Tischtennis:Treffen zwischen Fachwerkhäuschen

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TuS Fürstenfeldbruck startet mit Pokalturnier in Tischtennis-Saison

Von Andreas Liebmann, Fürstenfeldbruck

Der Klubchef wird bleiben, wo er ist. Nichts gegen Ober-Erlenbach, einen Stadtteil von Bad Homburg, zu dessen Sehenswürdigkeiten neben kleinen Fachwerkhäuschen eine Zehntscheune und eine Dreymann-Orgel zählen. Aber Rudi Lutzenberger weilt gerade nördlich von Neapel, bei mehr als 30 Grad, ziemlich abgeschnitten vom Informationsfluss aus Deutschland, wie er sagt, und man kann hören: Es gefällt ihm recht gut. Sein Tischtennis-Zweitligist wird an diesem Samstag also alleine zurechtkommen, wenn er im Hochtaunuskreis in die Saison startet.

Es stehen ja auch nur drei Pokalspiele an für den TuS Fürstenfeldbruck, in einem Vorrundenturnier um die deutsche Pokalmeisterschaft wird er auf den Gastgeber Ober-Erlenbach treffen, den 1. FC Saarbrücken II - beides sind Zweitliga-Rivalen - sowie auf den Drittligisten 1. FSV Mainz 05. "Diese Gruppe wäre nicht unlösbar gewesen", sagt Lutzenberger, allerdings nur in Bestbesetzung; einzig der Gruppenerste kommt eine Runde weiter. Doch Lutzenberger ist eben nicht der einzige, der bleiben wird, wo er ist. Auch Michal Obeslo, der neue Spitzenmann des TuS, wird bleiben, wo er ist, zumindest so ungefähr: Denn in Olmütz haben am Mittwoch die Czech Open begonnen, und als tschechischer Nationalspieler war er zur Teilnahme verpflichtet. "Wir hätten ihn gerne gebracht", bedauert Lutzenberger, kurz habe man noch überlegt, Obeslo nachkommen zu lassen, falls er beim Weltcup frühzeitig ausscheidet, "aber das wäre ein Gehetze geworden und kein guter Einstand."

Weshalb sich nun also Fürstenfeldbrucks ungarischer Trainer Andras Podpinka von Budapest aus auf den Weg machen wird, unterwegs in Belgrad den Serben Bojan Crepulja aufsammeln, der dort gerade sein Sommertraining absolviert, um schließlich in Ober-Erlenbach auch Florian Schreiner wiederzusehen, der inzwischen in Saarbrücken trainiert. Dieses Trio soll am Samstag spielen, Altmeister Podpinka (der zuletzt wegen zu guter Bilanzen für die erste Mannschaft gesperrt werden musste) ist nämlich wieder im Zweitligateam einsetzbar. Möglich ist das, weil in Fürstenfeldbruck neuerdings der koreanische Weltklassespieler Kim Jung Hoon an Ranglistenposition eins geführt wird, auch wenn dieser kaum eingesetzt werden soll. Podpinka und der Kroate Filip Cipin gelten daher nun offiziell als Spieler der zweiten Mannschaft, wo wiederum Cipin kaum je eingesetzt werden dürfte.

Die Partien am Samstag dürften einen ersten Vorgeschmack geben auf die Liga, die für Fürstenfeldbruck am 6. September mit einem Heimspiel beginnt, dem bayerischen Duell mit dem TTC Passau. Denn bis auf Absteiger Mainz, den Lutzenberger für schlagbar hält, ist der Verlauf des Pokalturniers ebenso wenig vorhersehbar wie die neue Bundesliga-Saison. Dort werde es "wieder wilde Ergebnisse geben", schätzt Lutzenberger, kein klarer Favorit sei absehbar, auch kein Außenseiter, "das wird russisch Roulette". Selbst die Aufsteiger Hilpoltstein und Ober-Erlenbach haben sich deutlich verstärkt, in Ober-Erlenbach etwa ist hinter drei Japanern der aus Frickenhausen gewechselte deutsche Jugend-Nationalspieler Dang Qiu gemeldet, für Schreiner sind die Qiu-Brüder alte Bekannte.

Schreiner selbst ist wohl die größte Unbekannte im Team. Der 19-Jährige hatte die vergangene Saison mit einer grausigen Bilanz von 6:28 abgeschlossen, nach zwölf Fünfsatzniederlagen. Den Druck, nebenher sein Abitur zu schaffen, hat er nun hinter sich, in Saarbrücken trainiert er unter Profibedingungen. Sein Auftritt in Ober-Erlenbach dürfte ein Indiz liefern, ob sich der erhoffte Leistungsschub nun einstellt. Lutzenberger wird es mitbekommen, sogar in Neapel.

© SZ vom 28.08.2015 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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