Nandlstadt/SC Ruhpolding:Exot aus der Hallertau

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Alexander Weingärtner kommt aus keiner typischen Wintersportgegend, zählt aber zur nationalen Langlaufelite und als Leichtathlet zur bayerischen Spitze auf der Mittelstrecke

Von Alexander Kappen

Die Biathlon-Olympiasieger Fritz Fischer und Ricco Gross sind Ehrenmitglieder des Vereins. Kati Wilhelm, auch sie ist eine mehrfach mit olympischem Gold dekorierte Sportgröße, hat ebenfalls Jahre lang dort trainiert. An Vorbildern mangelt es Alexander Weingärtner bei seinem Klub, dem SC Ruhpolding, also mit Sicherheit nicht. An Talent offenbar auch nicht. Der Schüler aus Nandlstadt gehört zu den besten Nachwuchslangläufern in Deutschland und zählt zudem als Leichtathlet zur bayerischen Spitze auf der Mittelstrecke. Aber für ihn ist bereits klar, wohin der Weg einmal führen soll. Sein Traum sei es, so sagt er, den eingangs Erwähnten nachzueifern und irgendwann einmal ein erfolgreicher Biathlet zu werden. Alexander Weingärtner begann seine sportliche Laufbahn einst an seinem Wohnort beim TSV Nandlstadt, wo er in der Kinderturn- und Leichtathletikabteilung aktiv war. Da es in dem Verein für die älteren Jahrgänge jedoch kein Leichtathletikangebot gab, wechselte er später zum TSV Mainburg, wo sein Vater Thomas, früher selbst 13 Jahre lang Leistungssportler, als Trainer arbeitete. Der Leichtathletik, die er im Sommer betreibt, ist der 15-Jährige bis heute treu geblieben und feierte dabei bereits beachtliche Erfolge. So holte er bei der bayerischen Meisterschaft Bronze mit der 1000-Meter-Staffel und wird in der 800-Meter-Bestenliste des Freistaats auf Rang vier geführt. Sein Ziel ist es, sich in diesem Jahr für die deutsche Meisterschaft über 800 oder 3000 Meter zu qualifizieren. Zwar legt Alexander Weingärtner das Hauptaugenmerk derzeit auf seine Laufbahn als Langläufer, aber das bedeutet nicht, dass er die Leichtathletik nur halbherzig betreibt. "Wenn er etwas macht, dann mit 100 Prozent", versichert sein Vater, der ihn auch während der Langlaufsaison im Winter unter der Woche als Heimtrainer betreut. "Vom Trainingsaufbau her haben wir einen ganz anderen Weg eingeschlagen als bei Langläufern üblich", erklärt Thomas Weingärtner. Die Hallertau, in der die Weingärtners wohnen, zählt nicht unbedingt zu den typischen, schneereichen Langlauf-Gegenden des Freistaats, was sich auch im Übungsplan widerspiegelt. "Unser Training findet hauptsächlich ohne Schnee statt", sagt Thomas Weingärtner, "wir legen viel Wert auf die Koordination, spezielles Krafttraining ohne Kraftgeräte und sogenanntes Stabilitätstraining in Form von beispielsweise Pilates und Slackline-Training". An den Winter-Wochenenden trainiert Alexander am Langlauf-Stützpunkt in der Ruhpoldinger Chiemgau-Arena. Um künftig noch besser gefördert zu werden, hat sich der 15-Jährige, der bislang die Mittelschule in Zolling besucht, um einen Internatsplatz an der Christopherusschule in Berchtesgaden beworben, die beispielsweise auch Olympiasieger und Medaillengewinner wie Georg Hackl, Maria Höfl-Riesch, Peter Schlickenrieder und Tobias Angerer besucht haben . Alexander Weingärtner möchte unter anderem auch durch diesen Schulwechsel weiter an seiner Erfolgsbilanz feilen, die ohnehin schon beeindruckend ist. 2013 gewann er den Chiemgau-Cup, den Koasa-Lauf im österreichischen Sankt Johann und holte Staffel-Bronze bei der bayerischen Meisterschaft. Im Jahr darauf wurde er in den Kader des Bayerischen Skiverbandes (BSV) berufen und gewann das internationale Rennen in Hochfilzen. 2015 schließlich wurde Weingärtner Chiemgaumeister, bayerischer Meister im Einzel und in der Staffel, siegte erneut in Österreich beim internationalen Koasa-Lauf und gewann die Gesamtwertung des Chiemgau-Cups sowie des deutsch-österreichischen Grenzland-Cups. Beim Schüler-Cup des Deutschen Ski-Verbands landete der Nandlstädter, der von kommender Saison an in der Jugendklasse startet, im Gesamtklassement auf dem vierten Rang. Mit der Staffel des BSV wurde er deutscher Meister. Künftig möchte Alexander Weingärtner, so ist derzeit sein Plan, auch im internationalen Geschäft mitmischen. Als sein mittelfristiges Ziel gibt er zunächst einmal die Aufnahme in den deutschen C-Kader an, um sich dann über den Europacup für die erste Liga des Wintersports, also den Weltcup, zu empfehlen. "Ist er da drinnen", sagt sein Vater und Trainer, "dann ist natürlich Olympia das Ziel".

© SZ vom 13.06.2015 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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