TSV Dachau 1865:Hampelmann gegen die Langeweile

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Dort hinein, bitte! Dachaus Spielertrainer Fabian Lamotte (re.) hätte gerne noch ein paar Tore mehr gesehen. (Foto: Toni Heigl)

Dachaus Fußballer kassieren gegen Aufsteiger Kornburg ein frühes Gegentor, haben danach jedoch keine Probleme und hadern allenfalls mit dem ungemütlichen Wetter und der Chancenverwertung.

Von Matthias Schmid, Dachau

Auch der Schiedsrichter wollte am Sonntagnachmittag früher nach Hause. Einige Sekunden vor Ende der regulären Spielzeit blies Felix Brandstätter ein letztes Mal kräftig in die Pfeife, um die Bayernliga-Partie zwischen dem TSV 1865 Dachau und dem TSV Kornburg zu beenden. Einige der Zuschauer hatten das Stadion bereits vorher verlassen, es war ein unangenehmer Novembertag. Pünktlich zum Anpfiff hatte es kräftig angefangen zu regnen, das Niveau passte sich rasch dem Wetter an: Es war nur mäßig, richtig scheußlich sogar. Zahlreiche Fehlpässe und technische Unzulänglichkeiten bestimmten die Szenerie. Am Ende gewannen die Dachauer nach 0:1-Rückstand noch 5:1 (2:1). "Wir haben schon lange nicht mehr daheim gewonnen", stellte Spielertrainer Fabian Lamotte genüsslich fest. Genau genommen seit dem 16. August, seit dem 2:0 gegen die zweite Mannschaft des TSV 1860 München. Mit dem erst zweiten Heimsieg in dieser Saison vergrößerten die Dachauer ihren Vorsprung in der Tabelle auf die gefährlichen Abstiegs- und Relegationsregionen.

In der Anfangsphase hatten die Zuschauer keinen großen Unterschied zwischen dem Tabellenachten und dem Letzten erkennen können, Kornburg war die aktivere Mannschaft und bescherte der Begegnung ihren ersten Höhepunkt. Nach einer Flanke von der linken Seite legte Szymon Pasko per Kopf in die Mitte ab, wo Robin Kreiselmeyer zur Gästeführung im Fallen einköpfelte (18.). Und Dachau? Spielte langsam, gemächlich, ohne großen Drang nach vorne. "Wir haben gewusst, dass die Kornburger uns fordern würden", sagte Lamotte. Aber dass sie sogar besser waren, hätte der ehemalige Bundesligaprofi doch nicht für möglich gehalten. Hinterher konnte der 34-Jährige den frühen Rückstand sogar in etwas Positives umdeuten. "Es war der Wachmacher, den wir gebraucht haben", fand Lamotte.

In der Tat spielte seine Mannschaft fortan konzentrierter, entschlossener. Onur Korkmaz zögerte aber einmal zu lange, als er von Moritz Hannemann fein freigespielt worden war (18.). Es passte daher wunderbar ins Bild, dass die Dachauer einen Freistoß benötigten, um auszugleichen. Fast von der Torauslinie spielte Qendrim Beqiri den Ball flach in den Strafraum, wo Korkmaz nur zum 1:1 einzuschieben brauchte (27.). Auch die 2:1-Führung resultierte aus einem ruhenden Ball. Nach einem Eckstoß landete er über Umwegen bei Hannemann. Elegant stoppte der ihn mit der Brust, um ihn auf seinen starken linken Fuß tropfen zu lassen, ein beherzter Schuss, und schon lag der Ball im fernen Eck (41.).

Fünf Treffer sind Lamotte zu wenig: "Vielleicht haben sie sie für nächste Woche aufgehoben."

Nach der Pause begann das Spiel, wie es sich ein Trainer wünscht: mit einem frühen Tor. Sebastian Brey war im Strafraum ein wenig angerempelt worden. Niemand rechnete mit einem Pfiff, geschweige mit einem Elfmeter. Doch Schiedsrichter Brandstätter bewertete die Szene anders und deutete auf den Punkt. "Wenn er das pfeift, muss er in jedem Spiel 20 Mal Elfmeter geben", urteilte ein Zuschauer auf der Tribüne. Beqiri war es egal, er verwandelte zum 3:1 (50.).

Danach war es ein einseitiges Duell, ein Spiel auf das Tor von Gäste-Keeper Arthur Ockert. Sein Gegenüber Maximilian Mayer musste sich die Langeweile vertreiben und die Kälte, die unter sein Trikot gekrochen war. Er vollführte komische Verrenkungen, hüpfte, machte Sidesteps und sogar den Hampelmann. Dabei sah er, wie seine Mitspieler plötzlich kunstvoll durchs Mittelfeld kombinierten, und viel wichtiger: ins Tor trafen. Korkmaz (70.) und Lamotte (79.) erhöhten auf 5:1. "In der zweiten Hälfte haben wir gut gespielt", sagte Spielertrainer Lamotte. Ihm gefiel nur nicht, wie verschwenderisch seine Spieler mit ihren Chancen umgingen. Beqiri schoss einen Handelfmeter so lässig, dass der Kornburger Torhüter den Ball fast fangen konnte (72.). "Da müssen wir mehr Tore machen und entschlossener abschließen", tadelte Lamotte, um dann lächelnd anzufügen: "Vielleicht haben sie die Tore für nächste Woche aufgehoben."

© SZ vom 06.11.2017 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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