Segeln:Gedränge im Wasser

Lesezeit: 3 min

Zu viel Sonne? Nach einem Saisonstart nach Maß lässt beim deutschen Meister Tutzing die Konzentration nach. (Foto: Lars Wehrmann/oh)

Tutzing wird zum Start der Bundesliga in Starnberg Zweiter

Von Ralf Tögel, Starnberg

Montag früh war Julian Stückl schon wieder in der Luft, im Flieger, er schwebte zurück nach Hamburg, wo der Starnberger studiert. Am Vortag war der 23-Jährige noch auf dem Wasser, in einer J/70, wo er das Ruder des sportiven Kielbootes bedient. Denn am Wochenende war für den Steuermann des deutschen Meisters Deutscher Touring Yacht-Club (DTYC) Segel-Bundesliga angesagt, dieses so erfolgreiche Format startete am Starnberger See in seine vierte Auflage. Mit neuerlich gestiegenen Erwartungen nach einer ohnehin erfolgreichen dritten Saison - und die Wettkämpfe hielten dem mühelos stand.

Was zum einen an den Ausrichtern lag, der Münchner Yacht-Club (MYC) veranstaltete unter tatkräftiger Mithilfe der DTYC-Kollegen aus Tutzing den Wettkampf, und zum anderen an äußerst spannenden Rennen. Der erste Spieltag, so werden die Regatten in der Segel-Bundesliga tatsächlich genannt, zeigte, dass neben den Erwartungen auch Niveau und Leistungsdichte gewachsen sind. Dennoch waren die Favoriten vorn: Titelverteidiger Tutzing wurde Zweiter hinter dem Titelanwärter Norddeutscher Regatta Verein. Der MYC wurde Siebter, und der Aufsteiger Bayerischer Yacht-Club (BYC) belegte den 14. Platz.

"Wir hatten ein äußerst positives Feedback", sagte Michael Liebl, Sportwart vom Veranstalter MYC, "von den Seglern, den anderen Klubs und den Zuschauern." Um gleich selbst einzuschränken: "Für das Wetter können wir nichts." Denn hier gab es einzig Verbesserungsbedarf, weil am Freitag und am Sonntag, also zu Beginn und am Ende der Veranstaltung, der Wind weitgehend ausblieb. Dass am Sonntag auch noch Regen und Kälte hinzukamen, machte die Rennen für die Segler zwar nicht kuschliger, änderte aber nichts am spannenden Verlauf. Immerhin: Der Samstag brachte auffrischenden Wind und Sonnenschein. "Ein Traumtag" für die Segler, auch hier waren sich alle einig.

"Fehler darf man sich keine erlauben", bestätigte BYC-Manager Ilja Wolf die Ausgeglichenheit im Feld, seine Mannschaft hatte zu viele gemacht, weshalb der Starnberger Verein trotz eines guten Starts und eines Sieges im ersten Flight noch auf Platz 14 durchgereicht wurde. "Natürlich sind wir nicht zufrieden", sagte Wolf, das Saisonziel sieht er dennoch außer Gefahr. Im vorderen Mittelfeld der 18 Teilnehmer will der Aufsteiger landen, nun gelte es, "eine gründliche Fehleranalyse zu machen". Wolf sieht einen Grund in der vergangenen Saison, denn da war der BYC noch auf einem anderen Boot gesegelt. Erst von dieser Saison an ist auch die zweite Liga auf der J/70 unterwegs, zu spät für den BYC. Wolf sieht sein Team dennoch "auf dem richtigen Weg", das habe schon die intensive Vorbereitung gezeigt, in der man unter anderem mit den Kollegen vom Münchner Yacht-Club auf Augenhöhe gesegelt sei.

Die Lokalkonkurrenten waren mit dem siebten Rang "sehr zufrieden", zumal "wir punktgleich mit dem Sechsten waren", wie Sportwart Liebl erinnerte. Die Finalrunde der ersten Sechs war das Ziel, die ermitteln erstmals in dieser Saison in drei zusätzlichen Runden die Podestplätze. Dass dies knapp verpasst wurde, fand Liebl schon deshalb nicht tragisch, weil die Flaute eine Finalrunde verhinderte. Nun gelte es, das hohe Niveau zu halten, ob der Dichte im Feld könne man sehr schnell nach hinten abrutschen. "Es ist irrsinnig eng", sagt Liebl, "abgesehen vom NRV und den Tutzingern sind alle eng beieinander."

Worte, die Wolfgang Stückl gerne zur Kenntnis nimmt, aber der Tutzinger Vorsitzende erinnert daran, "dass wir nicht der FC Bayern sind". Er will das junge Team mit der ausgerufenen Titelverteidigung erst gar nicht unter Druck setzen. Stückl sagt, dass alles bis zum sechsten Platz in der Endabrechnung in Ordnung sei. Doch besonders der Bundesliga-Start, als die Tutzinger von den ersten fünf Flights vier gewannen, weckt hohe Erwartungen. Dabei sei nicht damit zu rechnen gewesen, dass es schon zum Saisonstart so gut läuft, sagt Julian Stückl, die Konkurrenz habe nicht geschlafen: "Wir wussten, dass die anderen viel trainiert haben." Der DTYC verzichtete auf ein Wintertrainingslager, wie der Tutzinger Steuermann erklärt.

Vielleicht habe daher die Konzentration etwas nachgelassen: "Der Samstag war sehr lang, es gab viel Sonne, das sind wir noch nicht so gewöhnt."

© SZ vom 03.05.2016 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
Zur SZ-Startseite

Lesen Sie mehr zum Thema

Jetzt entdecken

Gutscheine: