Münchner Derby:Wenn das Grünwalder Stadion aus allen Nähten platzt

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Münchner Geschichten: Am Sonntag treffen sich die kleinen Bayern und die kleinen Löwen zum kleinen Derby, der Gastgeber trägt rot. (Foto: Johannes Simon/Getty)

Volles Stadion an der Grünwalder Straße, allerorts gespannte Vorfreude:Der FC Bayern empfängt die Löwen zum kleinen Münchner Derby.

Von Christoph Leischwitz und Ralf Tögel, München

Noch herrscht ja einige Unklarheit darüber, wie denn nun die Ausbildungsabteilungen der beiden Münchner Profiklubs in der gerade erst angelaufenen Fußball-Regionalliga genau einzuschätzen sind. Die Fußballer des FC Bayern München II haben am Mittwoch begonnen mit einem Remis beim als unangenehm einzustufenden FV Illertissen. Der lokale Konkurrent TSV 1860 II hat mit einem Remis, einem Sieg und jüngst einer Niederlage ein breites, aber schwer interpretierbares Portfolio seiner Möglichkeiten hinterlassen.

Doch nun, am kommenden Sonntag (13 Uhr), haben beide Mannschaften ein signalhaftes Spiel vor der Brust: das Münchner Derby. Die Arena an der Grünwalder Straße wird wie immer aus allen Nähten platzen und dem Vergleich der beiden Nachwuchsteams den würdigen Rahmen geben. Wer sich von dem Spiel überraschen lassen will, sollte nun das Lesen dieser Zeilen einstellen, für alle Neugierigen sei im folgenden eine an Hellseherei grenzende Prognose gegeben, sportlich fundiert und basierend auf den Erkenntnissen einer jahrzehntelangen Beobachtung dieser beiden Vereine, respektive ihrer Reserveteams.

Was für die Bayern spricht

Die Namen. Lediglich auf der Trainerposition können die Löwen ansatzweise mithalten: Heiko Vogel war mit dem FC Basel im Champions-League-Halbfinale, okay, breite Öffentlichkeit und so, sicher. Doch Daniel Bierofka ist ein Löwen-Held, spielte für die Nationalmannschaft (einmal, gegen Kuwait) und war deutscher Meister mit Stuttgart. Aber dann: Gegen Illertissen liefen für den FCB Gianluca Gaudino und Julian Green auf, beide haben Champions-League-Erfahrung. Sinan Kurt und Fabian Benko spielen für Deutschland und gelten als zwei der hoffnungsvollsten Talente , es steht ein Ribéry im Kader (zwar nur der kleine Bruder Steeven, aber immerhin), Lucas Scholl und so weiter.

Der FC Bayern hat zudem erklärt, dass es endlich an der Zeit ist, mal wieder ein paar Müllers, Lahms, Schweinsteigers oder Alabas zu produzieren, denn langsam gibt es Bedarf. Schweini ist bekanntlich schon weg, und Philipp Lahm kommt auch langsam in die Jahre. Es gibt da auch einen im Hintergrund, der zwar gar nicht für die Jugendabteilung vorgesehen war, das Projekt jetzt aber höchstpersönlich anschiebt und dessen Credo so lautet: Wenn der FC Bayern etwas macht, dann richtig! Die Pläne für das neue Jugendzentrum in Fröttmaning sind fertig, es scheint, als ob die Bayern Ernst machen. Von wegen Spieler entwickeln und dann mal sehen - der Aufstieg ist das Ziel. Eine Niederlage im Heimspiel passt da nicht ins Konzept, Basta.

Was für die Löwen spricht

Die Außenseiterrolle: Mal ganz ehrlich, auch wenn es ein bisschen wehtut: Die Außenseiterrolle ist für die jungen Löwen in den vergangenen Jahren langsam aber stetig gewachsen. Und schon ist die Chance da: Vielleicht werden die roten Promis die blauen Irgendwers unterschätzen. Die Mannschaft ist jedenfalls nach dem Remis (gegen einen starken Gegner), dem Kantersieg (gegen einen defensiven Gegner) und der unglücklichen Niederlage (gegen einen glücklichen Gegner) weit besser als ihr Ruf. Zwar mögen viele Spieler einem größeren Publikum noch weitgehend unbekannt sein.

Aber: Der Kader ist auf hohem Niveau breit aufgestellt, Einwechselspieler können in heißen Phasen neuen Schwung bringen, das gilt vor allem im Angriff. Trainernovize Bierofka schürt den Konkurrenzkampf bislang sehr geschickt. Viele seiner Talente haben zwar noch wenig Erfahrung, trotzdem aber schon eine breite Brust. Bestes Beispiel ist der 20-jährige Abwehrspieler Sertan Yegenoglu, der zwar bislang nur in Hennef in der fünften Liga gespielt hat, aber schon jetzt über die Körpersprache eines Jens Jeremies verfügt. Noch eines spricht für die kleinen Löwen: Für die Talente ist der Sprung von der Jugend zu den Männern oft ein Problem. Nach den Spielen gegen die drei robusten Teams aus Burghausen (1:1), Schalding-Heining (5:1) und Memmingen (0:2) sind die Löwen im Liga-Alltag angekommen, was man von den Bayern nach nur einer Partie schwerlich behaupten kann.

Das Fazit

Einiges spricht für die Bayern, einiges für die Löwen. Aber: Der Ball ist rund, der Rasen grün, das Spiel dauert 90 Minuten, das nächste Spiel ist immer das schwerste, Fußball ist kein JoJo, nach dem Spiel ist vor dem Spiel, der Fußballgott hat seinen eigenen Willen, manchmal leiht er einem Spieler seine Hand, Derbys haben ihre eigenen Gesetze, und überhaupt, wie sagte schon der Kaiser: "Es gibt nur eine Möglichkeit: "Sieg, Unentschieden oder Niederlage." Abschließend noch der Fußball-Philosoph Andreas Brehme: "Das Ding der Unmöglichkeit wird, das Unmögliche möglich zu machen." Noch Fragen?

Der Tipp

Ist natürlich seriös nicht möglich. Und weil es sich bei der Süddeutschen Zeitung um ein seriöses Printmedium handelt, wird auf eine den Zufall streifende Einschätzung verzichtet. Der Leser möge sich doch bitte schön aufgrund der vorher gelieferten Daten, Fakten und Einschätzungen ein eigenes Urteil bilden.

© SZ vom 01.08.2015 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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