SV Heimstetten:Perfektes Puzzle

Lesezeit: 3 min

Immer volle Pulle: Sebastiano Nappo, 22, führt die Torschützenliste der Bayernliga Süd mit 17 Treffern an. (Foto: Johannes Simon)

Sebastiano Nappo, 22, mit 17 Treffern bester Torschütze der Bayernliga Süd, ist die Spitze des famosen Heimstettener Offensiv-Dreizacks.

Von Stefan Galler, Kirchheim

Lawinen bewegen sich in der Regel talwärts. Dieses Naturgesetz stellt der SV Heimstetten derzeit auf den Kopf. In sechs seiner letzten sieben Spiele hat der Tabellenführer der Fußball-Bayernliga Süd drei oder mehr Treffer erzielt. Nur ein Team konnte der rollenden Torlawine widerstehen: Ausgerechnet die Junglöwen von Trainer Christian Wörns, ehemaliger Vorstopper der Nation, erzwangen ein 0:0. Wenn der Eindruck nicht täuscht, führt Heimstettens Weg steil nach oben, Richtung Regionalliga.

Drei Viertel aller Treffer - 47 von 63 - gehen auf das Gemeinschaftskonto von Orhan Akkurt, Lukas Riglewski und Sebastiano Nappo. Akkurt, mit 32 Jahren der erfahrenste aus dem Trio, erklärte die Harmonie der Heimstettener Offensive kürzlich so: "Was uns so stark macht, ist die Gier nach Toren. Wir stacheln uns gegenseitig an und wollen immer mehr." Am häufigsten hat bisher der Jüngste, der 22-jährige Nappo, getroffen: 17 Tore verbuchte der Italiener in den bisherigen 22 Saisonspielen, genau so viele wie der Pullacher Lukas Dotzler und eines mehr als Kollege Riglewski und der Wolfratshauser Marian Knecht. Dahinter lauert in der Torjägerliste Akkurt mit 14 Treffern. Trainer Christoph Schmitt ist selbstverständlich glücklich über seine wie geölt laufende Tormaschine. "Die drei ergänzen sich wirklich gut, alle Puzzleteile passen perfekt zusammen. Und Sebastiano ist ein großes und wichtiges Puzzleteil."

"Auf Deutsch gesagt: Er braucht immer wieder mal einen Arschtritt."

Nappo habe die technischen Fähigkeiten, als hängende Spitze selbst unter Bedrängnis den Ball zu behaupten und seinen Mitspielern Räume zu verschaffen. "Ich profitiere von meinem Spielverständnis und meiner Übersicht", sagt Nappo. Und er schätzt seine Nebenmänner Riglewski und Akkurt: "Luki hat eine enorme Geschwindigkeit und einen sicheren Abschluss und Orhan eine wahnsinnige Erfahrung. Alleine sein Name zieht schon zwei Gegenspieler auf sich." Was wiederum ihn, Nappo, oft in Abschlusspositionen bringt.

Der Trainer beschreibt Nappo als "lockeren Typen", der "ein großes Standing innerhalb der Mannschaft" besitze. Dennoch sei er wie Sturmpartner Akkurt halt auch einer, dem der Fleiß nicht unbedingt in den Genen liegt: "Auf Deutsch gesagt: Er braucht immer wieder mal einen Arschtritt." Nachdem die beiden Genussmenschen - so wie einige andere im Kader auch - zu Saisonbeginn so ausgesehen hätten, "als ob sie es sich in der Sommerpause richtig gut gehen haben lassen", wie Schmitt sagt, habe die Mannschaft mittlerweile ihr Top-Fitness-Level erreicht. Das sei auch nötig, wie Nappo betont: "Unsere Spielweise ist so temporeich und intensiv, die würde gar nicht funktionieren, wenn wir nicht fit wären."

Und so spielen Nappo und seine Kollegen die gegnerischen Abwehrreihen schwindelig. Meister Pullach wurde auswärts 3:0 besiegt, Wolfratshausen mit 7:2 auseinandergenommen. Beim 5:3-Erfolg zuletzt in Holzkirchen führten die Heimstettener nach 50 Minuten 5:0, dann ließen sie es etwas ruhiger angehen. Am Ende hieß es 5:3. Diesen Samstag (14 Uhr) empfängt der Spitzenreiter den Tabellendritten DJK Vilzing, der fünf Punkte hinter Heimstetten (46) liegt und im Gegensatz zum punktgleichen Titelverteidiger Pullach Aufstiegsambitionen hegt. Ebenso wie Heimstetten. "In unserer aktuellen Situation kann das Ziel nur Platz eins und der direkte Aufstieg sein", sagt Nappo. Er sieht den Druck eher auf Verfolger Vilzing: "Wenn die verlieren, sind sie acht Punkte hinten. Wir haben weniger Druck, weil wir selbst bei einer Niederlage noch vor ihnen wären."

Nappo will jedenfalls zurück in die vierthöchste Spielklasse, wo er 2014/15 schon einmal mit Heimstetten war. Im Sommer 2016 hatte er den Sprung in die Regionalliga durch einen Wechsel zum VfR Garching abermals versucht. Aber schon vor dem ersten Spieltag packte er seine Sporttasche und kehrte nach Heimstetten zurück. "Ich habe mich dort einfach nicht wohlgefühlt", sagt er. Und das sei auch wirklich der einzige Grund für seinen Rückzieher gewesen. "Ich empfinde es nicht als persönliche Niederlage", sagt Nappo. In Heimstetten fühle er sich dagegen pudelwohl, er habe viele Freunde in der Mannschaft.

Die Zuneigung geht so weit, dass die Mitspieler den Sohn neapolitanischer Eltern nach dem Scheitern der Squadra Azzurra in der WM-Qualifikation in Ruhe ließen: "Ich habe zu Beginn des Trainings klargemacht, dass ich kein Wort hören will", sagt der Stürmer, ganz stolzer Südländer. In Italien hat Nappo freilich nie gelebt. Seine fußballerische Ausbildung genoss er neun Jahre lang beim FC Bayern München, wo er unter anderem von Wolfgang Dremmler ausgebildet wurde. Von der U 17 bis zur U 19 spielte er dann bei der SpVgg Unterhaching unter Roman Tyce und Mike Frühbeis. "Er ist ein richtig guter Kicker", sagt sein aktueller Trainer Christoph Schmitt.

Nappo erwidert den Respekt und spricht nur in den höchsten Tönen von seinem Trainerteam in Heimstetten, dem neben Schmitt Lennart Hasenbeck und Memis Ünver angehören. "Ich habe eine solche Professionalität im Amateurbereich noch nie erlebt", schwärmt Nappo. Der Sturmlauf Richtung Regionalliga kann also weitergehen.

© SZ vom 25.11.2017 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
Zur SZ-Startseite

Lesen Sie mehr zum Thema

Jetzt entdecken

Gutscheine: