 26, slowenischer Nationalspieler, hinter dem viele her waren, auch potentere Klubs als der vom Ammersee. Doch ausgerechnet dem sagte Pokersnik zu. Damals, im Mai.

Vor einer Woche war Pokersnik dann erschienen, doch er kam alles andere als granatenmäßig hereingeplatzt. "Man hat gemerkt, dass irgendwas nicht stimmt", sagte Frömming. Der Neue habe herumgedruckst. Und schließlich, nach dreistündigem Gespräch, sei klar gewesen, dass "nachvollziehbare private Gründe" gegen Pokersniks Engagement in Herrsching sprachen. Man habe den Vertrag dann einvernehmlich aufgelöst. "Es hätte auch gar nichts genutzt, darauf zu pochen, ich will ja motivierte Spieler hier haben", erläuterte Frömming. Und versicherte: "Alles gut."

Das kann er vor allem deshalb guten Gewissens sagen, weil auch ein anderer zur richtigen Zeit am richtigen Ort gewesen ist, nämlich der Serbe Aleksandar Milovancevic. Wie Pokersnik ist er Außenangreifer und kommt von einem Schweizer Erstligisten, in diesem Fall dem VBC Einsiedeln, bei dem er der drittbeste Scorer der Liga war. Pokersnik hatte zuletzt für Lugano in der Champions League gespielt, Milovancevic hat immerhin CEV-Cup-Erfahrung. Mit 30 ist er wohl nicht mehr so formbar, wie Trainer Hauser das bei Pokersnik erwartet hatte, zudem ist der Serbe mit 1,94 Meter sechs Zentimeter kleiner, dennoch ist er in der aktuellen Lage ein Glücksfall. Er hatte ein Probetraining in Herrsching absolviert, als der Kader bereits voll war. Da er aber einen guten Eindruck hinterlassen habe, seien sie in Kontakt geblieben, so Hauser. Dann ging alles ganz schnell: Am Dienstag war Vertragsauflösung, am Mittwoch meldete sich Herrsching bei Milovancevic, am Freitag saß der Serbe im Flieger nach München, rechtzeitig zum Trainingslager. Wie motiviert er ist, erfuhr Frömming erst später. Am Donnerstag hat der Neue nämlich noch geheiratet. Die Feier geriet etwas kürzer als geplant.

© SZ vom 20.09.2016 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
Zur SZ-Startseite

Lesen Sie mehr zum Thema

Jetzt entdecken

Gutscheine: