Skifahrerin Martina Willibald:"Umso stolzer samma"

Lesezeit: 3 min

Martina Willibald mit Vereins-Vize Thomas Stiftl (links) und Felix Neureuther. (Foto: Stephan Rumpf)

Der Skiclub Jachenau dürfte weit vorne liegen, wenn es um die Zahl der Mitglieder pro Einwohner geht. Talentiade-Preisträgerin Martina Willibald bliebt natürlich dabei - im Verein und auch beim Feiern

Von Matthias Köpf, Jachenau

Einmal Felix Neureuther die Hand schütteln? Ein Selfie mit dem Skistar? Manch eine aus dem Publikum zieht sich extra noch schnell den Lippenstift nach für ein Foto mit Neureuther, der kurz vorher den großen Alberto Tomba zu seinem Vorbild nicht nur als Skifahrer, sondern auch als Frauenheld erklärt hat. Martina Willibald sieht die Sache ganz gelassenen. Natürlich, ein Foto, aber den Felix kennt sie ja eh, den trifft sie öfter. Denn die 15-Jährige aus der Jachenau hat den Talentiade-Preis aus der Hand eines Kollegen im Empfang genommen. Und so breit ist die Spitze im Deutschen Skisport nun auch wieder nicht, dass man sich da nicht öfter mal über den Weg laufen würde.

Und zur deutschen Spitze speziell in den technischen Disziplinen gehört Martina Willibald trotz ihrer jungen Jahre schon länger. Am Abend der Preisverleihung ist es, als ob sie im ersten Durchgang auf Platz eins gefahren wäre: Sie kommt als letzte dran. Und kurz bevor es so weit ist, tuschelt sie dann doch noch ein bisschen aufgeregte mit ihrem Vater Anton Willibald, der neben ihr Platz genommen hat. Auf der anderen Seite sitzt Thomas Stiftl, der zweite Vorsitzende des Skiclubs Jachenau. Er wird Martina auf die Bühne begleiten, denn der Talentiade-Preis der SZ ist eben nicht nur eine Auszeichnung für die jungen Sportler, sondern auch für ihren jeweiligen Verein.

Was den SC Jachenau betrifft, so dürfte er im Verhältnis einer der stärksten Sportvereine überhaupt sein. 833 Einwohner hat die kleinste selbständige Gemeinde Bayerns derzeit, und ein stolzes Drittel all dieser Jachenauer ist Mitglied im örtlichen Skiclub. Die Willibalds sowieso, mit allen vier Kindern einschließlich Martina, der jüngsten. Sie wäre als Sportlerin längst weit über den Verein und seine Möglichkeiten hinausgewachsen, lässt aber keine Zweifel daran, dass sie ihm die Treue hält: "Das gehört sich, dass man für den Skiclub fährt", sagt sie und tut es auch darin ihrer drei Jahre älteren Schwester Elisabeth gleich, die es schon in den Weltcup geschafft hat. "Umso stolzer samma", sagt Thomas Stiftl zu Martinas Bekenntnis.

Sie trainiert meistens auswärts mit dem Verband. Derzeit könne sie gerade keinen Schnee mehr sehen, wie eigentlich jedes Jahr von Juni bis August, sagt sie. Trotzdem geht es üblicherweise zweimal die Woche nach Hausham und einmal nach Gmund. Und zweimal trainiert sie in Lenggries, was aber immer noch ein Stück weg ist, denn die Willibalds wohnen im Hauptort der Jachenau, fast ganz hinten im Tal.

Die Lenggrieser trifft man aber auch sonst überall, im Skisport und bei der Talentiade. Schon vor der Gala steht bald ein Grüppchen in Tracht beisammen, an der die Gäste aus dem Oberland bei Galas aller Art und auch bei der Talentiade stets zuverlässig zu erkennen sind. Zu den Willibalds gesellt sich eine Delegation des Lenggrieser SC, dessen Fußball-E-Jugend ebenfalls unter den diesjährigen Kandidaten war, aber in der Jury knapp gescheitert ist.

Den Trainer dieser E-Jugend, Markus Merklinger, kennt wiederum nicht nur Martina Willibald als Physiotherapeuten, sondern auch Felix Neureuther, und schnell sitzen sie alle nach der Gala auf den grünen SZ-Sofa zusammen. Und den Lenggrieser SC-Trainer Jimmy Lechner, der außerdem für den Bayerischen Landessportverband im Sportkreis Bad Tölz-Wolfratshausen für die Jugend zuständig ist, kennen südlich von Schäftlarn sowieso ziemlich viele Leute, und nördlich davon auch nicht gerade wenige.

Und weil es in diesem Land- und Sportkreis ja noch viel mehr als Berge und Fußballplätze gibt, kommt noch einer hinzu, der auch jede Menge Talent hat und für den Nachwuchswettbewerb der SZ zumindest noch sehr nicht viel zu alt ist. Aber Yasin Ehliz ist an diesem Abend natürlich nicht Preisträger, sondern Preisverleiher, denn das große Tölzer Eishockey-Talent der vergangenen Jahre spielt mittlerweile nicht mehr bei den Löwen in der Oberliga, sondern ganz oben in der DEL bei den Nürnberg Ice Tigers. Noch weiter oben wäre im Eishockey dann drüben in der amerikanischen NHL, wohin es auch Ehliz zieht. Seine Tölzer vergisst er aber nicht, und so erzählt er bei der Talentiade-Gala auch über sein Nachwuchsprojekt in Tölz.

In solcher Gesellschaft lässt es sich leicht gesellig sein, und wenn sie schon mal in München sind, dann bleiben die Gäste aus dem Oberland schon noch ein bisschen sitzen zum Reden und zum Feiern, und den Münchnern geht das Herz auf, wenn sie mal ein paar Trachten im und am Original sehen und nicht extra aufs Oktoberfest müssen, um sich dort dann doch wieder mit Imitaten zu begnügen. Die Jachenauer und die Lenggrieser jedenfalls haben den Abend genossen, sagen sie, und die Gala haben sie sich sowieso verdient. Martina Willibald, und alle anderen auch.

© SZ vom 17.07.2015 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
Zur SZ-Startseite

Lesen Sie mehr zum Thema

Jetzt entdecken

Gutscheine: