SpVgg Unterhaching:Es werde Flutlicht!

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Jubelerprobt: 42 Mal hat Markus Einsiedler für 1860 Rosenheim getroffen, "er weiß, wo das Tor steht", sagt Trainer Claus Schromm. (Foto: Imago)

Hachings neuer Kader nimmt Gestalt an. Einige Fans beschäftigt aber mehr, dass die Heimspiele künftig freitags stattfinden

Von Stefan Galler, Unterhaching

Es sei bloß ein "gutes Anfangsgefühl", sagt Manfred Schwabl. Eine Prognose zu stellen, wie alles werden könnte, welche Rolle das Team in der kommenden Saison spielen wird - das will der Präsident der SpVgg Unterhaching zumindest jetzt noch nicht. "Nächste Woche fahren wir für vier, fünf Tage ins Trainingslager. Danach kann man vielleicht sehen, in welche Richtung es geht", sagt Schwabl. Erstmals nach 31 Jahren muss der Absteiger wieder in der vierthöchsten Spielklasse antreten. Die Mannschaft hat ein völlig neues Gesicht, etwa zwei Dutzend Spieler verließen den Sportpark, zuletzt wurde Markus Schwabl als neuer Spieler des Drittligisten VfR Aalen gemeldet. Die alte Phrase, dass man nicht wisse, wo man stehe, hat in diesem Fall also sogar ihre Berechtigung.

Wacker Burghausen machte ähnliche Erfahrungen vor einem Jahr: Mit einem auf den ersten Blick ordentlichen Kader startete der Klub in die Regionalliga - und wäre fast abgestiegen. Für Schwabl ein warnendes Beispiel: "Deshalb kommt es uns ganz stark darauf an, auf die Charaktere in der Mannschaft zu achten. Ob uns das gelingt, weiß ich noch nicht, aber der Zug in den ersten Trainingstagen war auf alle Fälle da."

Noch arbeiten Schwabl und Cheftrainer Claus Schromm am Kader. Zuletzt wurden in Offensiv-Allrounder Dominic Reisner (FC Ingolstadt II) und dem zentralen defensiven Mittelfeldspieler Ulrich Taffertshofer (Wacker Burghausen) zwei weitere Zugänge verpflichtet, nach Alexander Sieghart (FC Bayern II), Alexander Piller (Greuther Fürth II), Sebastian Wiesböck (TSV 1860 II) und Maximilian Bauer, der zuletzt an den SV Heimstetten ausgeliehen war. Die Bestätigung des Transfers von Stürmer Nicolas Hinterseer (FC Kitzbühel) ist wohl nur noch Formsache, und am Donnerstag wurde Markus Einsiedler, 26, vorgestellt, der in 181 Partien für den TSV 1860 Rosenheim 42 Tore erzielte. "Dann ist es auch genug", sagt Schwabl, mit einigen Spielern aus der U19 umfasse der Kader dann etwa 20 Mann. "Ich hole doch nicht 15 Neue, wenn ich über eine so gute Nachwuchsabteilung verfüge wie wir." Jonas Hummels, der sich von zwei Kreuzbandrissen erholt hat, sowie Josef Welzmüller seien schon jetzt als "Anführer" erkennbar.

Die einzige Unsicherheit birgt die Torwartposition, wo sich der Stammplatz wohl zwischen zwei Kandidaten entscheidet: Erste Wahl wäre Yannik Öttl, 18, der in den finalen beiden Saisonpartien Drittligaluft schnupperte. Allerdings wird er heftig vom FC Augsburg II umworben. Sollte der Transfer zustande kommen, würde Haching die Gespräche mit dem Neuseeländer Stefan Marinovic wieder aufnehmen. "Er ist auf jeden Fall eine Alternative und auch gesprächsbereit", berichtet Schwabl.

Hachings Präsident wirkt recht gelöst, was vor allem an der finanziellen Situation liegt: Durch die Beteiligung am Transfer des früheren Hachingers Florian Niederlechner von Heidenheim nach Mainz und die Einnahmen aus der DFB-Pokalhauptrunde ist der Etat für die neue Saison großteils gedeckt. Und bei weiteren Transfers klubeigener Talente könnte auch künftig Geld fließen. "Wir haben viele Optionsscheine in der ersten und zweiten Liga", sagt Schwabl. "Ich bin ja auch nicht auf der Brennsuppe dahergeschwommen."

Ärgerlich findet er zurzeit nur die Debatte um die vorläufigen Anstoßzeiten: Sämtliche Heimspiele sollen nach dem Willen der Klubführung freitagabends stattfinden, was manchen Fan verärgert. Einer, der in Augsburg wohnt, hatte sich per offenem Brief an die Medien gewandt. Es sei "eine Unverschämtheit des Vereins und ein Schlag ins Gesicht für alle auswärtigen Anhänger", schrieb er; die Zielgruppe Familien mit Kindern werde nur noch selten in den Sportpark kommen. In Internetforen erhielt er viel Unterstützung. Man wolle die Fans fernhalten, schrieb ein anderer, "irgendwann kann man dann sagen: (...) keinen interessiert die SpVgg, also lasst uns den Laden zusperren". Schwabl reagiert auf derlei Kritik ungehalten: "Man kann es nicht jedem Recht machen. Es gibt beide Seiten, aber nur die negativen gehen an die Öffentlichkeit.

Das prallt an mir ab." Seine Argumente für den Freitag: "Erstens wollen wir den Münchner Sportterminen am Wochenende ausweichen." Zweitens habe das Flutlicht-Spiel gegen Rostock (2:1) im April gezeigt, welch tolle Atmosphäre in Haching herrschen könne. Drittens wolle man den jungen Spielern der ersten Mannschaft Gelegenheit geben, auch in der U19-Bayernliga aktiv zu sein. Da diese meist sonntags kickt, wäre der Samstag ideal zur Regeneration. Vorrangig aber sei, "nicht gleichzeitig mit der Bundesliga zu spielen." Mancher Haching-Sympathisant verfolge lieber am Fernseher, "ob Bayern 3:0 oder 6:0 gewinnt", anstatt in den Sportpark zu gehen. Allerdings seien nicht alle Spieltermine in Stein gemeißelt: "Wir haben den Freitag als Hauptspieltag angegeben, aber einzelne Partien, zu denen mehr Gästefans erwartet werden, etwa gegen Regensburg oder Burghausen, können auch samstags stattfinden."

© SZ vom 26.06.2015 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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