Segeln:Vorteil Nordlichter

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In der Bundesliga bleibt der Bayerische Yacht-Club der einzige Vertreter aus der Region mit Titelchancen. Der Vorjahreszweite Tutzing dagegen kommt der Abstiegszone immer näher.

Von Ralf Tögel, München

Das Format ist vom Fußball übernommen, auch die Segel-Bundesliga hat Spieltage und kürt am Ende einer langen Saison den deutschen Meister. Es gibt aber einen gravierenden Unterschied zum Lieblingssport der Deutschen: Im Segeln steht Hamburg an der Tabellenspitze, sowohl in der ersten als auch in der zweiten Bundesliga.

Am Wochenende fand im Rahmen der Travemünder Woche in der Lübecker Bucht der dritte Spieltag statt, die Athleten fanden angesichts des heißen Sommerwetters weitgehend gute, mitunter karibisch anmutende Bedingungen vor. Was zur Folge hatte, dass in beiden Spielklassen die maximale Anzahl der geplanten Wettfahrten durchgeführt werden konnte - zum ersten Mal in dieser Saison. Die Spieltage auf dem Bodensee und zuletzt auf dem Starnberger See vor Tutzing mussten aufgrund der schwierigen Winde vorzeitig beendet werden.

"Wir müssen nicht jedes Jahr auf dem Podium stehen", sagt der DTYC-Vorsitzende Stückl

Der Norddeutsche Regatta Verein aus Hamburg, dreimaliger Titelträger in der noch recht jungen Geschichte dieses Segelformats, war im hohen Norden eine Klasse für sich und hatte den Sieg bereits zwei Rennen vor Schluss in der Tasche. Damit stehen die Hamburger wieder an der Spitze des Tableaus, was im Übrigen in der zweiten Liga für den Mühlenberger Segel-Club gilt, der ebenfalls in Hamburg beheimatet ist. Die drei Vertreter aus der Region München immerhin sind allesamt erstklassig. Jene Klubs, deren Revier der Starnberger See ist, werden aber ebenfalls in großer Eintracht mit der Titelvergabe in diesem Jahr nichts zu tun haben.

Leuchtendes Beispiel der bajuwarischen Fraktion ist der Bayerische Yacht-Club (BYC), der allerdings vor Travemünde sein bisher schlechtestes Ergebnis einfuhr. Klubmanager Ilja Wolf hat als Saisonziel "Platz eins bis sechs" ausgegeben, diesbezüglich ist sein Team absolut im Soll. Allerdings fällt der BYC nach dem zehnten Platz von Travemünde im Gesamtklassement einen Rang nach hinten und ist nun Fünfter, der Abstand zu den führenden Hamburgern und dem zweitplatzierten Württembergischen Yacht-Club ist mit neun und acht Zählern aber keinesfalls erschreckend.

Der Münchner Yacht-Club (MYC) war mit dem Spieltag "sehr zufrieden", wie Sportwart Michael Liebl sagte. Zwar begann er miserabel, "wir waren nach dem ersten Tag Vorletzter", erinnert sich Liebl. Doch dann habe der Wind gedreht. Erst hätte seine Crew mit der Brise vom Meer und den dadurch entstehenden Strömungen zu kämpfen gehabt, "da haben die Nordlichter natürlich einen Vorteil". Am Meer habe man öfter mit solchen Bedingungen zu tun, so Liebl, als aber der Wind drehte und landseitig kam, "sind wir deutlich besser zurecht gekommen". Zwei Siege in den letzten beiden Flights spülten den MYC noch auf Platz neun, er war damit bester Vertreter des bayerischen Trios. In der Gesamtwertung ist der MYC nun Zehnter und damit "ein gutes Stück von den Abstiegsplätzen entfernt", wie Liebl erfreut zur Kenntnis nimmt.

Was für die Konkurrenten aus Tutzing nicht gilt: Der zweimalige deutsche Meister und Vorjahreszweite hat eine weitere Enttäuschung hinnehmen müssen. Platz elf in Travemünde bedeutet für den Deutschen Touring Yacht-Club (DTYC) in der Gesamtwertung nun den 13. Rang, der Abstand zur gefährlichen Zone ist auf drei Punkte geschrumpft. Für den DTYC-Vorsitzenden Wolfgang Stückl aber kein Grund zur Panik: "Ich bin da völlig entspannt, wir müssen nicht jedes Jahr auf dem Podium stehen." Die vergangenen vier Jahre "waren der Wahnsinn", so Stückl, womit er neben den zwei deutschen Titeln auch den Triumph in der Champions League meint, jetzt müsse man "halt einen Generationswechsel vollziehen".

Vorrangiges Ziel sei der Klassenerhalt, sicherheitshalber wird für die drei letzten Spieltage Bundestrainer Marek Chocian nach Tutzing zurückkehren, der als Jugendtrainer die so erfolgreiche Generation um Julian Stückl, Patrick Follmann, Tobias Bolduan oder Maximilian Weiss hervorgebracht hat - ehe er beim Deutschen Segler-Verband anheuerte. "Er freut sich wahnsinnig, die Jungs wiederzusehen", weiß Vorstand Stückl, der keine Zweifel hat, "dass wir in der Tabelle noch klettern werden". Es sei nun mal eine Umbruchsaison. "Es hilft ja nichts. Da geht es uns wie der Nationalmannschaft", sagt Stückl. Er meint die Fußballer.

© SZ vom 25.07.2018 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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