Volleyball:Ab in die Therme

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Kaum ein Durchkommen: Die Herrschinger stehen frustriert hinter dem Netz. Ihre Angriffsquote war zu schlecht, um in Düren bestehen zu können. (Foto: Franz Xaver Fuchs)

Herrschings Volleyballer sind auch in Düren chancenlos. Immerhin spielt erstmals Diagonalmann Matt Tarantino

Von Sebastian Winter, Herrsching

Als Herrschings Volleyballer im zweiten Satz ihrer Erstliga-Partie in Düren schon 10:17 hinten lagen, hatte Trainer Max Hauser genug gesehen. Er wechselte seinen Zuspieler Patrick Steuerwald und Diagonalangreifer Julius Höfer aus und brachte Steller Tobias Neumann sowie Matt Tarantino - jenen US-Spieler, der bislang wegen einer Knieverletzung kein einziges Mal für seinen neuen Klub auflaufen konnte. Danach herrschte erst einmal pure Konfusion. Nicht bei den Spielern, sondern am Anschreibertisch, dort also, wo die Aufstellungen der Mannschaften, die Punkte und etwaige Sanktionen auf einem großen Bogen Papier notiert werden.

Ein offenbar fehlerhafter Eintrag führte zu einer mehrminütigen Unterbrechung, Spieler wie Herrschings Libero Ferdinand Tille standen ratlos mit verschränkten Armen auf dem Feld, die Trainer tauschten sich an der Seitenlinie aus, der Schiedsrichter kletterte von seinem Podest und versuchte zu helfen. "So etwas habe ich noch nie erlebt", sagte Hauser, und fügte scherzhaft an: "Ich habe ja dafür plädiert, dass der Satz wieder bei 0:0 beginnt." Irgendwann aber war das Problem behoben und das Spiel ging exakt dort weiter, wo es aufgehört hatte, was keine gute Nachricht für die Gäste war. Sie verloren den Satz klar mit 16:25, die beiden anderen endeten jeweils 20:25 aus Herrschinger Sicht. 0:3 also beim Favoriten, den Hausers Mannschaft im Pokal-Viertelfinale aber noch bezwungen hatte - gegen den sie an diesem Samstagabend aber chancenlos war. "Wir sind grade ziemlich enttäuscht, das war ein schlechter Abschluss", sagte Hauser.

Vor allem ärgerten ihn die "unheimlich vielen Annahme- und Angriffsfehler", die seinen Spielern in Düren wie schon in der Partie gegen Bühl unterlaufen waren. Gerade auf Tom Strohbach prasselten Dürens Aufschläge gnadenlos ein. Hinzu kam Dürens starker Block. Allein dem deutschen Nationalspieler Michael Andrei gelangen in diesem Bereich sechs Punkte, alle Herrschinger zusammen kamen auf die Hälfte. Auch den wieder einsatzfähigen und im Angriff ordentlichen Mittelblockern Roy Friedrich und Peter Ondrovic gelang an diesem Abend in ihrer Kerndisziplin nicht viel. Und die Aufschläge, eigentlich ein Schlüsselelement in Herrschings Spiel, verpufften an diesem Abend nahezu wirkungslos. Immerhin blieb Hauser neben diesen vielen Unzulänglichkeiten eine positive Erkenntnis: Dass er Tarantino, seinen monatelang verletzten Diagonalspieler, endlich einsetzen konnte.

Der 23 Jahre alte und 2,04 Meter lange Mann aus Los Angeles sammelte in seiner nicht allzu langen Einsatzzeit acht Punkte, immerhin der höchste Wert aller Herrschinger. Er schlug aber auch mehrere Bälle ins Netz oder Aus, manchmal stimmte das Timing nicht. Und im Block, sagt Hauser, "hat Matt noch sehr viel Potenzial. Aber ich bin positiv überrascht, er hat sich gleich gut eingefunden". Tarantino würde es Hauser künftig in fittem Zustand auch erlauben, variantenreicher im Angriff zu spielen. Er könnte dann Julius Höfer wieder als Außenangreifer einsetzen, das Team wäre schlechter vom Gegner auszurechnen. "Bislang hatte ich null Varianten in dieser Saison", klagt Hauser, "so eine Verletzungsseuche hatten wir in den letzten zehn Jahren nicht."

Immerhin scheinen sich diese Sorgen pünktlich zur dreiwöchigen Weihnachtspause langsam aufzulösen. Die zuletzt doch sehr erschöpft wirkenden Spieler könnten dann mit neuer Energie in die am 7. Januar gegen Rottenburg startende Rückrunde gehen. Das muss der Tabellensiebte auch, um tatsächlich noch das anvisierte Ziel, Platz sechs und die damit verbundene direkte Playoff-Qualifikation, zu erreichen. Immerhin müssen alle direkten Konkurrenten - auch Rottenburg - in der Rückrunde am Ammersee antreten.

Hauser möchte nun "neue Ziele finden, wie und wo ich die Spieler besser machen kann". Aber zuerst einmal wollen sie am Montag noch zusammen in die Therme gehen, nach der kalten Dusche in Düren.

© SZ vom 19.12.2016 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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