So Unterschiedlich können Befindlichkeiten im Fußball nach einer Partie sein: Während die Gäste aus Wolfratshausen nach dem Isartalderby in der Bayernliga Süd ziemlich begeistert waren ob der mittlerweile vertriebenen Abstiegssorgen und bestens gelaunt die Heimreise antraten, hing bei den Gastgebern der Haussegen schief. "Ich nehme diese Leistung persönlich", sagte Pullachs Trainer Frank Schmöller und keilte ordentlich gegen seine Spieler: "Wie wir uns präsentiert haben, war lächerlich. Ich bin total fassungslos, kann und will das nicht akzeptieren."
Vor knapp zwei Wochen war bekannt geworden, dass sich die Isartaler nicht um eine Regionalligalizenz bemühen würden - es fehlt an der geeigneten Spielstätte. Seither setzte es zwei Niederlagen, die Tabellenführung ist weg - die Stimmung ebenfalls. "Ich finde es ein lohnenswertes Ziel, auch ohne Aufstieg die Bayernligameisterschaft anzugehen", sagt Schmöller. "Wie oft werden die Spieler noch die Chance dazu haben? Vielleicht nie wieder", so der Coach weiter. Und da sei es schon sehr verwunderlich, wie leichtfertig man die Möglichkeiten dazu aus der Hand gebe. Auch SVP-Manager Theo Liedl war nach dem Spiel gegen die Farcheter merklich angefressen: "Das war unsere schwächste Saisonleistung. Wir haben mehr Fehlpässe gespielt als in der gesamten Saison und kaum einen Zweikampf gewonnen."
Das Tor des Tages für den BCF fiel bereits in der siebten Minute. Ausgerechnet der frühere Pullacher Christian Duswald flankte punktgenau per Freistoß, der ehemalige Unterhachinger Michael Marinkovic köpfelte völlig freistehend ein - die Zuordnung hatte auf SVP-Seite überhaupt nicht hingehauen. "Wenn Marinkovic ihn nicht macht, dann halt sein Kollege, der ebenfalls ungedeckt war", schimpfte Schmöller. "Da waren wir einfach viel zu sorglos."
Der SV Pullach kam nie in die Partie, hatte so gut wie keine Torchancen, während die Mannschaft von Coach Reiner Leitl eine Konterchance nach der anderen liegen ließ. "Es hätte auch vom Ergebnis her ein ganz unangenehmer Nachmittag werden können", sagte Schmöller, der nach passablen Trainingsleistungen seiner Männer von deren fehlender Einstellung am Samstag kalt erwischt wurde: "Damit hätte ich nie und nimmer gerechnet."
Die Wolfratshauser dagegen feierten ihren Sieg ausgiebig: "Unsere Mannschaft ist gefestigt, tritt toll auf", sagte Abteilungsleiter Manfred Fleischer. 2015 ist der BCF mit nunmehr vier Siegen und drei Remis noch ungeschlagen, damit können die Farcheter vorzeitig für ihre vierte Bayernligasaison planen. Relegations- und Abstiegsplätze sind kein Thema mehr. "Und das fünf Spieltage vor Schluss, Kompliment ans Team", so Fleischer. Trainer Reiner Leitl kündigte Großes an: "Wenn wir weiter so funktionieren, sind wir schwer zu schlagen."