Volleyball:Alter Neuling

Lesezeit: 2 min

"Ich hatte gute Passagen, aber auch schlechte": Stefan Chrtiansky steht für den Erfolg der Alpenvolleys Tirol-Haching, die 3:1 gewinnen.

Auch im Ess- und Trinkzelt in der Ecke überragt Stefan Chrtiansky junior die meisten Mitmenschen. 2,07 Meter ist der Außenangreifer lang, nun hält er Smalltalk in der Universitäts-Sporthalle neben dem Innsbrucker Flughafen. Gerade noch hat der kantige, kräftige Slowake den letzen Ballwechsel einer selbst für ihn, den weit gereisten Profi, besonderen Partie erlebt. Das 3:1 (25:19, 25:13, 23:25, 25:18) gegen die Bisons aus Bühl war am Samstag ja das erste Heimspiel der Alpenvolleys, dieser Co-Produktion aus Innsbruck und Unterhaching, in der Bundesliga. Und Chrtiansky sagt, auf die Frage, ob er zufrieden sei mit seiner Leistung: "Jein. Ich hatte gute Passagen, aber auch schlechte. Es war schon ein bisschen Nervosität dabei."

Gerade deswegen steht Chrtiansky, 28 und ganz nebenbei der Sohn des Alpenvolleys-Trainer Stefan Chrtiansky, für diese Mannschaft. Die ja auch bei der Auftakt-Niederlage in Friedrichshafen sehr nervös war, gegen Bühl aber schon weniger. Der Außenangreifer war nicht bester Scorer wie der kanadische Zugang Paul Verhoeff. Er griff nicht so überragend an wie der brasilianische Mittelblocker Pedro Frances und glänzte im vierten Satz auch nicht mit einer umwerfenden Aufschlagserie wie der Belgier Igor Grobelny, der die Bisons damit quasi alleine erlegte. Aber Chrtiansky kennt den Klub und sein Innenleben wie kaum ein anderer - und er blockierte, wie man in Innsbruck sagen würde, Bühls Angriffe viermal direkt auf den gegnerischen Boden. Das gelang an diesem Abend keinem anderen Spieler.

"Am Ende sind unsere Zuschauer lieber Skifahren gegangen."

Der Slowake Chrtiansky kam als Zehnjähriger mit seiner Familie nach Innsbruck, bei den Volleyballern machte er alles: Balljunge, Wischer, DJ, alleine drei Jahre schlüpfte er ins Fell des Maskottchens Willi Wiesel. Mit 17 schaffte er es ins Erstliga-Team. Sechs Jahre später zog er aus nach Italien, zum Vorzeigeklub Trentino, danach spielte er in Nantes - und riss sich das Kreuzband. Chrtiansky kehrte demütig zurück nach Innsbruck - die Identifikationsfigur war wieder zuhause. Und langweilte sich mit ihrer Mannschaft ein wenig in der österreichischen Liga, in der sie in den letzten vier Jahren kein Spiel mehr verloren. "Wir waren so siegesverwöhnt, dass die Zuschauer am Ende lieber Skifahren gegangen sind als sich unsere Spiele anzuschauen. Jetzt wissen wir vor den Spielen nicht, ob wir gewinnen", sagt Chrtiansky.

Als Alpenvolleys haben sie nun neue Reize in der deutschen Liga. Und dass aus der Münchner Vorstadt ein paar Dutzend Fans samt Trommeln und Ratschen und riesigen Plastik-Hämmern angereist sind, freut auch Chrtiansky. Er hat früher oft gegen Unterhaching gespielt, bevor 2013 das Profi-Aus für die Hachinger kam. "Sowieso gut" findet Chrtiansky die neue Kooperation. Und er hofft auf ein paar mehr Zuschauer als jene rund 700 in Innsbruck, die das Spiel gegen Bühl verfolgten, wenn die Alpenvolleys in drei Wochen erstmals in Unterhaching spielen. "Ich weiß, wie heiß es dort zugehen kann", sagt Chrtiansky über seine künftige zweite Heimat.

© SZ vom 23.10.2017 / sewi - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
Zur SZ-Startseite

Lesen Sie mehr zum Thema

Jetzt entdecken

Gutscheine: