Tischtennis:Demnächst mit Kampfmaschine

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"Die Nerven": In Frickenhausen zittert auch der bislang solide spielende Serbe Bojan Crepulja und setzt einfachste Bälle vorbei. (Foto: Johannes Simon)

Fürstenfeldbruck bleibt in Liga zwei, der Kader für nächstes Jahr steht.

Von Andreas Liebmann, Fürstenfeldbruck

Es standen einige Abschiede an, so viel war Fürstenfeldbrucks Tischtennisspielern schon vor dem letzten Saisonspiel in Frickenhausen klar. Vor allem mussten sie am Sonntag aufpassen, dass sie sich nicht auch aus der zweiten Liga verabschieden. Denn während es für die Gäste wegen des Rückzugs ihrer ersten Mannschaft um rein gar nichts mehr ging, traten die Brucker in einem finalen Fernduell gegen den punktgleichen TTC Weinheim an. Auch für den ging es zwar beim Tabellenführer Grünwettersbach um nichts (das Team will sich aus der Liga zurückziehen), dennoch hätte Weinheim die Fürstenfeldbrucker noch auf den Abstiegsrelegationsplatz verweisen können. Das misslang: Fürstenfeldbruck unterlag Frickenhausen II ebenso mit 3:6 wie Weinheim Grünwettersbach. Das reichte. "Geschafft, egal wie", sagte Brucks Abteilungsleiter Rudi Lutzenberger: "Schwamm drüber."

Der TuS Fürstenfeldbruck bleibt also in der zweiten Bundesliga, und auch wenn es bis zuletzt eng war, ist Lutzenberger zufrieden. "Ich hatte das so erwartet", sagte er, man müsse ja sehen, dass sich sein Klub auch vor einem Jahr nur sehr knapp für die Spielklasse empfohlen hatte. "Und wir hatten uns nicht nennenswert verstärkt."

Das sah im Spätherbst noch anders aus. Denn der 19-jährige Taiwanese Lee Chia-Sheng, der vor der Saison anstelle des soliden Chinesen Zhao Tianming an Position eins gekommen war, spielte in der Vorrunde überragend. In der Rückrunde aber fiel seine Leistung wegen Rückenschmerzen ab, er zeige doch größere Schwankungen, stellte Lutzenberger fest. Der Kroate Filip Cipin, der seinen erfahreneren Landsmann Tomislav Zubcic ersetzte, hatte in der Vorrunde stark mit seinen Nerven zu kämpfen. "Er lag weit hinter den Erwartungen zurück", sagte Lutzenberger, "er hat noch nie in so einer hohen Liga vor Publikum gespielt." In der Rückrunde steigerte er sich. Wirklich verlässlich agierte lediglich der Serbe Bojan Crepulja, 24, während der 19-jährige Florian Schreiner eine für seine Verhältnisse katastrophale Einzelbilanz spielte (6:28). "Wir haben keine Wunderdinge erwartet", nimmt ihn Lutzenberger in Schutz und verweist auf die Doppelbelastung des Abiturienten.

Immerhin im Doppel habe der 19-Jährige überzeugt, an der Seite von Lee punktete er auch am Sonntag in Frickenhausen, ebenso wie Crepulja/Cipin, weshalb die Gäste 2:0 führten. Bis zur Pause stand es 3:1 für Fürstenfeldbruck, Lee bezwang den deutschen Nachwuchsspieler Qiu Dang. Das war es jedoch. Lee blieb im zweiten Auftritt gegen den Japaner Yuma Tsuboi chancenlos, Crepulja untermauerte gleich zweimal jene Brucker Fünfsatzschwäche, die sich wie ein roter Faden durch die Saison zog; auch Cipin verbuchte zwei Tage nach seinem 22. Geburtstag eine Fünfsatz-Pleite, ebenso wie Schreiner.

Einen echten Abschied gab es danach nur vom jungen Taiwanesen. Unmittelbar nach Spielende kutschierte ihn sein Verein zum Stuttgarter Bahnhof, morgen startet in Frankfurt der Flieger in die Heimat. Lee wird nicht zurückkehren. Ansonsten musste sich der Klub eher von einer Idee verabschieden, die ebenso reizvoll wie riskant war: Ein Jahr lang hatten seine jungen Profis weitgehend gemeinsam am Stützpunkt in Bad Aibling gewohnt, trainiert, waren von dort zu Turnieren gereist und zu den Punktspielen nach Fürstenfeldbruck. Eine Art Gegenentwurf war das zu all den Profis, die bei ihren Klubs nur für Ligaspiele aufkreuzen. Doch der Plan ging schief. Am Stützpunkt des Bayerischen Tischtennis-Verbands (BTTV) in Bad Aibling sei wegen organisatorischer Probleme kaum ein vernünftiges Training zustande gekommen, daraus haben nun alle ihre Lehren gezogen: Schreiner trainiert künftig bei seinem Sponsor in Saarbrücken, gleiches gilt für Crepulja; Cipin wird in Zagreb üben; der BTTV wird sich ebenso aus Bad Aibling zurückziehen wie der TuS Fürstenfeldbruck.

Der hat bereits eine neue Nummer eins unter Vertrag: den Tschechen Michal Obeslo, Nummer 171 der Weltrangliste. Der 25-Jährige war vor einem Jahr schon in Fürstenfeldbruck vorstellig geworden, hatte im Probetraining überzeugt, aber wollte nicht nach Aibling ziehen. Also sagte Lutzenberger schweren Herzens ab. Nun geht er davon aus, einen solideren Spitzenmann als Lee verpflichtet zu haben, mit geringeren Ausschlägen nach oben und unten. Und er hat noch einen Trumpf in der Hinterhand, um künftig besser auf Ausfälle reagieren zu können. Kim Jung-Hoon, ein 32-jähriger Koreaner, wird auf Abruf auf der Rangliste stehen, eine zusätzliche Lebensversicherung, "falls wir etwas Kleingeld übrig haben", wie Lutzenberger sagt. Vor einem Jahr stand der ehemalige Plüderhausener noch auf Rang 67 der Welt, ein gedrungener Typ, den Lutzenberger "eine Kampfmaschine" nennt. Eine solche hätte sein Team auch am Sonntag schon gut gebrauchen können.

© SZ vom 20.04.2015 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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