Volleyball:Alpine Allianz

Lesezeit: 3 min

Neun Nationen Arm in Arm: Ob Pole wie Igor Grobelny (links vorne), Slowake (Stefan Chrtiansky jr., Mitte hinten) oder Kanadier wie Rudy Verhoeff (rechts) - "die Mannschaft hat sich gefunden", sagt ihr Trainer. (Foto: Andreas Pranter/imago)

Die AG aus Haching und Tirol ist in der Bundesliga angekommen. Einen Spieltag vor Saisonschluss ist sogar das Wunsch-Viertelfinale gegen Düren nah.

Von Julian Ignatowitsch, Unterhaching

Das beste Spiel der Saison? Stefan Chrtiansky wollte sich nicht festelegen. "Wir haben zuletzt viele sehr gute Spiele gemacht", sagte er stattdessen selbstbewusst. Der Trainer und seine Mannschaft saßen zu diesem Zeitpunkt schon im Teambus auf der Rückreise von Rüsselsheim nach Innsbruck. Chrtiansky klang entspannt, hinter ihm lachte ein Spieler. "Wir sind mittlerweile angekommen in der Bundesliga", stellte der Slowake fest.

Nach dem überraschenden 3:2 (22:25, 25:22, 25:16, 20:25, 15:10)-Auswärtssieg bei den United Volleys Rhein-Main haben die österreichisch-bayerischen Alpenvolleys, die ihre erste Saison in der deutschen Bundesliga spielen, ihr Saisonziel fast erreicht. Auf Platz fünf steht der Verein mit den Standorten Innsbruck und Unterhaching, entsprechend der Zielsetzung von Manager Hannes Kronthaler. Auch der spricht mittlerweile von einem "starken ersten Jahr".

Igor Grobelny, mit 22 Punkten wieder einmal bester Angreifer, wird schon zum achten Mal MVP

Nach etwas holprigem Saisonstart mit zwei Niederlagen beim Lokalrivalen TSV Herrsching haben die Alpenvolleys in der Rückrunde eine Serie hingelegt und sechs der vergangenen sieben Partien gewonnen. Dabei haben sie bis auf die beiden Spitzenteams Friedrichshafen und Berlin jeden Gegner geschlagen.

Beim Gastspiel gegen Frankfurt setzten sich die Alpenvolleys mal wieder im Tie-Break durch. Mal wieder behielten sie die Nerven. Mal wieder zeigte die Mannschaft Moral und Kampfgeist. Zwei Punkte waren der Lohn. Die direkten Konkurrenten Düren, Herrsching und Lüneburg hatte man zuletzt auf ähnliche Weise besiegt. Jetzt also die favorisierten Frankfurter, den Tabellendritten. Schon im Hinspiel in Unterhaching hatten die Alpenvolleys gezeigt, dass sie mithalten können, damals aber noch mit 2:3 im Tie-Break verloren. "Die Abläufe funktionieren jetzt viel besser", erklärte Chrtiansky. "Zwischen Annahme und Zuspiel, zwischen Zuspiel und Angriff - die Mannschaft hat sich gefunden." Unterhaching gehört auf Anhieb zur erweiterten Spitze der Bundesliga, die zwischen Platz drei (37 Punkte) und acht (Bühl/28) so ausgeglichen ist wie nie zuvor. Schon bald könnte man sich als dritte Macht hinter dem Spitzenduo etablieren.

Der Pole Igor Grobelny zeigte erneut eine überragende Partie mit 22 Punkten, präzisen Annahmen und einer fast schon unheimlichen Quote von 71 Prozent erfolgreich abgeschlossener Angriffe. Er wurde bereits zum achten Mal in dieser Saison zum wertvollsten Spieler (MVP) seines Teams gewählt. Die Hachinger bemühen sich derzeit, den Vertrag mit dem 24-Jährigen zu verlängern. Jeder Sieg ist ein Argument im Werben um Top-Spieler. Dazu kann Trainer Chrtiansky schon jetzt in seinem ausgeglichenen Kader auf jeder Position gleichwertig wechseln, was ihm diesmal im Mittelblock zugute kam. Der Tscheche Marek Beer ersetzte ab dem dritten Satz Kapitän Duarte Souza da Silva und war neben Grobelny mit fünf Blocks und seiner energischen Art hauptverantwortlich für den Erfolg. Auch der Ausfall von Stefan Chrtiansky jr. fiel dank der guten Leistung von Ersatzangreifer Bartosz Pietruczuk gar nicht weiter auf.

Dass ein Team mit fast ausschließlich internationalen Akteuren aus neun verschiedenen Nationen - nur ein Deutscher und ein Österreicher stehen im Kader - so gut harmoniert, ist nicht selbstverständlich. Der erfahrene Trainer Chrtiansky hat es geschafft, seine Spieler zu einer funktionierenden Einheit aus emotionalen Führungsspielern wie dem Brasilianer Pedro Frances und besonnenen Leistungsträgern wie dem Kanadier Rudy Verhoeff zusammenzufügen. Die Alpenvolleys können damit auch in den Playoffs, die in zwei Wochen starten, anspruchsvoll denken. Bei einem Sieg am letzten Spieltag gegen den Vorletzten Rottenburg (Samstag, 19 Uhr, Innsbruck), den der Trainer als "Pflicht" voraussetzt, hieße der Gegner dann Düren. "Die haben wir in dieser Saison zweimal geschlagen, die liegen uns", sagt Chrtiansky. Manager Kronthaler wünschte sich deshalb schon vor Wochen ebendiese Viertefinalpaarung.

Die Möglichkeit, das Saisonziel mit der Teilnahme am Playoff-Halbfinale sogar noch zu übertreffen, klingt in diesen Tagen immer wieder mal an in Innsbruck/Unterhaching. "Wenn du gewinnst, ist eben alles leichter", sagte Chrtiansky und erzählte noch ein wenig von den intensiven Trainingseinheiten, die derzeit "fast von alleine laufen". Selbst die langen Busfahrten quer durch Deutschland schlagen nicht auf die gute Stimmung. "Geplante Ankunft 4.30 Uhr morgens", sagte Chrtiansky zum Schluss und lachte beschwingt. "Überhaupt kein Problem."

© SZ vom 20.03.2018 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
Zur SZ-Startseite

Lesen Sie mehr zum Thema

Jetzt entdecken

Gutscheine: