Volleyball:Drei Euro Eintritt

Lesezeit: 2 min

Nach ihrem erstaunlichen Aufstieg in die dritte Liga sind die Volleyballer die erfolgreichste Mannschaft des SV-DJK Taufkirchen.

Von Sebastian Winter, Taufkirchen

Es war ein Herzschlagfinale, damals im März, vor knapp sieben Monaten. Eines, das den Namen verdiente, weil es dramatischer kaum hätte sein können. Die Volleyballer des SV/DJK Taufkirchen und des MTV München traten am letzten Spieltag in der Regionalliga zum Fernduell um die Meisterschaft an. Taufkirchen war Tabellenführer, der MTV Zweiter, exakt ein Punkt und zwei Sätze trennten die Kontrahenten, die beide zuvor jeweils 15 Spiele gewonnen und vier verloren hatten. Und was machte Taufkirchen? Gewann sein Auswärtsspiel zum Saisonfinale - wie auch der MTV - fast im Vorbeigehen mit 3:0. Ein solches Nervenkostüm muss man erst einmal besitzen im Aufstiegskampf. Vor allem als Mannschaft, die in der Regionalliga bislang fast nur gegen den Abstieg spielte. "Die dritte Liga war kein Ziel von uns. Der Aufstieg war eigentlich eine Sensation", sagt Volleyball-Abteilungsleiter Rainer Nickel.

Die Geschichte Taufkirchens ist außergewöhnlich, allein schon deshalb, weil der Klub bislang weder mit den Volleyballern noch mit einer anderen Mannschaft in der dritten Liga spielte. Die Volleyballer sind nun mit Abstand die erfolgreichste Liga-Mannschaft des 1962 als Fußballverein gegründeten SV Taufkirchen, der im Herbst 2000 mit der DJK zum heutigen Klub verschmolz. Einem Verein, der stark auf den Breitensport schaut und sich nun zugleich einen Drittligisten gönnt - und das in direkter Nachbarschaft zur in den Profisport zurückgekehrten Volleyball-Hochburg Unterhaching. Ihre Drittliga-Premiere Mitte September in Oelsnitz (0:3) vor immerhin 400 Zuschauern hätten sie sich allerdings anders vorgestellt, dafür gewannen die Taufkirchener ihr erstes Heimspiel gegen Marktredwitz am Samstag mit 3:1 - um dann in Gotha 1:3 zu verlieren. Der SV-DJK muss erst einmal ankommen in der 3. Liga.

Ziel ist der Klassenerhalt. "Die zweite Liga wäre für uns finanziell ein bisschen zu hoch."

Schon bei der Vorbereitung hatten sie gespürt, dass der Aufstieg einen gehörigen Mehraufwand mit sich bringt. Neuerdings brauchen sie einen Hallensprecher (das übernahm zum Heimauftakt die Freundin eines Spielers), einen Verpflegungsstand für Zuschauer, eine Musikanlage. Dazu drei Ballroller und zwei Wischer. Außerdem müssen sie nun gemäß den Ligarichtlinien Eintritt verlangen. Momentan sind das drei Euro, inklusive Getränk. "Wir brauchen mehr Zuschauer", sagt Taufkirchens Spielertrainer Zied Chalghmi, der vor sechs Jahren fürs Studium von Tunesien nach München kam. Vielleicht 40 Fans haben zum Heimauftakt den Weg in die Sporthalle der Volleyballer gefunden. Oelsnitz ist also noch weit entfernt. Der Wunsch sind 100 Fans in eigener Halle.

Vom Profitum sind sie in Taufkirchen also noch weit entfernt, das sagt auch Abteilungsleiter Nickel. Die neuen Trikots und die Fahrtkosten zahlt die Abteilung, "und die Spieler sind reine Amateure, die das aus purer Freude machen". Man kann Nickel das durchaus glauben, denn selbst in der zweiten Liga verdienen Volleyballer - wenn überhaupt - allenfalls dreistellige Monatsbeträge. Auch deshalb musste Nickel den ohnehin übeerschaubaren Etat kaum anheben für die höhere Liga. Nach Gotha - mit 400 Kilometern die weiteste Reise dieser Saison - durften sie im Kleinbus der Gemeinde fahren.

Auch der Kader ist recht unorthodox. Fast alle Spieler sind Münchner, die zu den drei wöchentlichen Trainingseinheiten raus in den Süden nach Taufkirchen fahren. Drei Neue sind hinzugekommen, unter anderem Mittelblocker Felix Böing (Dachau). Julian Prange, der auch die Pressearbeit macht, spielte schon in der vergangenen Aufstiegssaison für den SV-DJK. Der Mittelblocker aus Halle/Westfalen hatte nach seinem Umzug nach München eine Kontaktanzeige "Spieler sucht Mannschaft" geschaltet - prompt meldete sich Nickel. Und bot Prange an, dass er problemlos zwei Wochen auf seiner Couch schlafen könne, wenn es bei der Wohnungssuche hapern sollte. So entwickelte sich ein eingeschworenes Team, dessen Stärke das schnelle Spiel über die Mitte ist. Und das erst einmal nicht mehr aufsteigen möchte. "Die zweite Liga wäre für uns finanziell ein bisschen zu hoch", sagt Trainer Chalghmi. Ziel ist der Klassenerhalt. Genauso wie im vergangenen Jahr.

© SZ vom 12.10.2017 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
Zur SZ-Startseite

Lesen Sie mehr zum Thema

Jetzt entdecken

Gutscheine: