Riems Vize Prinz von Auersperg:Gestreckter Galopp durch die Netzwerke

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"Wir sind Pferdenarren": Franz Prinz von Auersperg, Spross eines alten Adelsgeschlechts und millionenschwerer Unternehmer, will den Rennsport in Riem zukunftsfähig machen. Auch wenn es unternehmerisch vernünftiger wäre, sein Geld anderswo zu investieren

Von Julian Galinski, München

Wie der Galopprennsport in Riem - oder besser: dessen Publikum - in Zukunft aussehen soll, davon hat Franz Prinz von Auersperg eine klare Vorstellung: "Eine Gruppe junger Menschen sitzt an einem Tisch und hat eine gute Zeit. Mal schmeißen sie jeder zwei Euro für eine Vierer-Wette zusammen, mal wetten sie, wer das nächste Bier zahlt." Das entscheidende Wort dabei ist "jung".

Von Auersperg, seit einem Monat Stellvertretender Vorstandsvorsitzender des Münchener Rennvereins (MRV), glaubt fest daran, den Galopprennsport und damit die Bahn in Riem nicht nur in die Gegenwart holen zu können, sondern auch für die Zukunft zu festigen. Und dabei auch ein altes Image hinter sich zu lassen: "Den einsamen Profi-Wetter, den will ich nicht." Man muss natürlich wissen, dass der Rennverein nicht gesund ist. Der Vorstand um Präsident Dietrich von Boetticher und seinen Stellvertreter von Auersperg hält den Galoppsport in München mit zinslosen Darlehen in insgesamt siebenstelliger Höhe am Leben. "Wir sind von diesem Goodwill abhängig", sagt von Auersperg, der selbst einen sechsstelligen Beitrag zur Verfügung gestellt hat. Sein Name entstammt einem österreichischen Adelsgeschlecht, das seine größte Zeit im 16. und 17. Jahrhundert erlebte. Als Unternehmer häufte er ein Vermögen an.

"Ich hatte sehr viel Glück in meinem Leben", sagt von Auersperg. "Den Pferden bin ich sehr denkbar, dass sie mich Demut gelehrt haben. Dass sie mich gelehrt haben, zu verlieren." Pastorius etwa, eines seiner besten Pferde überhaupt, gewann 2012 das deutsche Derby, der Hengst hatte noch einige Rennen der Spitzenklasse vor sich. "Ein halbes Jahr später konnte er nicht mehr laufen." Kein Kontostand der Welt hätte Pastorius vor seiner Verletzung bewahren können.

"Der Rennsport ist an den jungen Menschen vorbeigeschritten", sagt Franz Prinz von Auersperg. "Den einsamen Profi-Wetter, den will ich nicht." (Foto: Claus Schunk)

Allerdings stellt sich zumindest die Frage, ob der Vorstand wirklich bereit ist, den Rennverein mit allem Nachdruck zu sanieren, wenn er doch Verluste nahezu aus der Portokasse ausgleichen kann. "Denken Sie, ich hole einfach so 100 000 Euro aus der Tasche?", fragt von Auersperg. "So leicht ist das nicht. Und ganz davon abgesehen könnte ich rein unternehmerisch vernünftigere Dinge damit tun, als sie in den Galoppsport zu investieren."

Den Grund, warum er es dennoch tut, erklärt der 65-Jährige so: "Wir sind Pferdenarren. Und wir werden den Verein so lange unterstützen, bis wir zum Break Even kommen." Das heißt: Bis am Ende einer Saison kein Minus mehr steht. Für die laufende Saison ist ein Fehlbetrag von 185 000 Euro im Etat eingeplant. In zwei, spätestens in drei Jahren soll tatsächlich die Null stehen. Und an diesem Punkt kommen wieder die Menschen jüngerer Generationen ins Spiel.

"Der Rennsport ist an den jungen Menschen vorbeigeschritten", sagt von Auersperg. Er habe sich jahrzehntelang an seinem gesellschaftlichen Stellenwert vergangener Tage ergötzt, um dann auf einmal feststellen zu müssen, vielerorts nur noch als Antiquität wahrgenommen zu werden. "Wir haben nicht die Mittel für riesige Werbekampagnen oder Plakate in der ganzen Stadt", sagt von Auersperg, "wir müssen die Menschen über Social Media erreichen." Im Idealfall soll das dann beispielsweise so funktionieren: Jemand liest auf der Riemer Facebookseite vom nächsten Renntag, teilt den Beitrag und geht mit ein paar Freunden hin. Auf der Anlage hat er natürlich sein Smartphone dabei, hält sein digitales Netzwerk auf dem Laufenden und schließt den Tag mit einem Selfie vor der Rennbahn ab, erzählt von gewonnenen und verlorenen Wetten, von einer guten Zeit in Riem. Die Message, die sich der Rennverein wünscht, lautet: "Bei uns können Menschen jeden Alters einen wundervollen Tag mit hohem Freizeitwert erleben." Mehr als 7000 Besucher am sportlich nicht besonders prominenten Pfingst-Renntag sind durchaus als Bestätigung für diese Wahrnehmung zu verstehen.

Franz Prinz von Auersperg, 65, Stellvertretender Vorstandsvorsitzender des Münchener Rennvereins. (Foto: Claus Schunk)

Ausruhen darf sich der Vorstand darauf freilich nicht. Für von Auersperg bedeutet das vor allem: unermüdlich netzwerken. Sponsoren, Geschäftspartner, Zuschauer ansprechen, immer wieder. Und dabei vielleicht ein paar neue Pferdenarren finden.

© SZ vom 30.05.2015 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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