Tischtennis:Planspiele im Ungewissen

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Nach 0:6: Brucks Tischtennisteam steuert auf einen Umbruch zu

Von Andreas Liebmann, Fürstenfeldbruck

Rudi Lutzenberger ist ein pensionierter Deutschlehrer, er ist entsprechend eloquent. Gerade wenn es um sein Hobby Tischtennis geht, wird der Abteilungsleiter des Zweitligisten TuS Fürstenfeldbruck manchmal geradezu redselig, allein schon um seiner geliebten Sportart ein bisschen Medienpräsenz zu verschaffen. Nach der Partie am Sonntag gegen den 1. FC Saarbrücken II aber empfahl er: "Meinetwegen können wir es sehr kurz halten." Pause. "Ein Satz sollte genügen." Längere Pause. "Oder am besten: einfach totschweigen!" Er lächelte zaghaft.

Ganz ernst gemeint war das natürlich nicht, aber was sollte er schon groß erzählen nach dieser missratenen Partie, an deren Ende sich 85 Zuschauer nach nur zweieinhalb Stunden enttäuscht auf den Heimweg machten. 0:6 ging das Heimspiel verloren, nur fünf von 23 Sätzen hatte sein Team gewonnen, zwei davon Filip Cipin, der gegen den 18-jährigen Dennis Klein vier Matchbälle abwehrte, ehe der Saarbrücker, der erst vor wenigen Wochen im Viertelfinale der Junioren-Europameisterschaften stand, doch den Siegpunkt für die Gäste holte. Wohlgemerkt: Fürstenfeldbruck war in Bestbesetzung angetreten.

"Ich kann nicht mal sagen, dass wir schlecht waren", urteilte Lutzenberger, es sei auch "keine Hinrichtung" gewesen. Dass der Gegner in derselben Aufstellung auch schon die Kollegen aus Dortmund 6:1 bezwungen hatte, war kein wirklicher Trost. Mit 10:12 Punkten steht der TuS nun weiterhin an drittletzter Tabellenposition, nur einen Punkt vor den Abstiegsrängen. Er hat noch viele Spiele vor sich, in denen er seine Lage verbessern kann. Doch der Teammanager sagt: "Ich schätze, dass wir noch drei Siege bräuchten, um drin zu bleiben. Aber ich glaube nicht daran."

Lutzenberger kann zurzeit nur hilflos zuschauen, wie sein Team sich müht. Seit klar ist, dass der als Joker auf die Rangliste gesetzte Koreaner Kim Jung Hoon infolge eines Unfalls nicht wird helfen können, ist das aktuelle Quartett auf sich gestellt. Es hapert an den Doppeln, auch die Nummer eins Michal Obeslo hat zuletzt ein paar Niederlagen angehäuft. Und die soliden Leistungen von Bojan Crepulja und Cipin im hinteren Paarkreuz sind nicht genug, um auszugleichen, was Florian Schreiner an Position zwei liegen ließ. Für Lutzenberger drängen sich so einige Ideen auf, wie der Kader in der kommenden Saison aussehen könnte, die Gespräche laufen, auch eine Unterredung mit dem Hauptsponsor steht bevor. Doch das Hauptproblem ist: "Wir haben überhaupt keine Planungssicherheit."

Es gilt als wahrscheinlich, dass Schreiner, 20, nach Saisonende ein Angebot aus der ersten Liga annehmen wird, um sich weiterzuentwickeln. Diese Lücke ließe sich, rein sportlich gesehen, sicher füllen, sagt Lutzenberger, zumindest gemessen am bisherigen Leistungsstand des ehemaligen deutschen Jugendmeisters. Doch damit verlöre das Team seinen einzigen hiesigen Spieler, einen Integrationsfaktor: "Es gibt nur drei in Bayern mit diesem Leistungsvermögen", sagt Lutzenberger, und die anderen beiden seien nicht zu haben. Auch einen anderen Deutschen zu holen, hält er für illusorisch. "Für die zweite Liga kann man nur mit jungen, ehrgeizigen Ausländern arbeiten." Und die könne man mit der zweiten deutschen Liga prima ködern - die zweigleisige dritte Liga dagegen ist erheblich schwächer. "Wir bringen auch eine Drittligamannschaft zusammen, die oben mitspielt", ist sich Lutzenberger sicher, auch hätte ein kurzfristiger Abstieg auf den Rest des Klubs wohl kaum Auswirkungen. Der einzige Nachwuchsspieler, dem mal der Sprung in diesen Profibereich gelingen könnte, ist Petros Sampakidis - und der ist gerade mal zwölf Jahre alt. Kurzum: Ein Abstieg wäre an sich keine Katastrophe - doch die jetzige Mannschaft würde mit ziemlicher Sicherheit zerfallen.

Am Samstag sind die Brucker zu Gast beim TTC Passau. Selbst gegen den Tabellenführer in dieser so ausgeglichenen Liga ist eine Überraschung drin; an einem guten Tag ist jeder Gegner schlagbar. Die Spieler werden sich also bereits am Freitag treffen, um Doppel zu üben. Das könne nicht schaden, findet Lutzenberger. Wer weiß, vielleicht hilft es sogar, dass am Saisonende doch nicht alle getrennte Wege gehen müssen.

© SZ vom 26.01.2016 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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