Parallelslalom auf dem Olympiaberg:Ohne Schweinsteiger

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Beim Parallelslalom auf dem Münchner Olympiaberg fährt die alpine Elite erstmals um Weltcup-Punkte. Doch erst einmal spielen sich Skifahrer Felix Neureuther und Nationalkicker Bastian Schweinsteiger launig die Bälle zu.

Ralf Tögel

Wenn zwei nationale Sportheroen zwecks Promotion einer Sportveranstaltung erscheinen, sagt das viel über deren Bedeutung aus. Wenn es sich um Bastian Schweinsteiger und Felix Neureuther handelt, kann es sogar kurzweilig werden. Vor ein paar Jahren noch waren beide für den Skiverband unterwegs, als hoffnungsvolle Talente.

Skifahrer Felix Neureuther und Fußballer Bastian Schweinsteiger (rechts) bei der Promotion des Parallelslaloms auf dem Münchner Olympiaberg. (Foto: dapd)

Neureuther hat den Status gewechselt, ist jetzt bester deutscher Skirennfahrer, Schweinsteiger die Sportart - jedes weitere Wort ist überflüssig. Nun also unterstützte der Fußballer den Skifahrer, es ging um den "Audi FIS Ski Worldcup", der am 2. Januar 2011 auf dem Münchner Olympiaberg stattfinden wird.

Launig spielen sich die beiden Freunde bei der Pressekonferenz die Bälle zu. Das letzte Rennen, das beide gegeneinander fuhren, ist zwölf Jahre her. "Ich habe gewonnen", eröffnet Schweinsteiger: 1:0. "Aber er hat bei der Revanche gekniffen", erinnert Neureuther an ein Benefizspiel von Wintersportlern gegen Bayern München: 1:1. "Ich habe van Bommel getunnelt", sagt Neureuther, "und ich ihm geraten, dass er sich danach von ihm fernhält", sagt Schweinsteiger: 2:2. Für das Rennen am Olympiaberg war Schweinsteiger als Vorläufer im Gespräch - kein Witz. Aber die Bayern fliegen am 2. Januar ins Trainingslager nach Katar. "Er kneift wieder": 3:2 für Neureuther.

Die Bayern werden das so genannte "City-Event" demnach verpassen, der Veranstalter Olympiapark GmbH rechnet dennoch mit 15.000 Zuschauern. "Mit viel Luft nach oben", wie Olympiapark-Geschäftsführer Ralph Huber ergänzt. Bei einem Kongress Ende Juni hat der Weltskiverband FIS das Rennen nach München vergeben, die Idee war von FIS-Renndirektor Günter Hujara gekommen.

In den beiden Vorjahren hatte das Kalenderjahr der Alpinen jeweils mit einem Einladungsrennen in Moskau auf einer eigens aufgestellten riesigen Rampe begonnen. Für den Parallelslalom mitten in der russischen Metropole gab es aber nur Siegprämien. In München hingegen werden erstmals zusätzlich Weltcup-Punkte vergeben, nur aber für die Gesamtwertung - nicht für den Disziplin-Weltcup. Die jeweils besten 16 in der Gesamtwertung notierten Athleten sind qualifiziert, Stichtag ist der 29. Dezember.

Gerüstet für Olympia

Bei den Frauen dürften mehrere deutsche Fahrerinnen auf dem Olympiaberg zu erwarten sein, bei den Männern ist diese Annahme sehr optimistisch. Daher darf der Veranstalter jeweils eine Wildcard vergeben, der Deutsche Skiverband wird dann entscheiden, wer startet. "Ich kann mir vorstellen, dass es in diesem Fall Felix Neureuther wäre", bemerkte Olympiapark-Sprecher Tobias Kohler süffisant.

Die FIS will mit diesem City-Event auf der 200 Meter langen Rennstrecke, für die die Athleten gerade mal 20 Sekunden benötigen werden, eine neue Rennserie im Weltcup-Zirkus etablieren. "Die Idee ist, den Skirennsport zu den Leuten zu bringen, in die Stadt", sagt Organisationschef Frank Seipp. Ob ein Parallel-Slalom auf lange Sicht regelmäßig auch in anderen Städten stattfinden wird, liegt nun zum Großteil an München.

Der obere Teil des Olympiasees wird eigens abgelassen, um Platz zu gewinnen für "Strecke und Zuschauer", so OK-Chef Seipp. Das Spektakel soll aber noch eine zweite Botschaft in die Welt tragen: München ist gerüstet für die Olympischen Winterspiele 2018. Alle Anwesenden betonen die große Chance, München als Standort der Spiele zu präsentieren. "Wir sind auf einem guten Weg", sagt Neureuther, "Südkorea hat sich mit dem Formel-1-Rennen nicht gerade mit Ruhm bekleckert." Da kann man die Kleinigkeit verdrängen, dass sich das Starthäuschen auf 564 Metern Höhe befindet.

Neureuther macht die Herausforderung ohnehin an "einem ganz besonderen Kitzel" fest: dem Kampf Mann gegen Mann. Will man es despektierlich ausdrücken, dann werden rodelnde Kinder für einen Tag von der alpinen Weltelite verdrängt. Ansonsten ist alles wie bei einem herkömmlichen Weltcup-Rennen, inklusive Live-Übertragungen in alle Welt. Mit Schneekanonen werden mindestens 4000 Kubikmeter Schnee auf den Hang geschossen. "Sobald es kalt genug ist, geht es los", sagt OK-Chef Seipp. Die Olympiapark GmbH hat Erfahrung, bereits in den Jahren 1986 und 1987 wollten mehr als 50.000 Besucher die beiden Parallelslaloms auf der Nordseite des Olympiabergs sehen.

Die Premiere des City-Cups vor zwei Jahren in Moskau gewann im Übrigen Felix Neureuther. Auch der Olympiabewerbung von Sotschi, das den Zuschlag für die Spiele 2014 erhalten hat, haben die Veranstaltungen bekanntermaßen nicht geschadet.

© SZ vom 19.11.2010 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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