Tennis:Aumeisterlich

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Beim MTTC Iphitos tummeln sich prominente Spieler-Trainer: Ehemalige Weltklasse-Profis wie Alexander Waske oder Davis-Cup-Teamchef Michael Kohlmann treten gemeinsam in der Herren-30-Bundesliga an. Wer aufschlägt, hängt davon ab, wer gerade Zeit hat

Von Matthias Schmid, München

Uli Kiendl interessiert sich in diesen Tagen mehr denn je für die Tennis-Spielerin Maria Scharapowa. Er weiß, wo die Russin in Paris bei den French Open nächtigt, er weiß, wann sie trainiert und was sie zum Frühstück isst. Kiendl ist freilich keiner dieser aufdringlichen Fans der langbeinigen Blondine, schon gar kein Stalker. Er ist lediglich mit Scharapowas Hittingpartner Dieter Kindlmann bestens befreundet. Als begabte Jugendliche teilten sie sich einst ein Zimmer im Oberhachinger Tennisinternat. Heute schlagen sie gemeinsam für den MTTC Iphitos in der Herren-30-Bundesliga auf - sofern Kindlmann nicht mit Scharapowas Entourage um den Erdkreis jettet.

"Er ist bei seinem Job sehr eingespannt", sagt Kiendl. Die bestbezahlte Sportlerin des Planeten ist eine fordernde Arbeitgeberin, sie verlangt viel von ihren Angestellten. Und wenn sie ein paar Bälle schlagen will, muss der gebürtige Allgäuer parat stehen. Kiendl macht sich deshalb nichts vor: "Dieter kann in dieser Saison vielleicht einmal für uns spielen."

Kindlmann ist bei Iphitos nicht der einzige Trainer eines prominenten Tennisprofis. Im Herren-30-Team tummeln sich noch Alexander Waske, Trainer von Tommy Haas, Stephan Fehske, Trainer und Manager von Philipp Kohlschreiber, Lars Uebel, Trainer von Matthias Bachinger und Peter Gojowczyk, sowie Michael Kohlmann, der seit ein paar Monaten die deutsche Davis-Cup-Mannschaft trainiert. Was sich nach außen gut vermarkten lässt, kann nach innen schon das eine oder andere Problem aufwerfen. Denn oft weiß Mannschaftsführer Kiendl am Samstagabend noch nicht, wer ihm am Sonntag zur Verfügung steht. "Das hängt immer davon ab, wo und wie die Schützlinge unserer Trainer spielen", sagt der 33-Jährige.

Die French Open machen alles noch mal komplizierter. Zum Saisonauftakt am vergangenen Sonntag beim TB Erlangen konnte zumindest der frühere Davis-Cup-Spieler Waske mitwirken, da Tommy Haas nach seiner vierten Schulteroperation noch Turnierpause hat. Waske, ehemals die Nummer 89 der Weltrangliste, konnte als Spitzenspieler trotz seiner Siege im Einzel und Doppel die 3:6-Niederlage nicht verhindern. Seit Jahren schon spielt er für Iphitos, "weil hier viele Freunde von mir spielen und der Leistungssportler in mir noch nicht ganz tot ist", wie er sagt.

Das ist sogar noch untertrieben. Der 40-Jährige hat sich so gewissenhaft auf die Bundesliga vorbereitet, als wollte er noch mal in Wimbledon antreten. Seit Februar arbeitet er seinen Fitnessplan ab und spielt in seiner Akademie in Offenbach immer wieder Sätze gegen die dort trainierenden Profis. "Ich will ja schließlich den Ball so treffen, wie ich mir das vorstelle", sagt Waske. Am Montag hat er nun begonnen, wieder intensiver mit Haas zu üben, der ehemalige Weltranglisten-Zweite rechnet nach mehr als einjähriger Pause in zwei Wochen beim Rasenturnier in Stuttgart mit seiner Rückkehr auf die Profitour. Da die beiden in München trainieren, sei die Wahrscheinlichkeit hoch, "dass ich am Sonntag mitspielen werde", sagt Waske. Am Sonntag (11 Uhr, Aumeisterweg) steht für den MTTC das erste Heimspiel gegen den SC Frankfurt auf dem Programm. Wer noch auflaufen kann, ist natürlich ungewiss, es wird wieder ein Wettlauf gegen die Zeit. "Aber es sind alle motiviert und wollen spielen", sagt Waske.

Auch Uli Kiendl hofft, dass der eine oder andere aufschlagen und den festen Stamm von vier Spielern verstärken kann. Denn die Münchner haben ambitionierte Ziele. Sie wollen in dieser Runde einen der ersten beiden Plätze in der Gruppe Süd belegen. "Wir würden nämlich gerne im September bei der Endrunde um die deutsche Meisterschaft dabei sein", verrät Kiendl. Er hält die Mannschaft für stark genug, "aber wir sind ein unberechenbarer Gegner" - nicht nur für die anderen, auch für sich selbst.

Dieter Kindlmann wird am Sonntag wohl nicht dabei sein. Maria Scharapowa gehört zu den großen Favoritinnen in Paris. Uli Kiendl wird ihren Weg am Fernseher weiter genau beobachten.

© SZ vom 27.05.2015 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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