Rollstuhlbasketball:Zurück in die Spur

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Der erste Sieg war in Reichweite, ganz hat es für die Bundesliga-Neulinge der RBB Iguanas (re. Gabriel Robl) gegen Zwickau aber nicht gereicht. (Foto: Claus Schunk)

Die München Iguanas wollen mit einem neuen Trainer in der ersten Liga bestehen. Bei dessen Debüt gab es jedoch eine weitere Niederlage.

Von Brigitte Mellert, München

Die Trommel schlug rhythmisch, immer schneller, lauter. "Defense!", riefen die Zuschauer. Es ging ordentlich zur Sache in der Sporthalle an der Säbener Straße, es rumste und krachte - die Spieler scheuten keine Konfrontation. Fast sah es aus wie beim Autoscooter, so heftig prallten die Rollstühle zeitweise gegeneinander. Einige platte Reifen waren die Folge. Irgendwann rief die Hallensprecherin: "Time-out wegen Reifenwechsel."

Die Anspannung am vergangenen Samstag war deutlich spürbar. Für Münchens erfolgreichste Rollstuhl-Basketballer ging es um den ersten Sieg in der Bundesliga. Die Gegner vom BSC Rollers Zwickau waren Tabellendritter. Die Gastgeber rangierten punktlos auf dem vorletzten Platz. Doch es entwickelte sich ein alles andere als ungleiches Duell.

Dabei hatte die Saison der Iguanas wenig erfolgversprechend begonnen. In den ersten drei Partien konnten die Aufsteiger das Niveau der Gegner nicht mitgehen und rutschten in den Tabellenkeller. Die Stimmung sei stetig schlechter geworden, ist zu hören, dann wechselten sie den Trainer. In einer Pressemitteilung spricht der Verein von "geringer werdendem Vertrauen". Jedenfalls hatte sich Andreas Ebertz, der die Iguanas seit zwei Jahren trainierte, schon nach drei Spieltagen entschlossen, seinen Posten aufzugeben. Die Suche nach einem Nachfolger dauerte nicht lange: Benjamin Ryklin, bis vor kurzem selbst noch Spieler bei den Iguanas und Zweiter Vorsitzender des Klubs, übernahm mit Co-Trainer Florian Fischer die Leitung. Seine Aufgabe war klar: die Mannschaft wieder neu motivieren und zurück "in die Spur" bringen, wie es in der Pressemitteilung heißt.

"Mehr Frische auf der Bank": Andreas Ebertz gibt seinen Posten an Benjamin Ryklin ab

Ryklins Debüt als Chefcoach gegen Zwickau sah phasenweise vielversprechend aus, endete aber in einer 64:69 (35:25)-Niederlage der Iguanas. Zu Beginn spielten die Münchner beflügelt auf und setzten die Sachsen unter Druck. Dank einer starken Defensive gingen sie schnell in Führung (22:10). Entsprechend gut war die Stimmung. "Cold as ice", lobte ein Spieler einen gelungenen Freiwurf. Der Trainerwechsel schien sich positiv auf die Teamleistung auszuwirken. Reaktionsschnell und wendig agierten die Spieler, der Olympia-Teilnehmer Sebastian Magenheim übernahm auf dem Feld die Führungsrolle, Ryklin gab engagiert von der Seitenlinie Kommandos. Doch vom zweiten Viertel an holten die Sachsen zunehmend auf, gingen erstmals mit 48:47 in Führung. "Fehlende Konstanz" attestierte Ryklin seiner Mannschaft nach dem Spiel.

Den ersten Sieg vor Augen, feuerten die Fans das Team lautstark an. "Defense, Defense!" Es half nichts, Zwickau gab seine knappe Führung nicht mehr her. "Natürlich ist es sehr ärgerlich, dass wir das Spiel nicht für uns entscheiden konnten", sagte Iguanas-Spielerin Laura Fürst, "aber ich bin sehr zufrieden damit, wie wir uns präsentiert haben." Auch Trainer Ryklin war stolz auf die Leistung seiner Mannschaft. Die neue Perspektive, nicht mehr aktiv als Spieler, sondern nun von der Seitenlinie das Spiel zu führen, empfand er als "sehr intensiv und anstrengender für den Kopf". Völlig verschwitzt und noch merklich aufgewühlt stellte er sich nach dem Spiel den Fragen. Den Trainerwechsel so früh in der Saison empfand er als sinnvoll: "Mehr Kompetenz und Frische auf der Bank" motiviere die Spieler zu neuen Leistungen, erklärte er. Ist ein Trainer zu lange mit einer Mannschaft zusammen, falle es schwer, sich stets neu anzupassen. Beide Seiten betonten aber, dass sie sich einvernehmlich getrennt hätten. Er habe sich aus eigenem Antrieb zurückgezogen, versicherte Ebertz auf Nachfrage und verwies darauf, dass er die Frauenmannschaft des Vereins schließlich auch weiterhin trainiere. Es sei noch früh in der Saison, mit Abstiegskampf müsse man für die erste Mannschaft aber wohl rechnen.

Ryklin gab sich nach dem knappen Ergebnis gegen die BSC Rollers Zwickau optimistisch, sich in der Bundesliga halten und schon mit einem Sieg am kommenden Wochenende die Abstiegsränge verlassen zu können.

© SZ vom 26.10.2017 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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