Schützen:Runde Sache

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Gut in Schuss: Isabella Straub ist neue deutsche Meisterin. (Foto: Toni Heigl)

Isabella Straub von der HSG München ist deutsche Meisterin mit dem Luftgewehr und schafft damit den endgültigen Durchbruch

Von Julian Ignatowitsch, Garching

So ein Schussbild eines Spitzenschützen kann unspektakulär und gleichzeitig eindrucksvoll sein. Je weniger man die einzelnen Schüsse erkennt, desto unspektakulärer ist das Bild, das Ergebnis umso eindrucksvoller. Als die Münchnerin Isabella Straub bei der deutschen Meisterschaft auf der Olympia-Schießanlage in Hochbrück ihre Scheiben aus dem Vorkampf begutachtete, musste sie selber staunen. Was sie dort sah: Einen grauen Kreis, wo normalerweise die Zahl zehn seht. Straub hatte so konsequent das bestmögliche Ergebnis, eben zehn Punkte, getroffen, dass ein Schuss dem anderen glich. Zehnmal die Zehn. Zurück blieb ein fast vollkommener Kreis. "Da weiß man, dass man alles richtig gemacht hat", sagte Straub. Gleich zweimal gelang ihr eine perfekte Serie, insgesamt traf sie von 40 Schüssen mit dem Luftgewehr 38 Mal genau ins Zentrum. Mit 398 Ringen ging sie als Beste ins Finale. Dort musste sie laut Regel zwar wieder bei Null anfangen, aber sie setzte ihre kreisrunde Serie einfach fort und wurde neue deutsche Meisterin.

"Ich bin zur Zeit einfach gut drauf", freute sich Straub anschließend. Die Meisterschaft ist ihr erster Titelgewinn in der Frauenklasse. "Seit meinem guten Abschneiden bei der Universiade schwimme ich auf einer Erfolgswelle", sagte die Lehramt-Studentin, die sich zu Beginn der Saison noch von einer Handgelenksverletzung erholen musste und bei den internationalen Studentenspielen im Juli wieder in Fahrt kam. Die 24-jährige gilt seit sie als Juniorin 2007 bereits deutsche Meisterin am Sportgewehr wurde als große Hoffnung, 2010 krönte sie sich sogar zur Junioren-Europameisterin. Bei der HSG München ist sie Vereinsmitglied, in der Bundesliga schießt sie derzeit allerdings beim Lokalrivalen Germania Prittlbach. Und spätestens jetzt ist ihr der Durchbruch bei den Erwachsenen gelungen, fast drei Jahre hat es gedauert.

"Ich habe schon etwas Eingewöhnungszeit gebraucht", schilderte Straub. In den Welt- und Europameisterinnen Barbara Engleder (Bund München, Platz 18) und Sonja Pfeilschifter (früher HSG München, Neunte) ließ sie bei der DM zwei prominente Namen hinter sich. Gleichzeitig war sie besser als ihre favorisierte Vereinskollegin Selina Gschwandtner (HSG München, 13.), die in diesem Jahr bereits weltweit mit Erfolgen auf sich aufmerksam machte. Die Leistungsdichte bei den deutschen Gewehrfrauen ist so hoch wie in keiner anderen Disziplin. Die Tagesform sei deshalb umso wichtiger, meint Straub.

Auch die ehemalige Teamkollegin Julia Simon, die am Ende Zweite wurde, hängte sie schließlich mit 1,5 Punkten ab. Etwas müde sei sie schon gewesen, habe nicht so gut geschlafen am Abend zuvor, erzählte Straub. Bei den entscheidenden letzten beiden Schüssen "haben die Nerven aber gehalten" in der bis auf den letzten Platz besetzten Halle. Zwischen den Schüssen gab es artigen Applaus, danach durfte lauter gejubelt werden.

Am olympischen Wochenende, mit den Gewehr- und Pistolen-Disziplinen der Sommerspiele, war der Andrang in Hochbrück riesig. Und auch die lokale Bilanz stimmte. Die Siege der Münchner Zwillinge Andreas und Michael Heise (HSG München) in den Pistolenwettbewerben wurden genauso lautstark bejubelt wie die dritten Plätze von Silvia Rachl (Bund München) mit dem Sportgewehr und Munkhbayar Dorjsuren (HSG München) mit der Sportpistole.

Bei den Titelkämpfen, der zweitgrößten Breitensportveranstaltung hierzulande, gehen Hobby- wie Spitzensportler gleichermaßen an den Start. Die Rolle von Sportler und Zuschauer wechselt aber für die meisten der gut 5000 Teilnehmer je näher die Titelvergabe rückt. Der Stimmung kommt das zugute. Die Schussbilder der Hobbysportler, die in etwa 30 Ringe hinter den Profis lagen, erinnerten freilich mehr an einen Schweizer Käse als an einen vollkommenen Kreis.

© SZ vom 01.09.2015 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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