Pferdesport:Geteilte Not

Lesezeit: 2 min

Trabrennbahn Daglfing kooperiert mit Galopper-Vermarkter. In Riem kommt das nicht gut an

Von Julian Galinski, München

Auf gewisse Art und Weise sind der Münchner Trabrenn- und Zuchtverein (MTZV) in Daglfing und die Galopper des Münchener Rennvereins in Riem nun Partner: Seit Anfang des Jahres werden auch die Traber vom Wettanbieter German Tote vermarktet. Für die Daglfinger war das eine gute Nachricht, schließlich hatte sich Ende des vergangenen Jahres der bisherige Partner Winrace aus dem Reitsport zurückgezogen - und ein neuer Anbieter war überlebenswichtig.

Nun, diese leise Hoffnung war aus dem MTZV zu hören, könne der gemeinsame Vermarkter den beiden Vereinen, die bisher bestenfalls nebeneinander gewirtschaftet haben, helfen, geschäftlich in irgendeiner Weise zusammenzufinden. "Wir wären an einem prosperierenden Trabrennsport interessiert", sagt Horst Lappe, Generalsekretär in Riem. Mehr sagt er nicht. Denn eigentlich, das ist aus den Reihen der Galopper zu vernehmen, sind die überhaupt nicht glücklich darüber, dass German Tote nun auch insgesamt sieben Trabrennbahnen vermarktet.

Minusgeschäft: Die Galopprennbahn in Riem hat 2014 ein sechsstelliges Defizit erwirtschaftet. (Foto: Claus Schunk)

Ursprünglich war die German Tote 2002 exklusiv für ihre Sportart durch die Betriebsgesellschaft der 22 deutschen Galoppvereine gegründet worden. Kurz gefasst lautet der Vorwurf, der in Riem die Runde macht, so: "Warum sollen wir Galopper, die wir selbst genügend Probleme haben, nun die Traber durchfüttern?"

Die lange Fassung beginnt damit, dass sich in Frankreich die Pari Mutuel Urbain (PMU) mit einem Jahreswettvolumen von etwa zehn Milliarden Euro als führender Anbieter von Pferdewetten in Europa etabliert hat. In der PMU haben die Trabrennsportler eine gewichtige Stimme. German Tote wiederum ist der deutsche Partner des französischen Marktriesen. Zwar erhält der deutsche Wettanbieter nur geringe Provisionen im einstelligen Prozentbereich für Wetten auf deutschen Rennbahnen, die bei PMU gespielt werden, ist der finanziellen Macht der Franzosen aber dennoch quasi alternativlos ausgeliefert.

Von deutlichem Druck der PMU auf German Tote war die Rede, doch auch den Trabrennsport zu unterstützen. Tatsache ist jedenfalls, dass German Tote 2014 in Berlin und Mönchengladbach als Vermarkter einstieg. Etwa eine halbe Million Euro soll vergangenes Jahr geflossen sein, und das ohne Zustimmung der deutschen Galoppvereine als Gesellschafter, das jedenfalls ist aus Riem zu hören. Geld, das etwa die Riemer gerne in den eigenen Kassen gesehen hätten. Sanierungsbedarf gibt es auf allen deutschen Anlagen. Seit Anfang 2015 sind auch die Trabvereine in Dinslaken, Gelsenkirchen, Daglfing und Straubing Partner der German Tote. Das bringt, mindestens in München, nicht etwa Synergieeffekte, sondern Spannungen. Dazu muss man wissen, dass sich Traber und Galopper nie wohlgesonnen waren. Die Daglfinger sind den Riemern zu einfach, die Riemer den Daglfingern zu fein.

Geschäftsführer Horst Lappe. (Foto: Alessandra Schellnegger)

Dem Pferderennsport geht es nicht gut in Deutschland, den Trabern im Schnitt noch etwas schlechter. So ist das auch in München. Der MTZV sitzt auf einem verkauften Grundstück, weiß nicht, wann er womöglich nach Maisach umziehen muss und ob es eine Saison 2016 geben wird. Der Riemer Rennverein, der durch zinslose Darlehen seiner Vorstände von einer geschätzten Million Euro am Leben gehalten wird, hat das vergangene Rennjahr mit einem sechsstelligen Minus abgeschlossen, ist aber zuversichtlich, weiter zu existieren, das Minus kommende Saison zumindest fünfstellig halten zu können und vielleicht sogar eine Null zu schreiben.

Was das betrifft, ist Horst Lappe auskunftsfreudiger. "Wir haben an der Kostenspirale gedreht", sagt er, unter anderem die Zahl der Mitarbeiter werde im Laufe des Jahres weiter reduziert. "Gerade bemühen wir uns um eine Genehmigung für Veranstaltungen neben den Renntagen"; im besten Fall brächten ein paar größere Events fünfstellige Beträge in die Kassen.

Immerhin: Von "22 Prozent Steigerung bei den Wettumsätzen und 20 Prozent mehr verkauften Eintrittskarten" im Jahr 2014 berichtet Lappe. Der Aufgalopp 2015 findet am 19. April statt. Folklore soll noch mehr Menschen anlocken: Ein Wiesn-Opening etwa ist geplant, auch ein bayerischer Frühschoppen.

© SZ vom 07.03.2015 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
Zur SZ-Startseite

Lesen Sie mehr zum Thema

Jetzt entdecken

Gutscheine: