Damen-Rugby:Die Null steht

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Wie ein rohes Rugby-Ei: Lisa Goldmann (links) vom Münchner RFC fängt einen Pass - gaaanz vorsichtig. (Foto: privat)

0:93, 0:84, 0:50, 0:112, 0:109 - so die Bilanz der Münchner Rugby-Frauen nach fünf Bundesliga-Spielen. Absteigen werden sie trotzdem nie.

Von Alexander Mühlbach, München

Jede Spielerin des München Rugby Football Clubs wusste, dass das keine einfache Auswärtsfahrt werden würde. Erst die 798 Kilometer lange Autofahrt nach Hamburg, dann die zwei mal vierzig Minuten, die man gegen den FC St. Pauli durchstehen musste. Dem siebenmaligen deutschen Rugby-Meister, der am dritten Bundesliga-Spieltag die Mannschaft aus Hannover mit 60:5 vom Platz gefegt hatte. Aber dann spielte der MRFC doch so, wie er es sich vorgenommen hatte. Die Münchnerinnen traten als Mannschaft auf, machten es den Hamburgerinnen in der Abwehr schwerer als in all den anderen Spielen zuvor und kämpften bis zum bitteren Ende. So sehr, dass sie von ihren Gegnerinnen anschließend sogar gelobt wurden. Dabei hatten die Münchnerinnen verloren. Mit 0:109.

"Das Ergebnis hört sich dramatischer an, als es in Wahrheit ist", versucht der Vorsitzende Helmut Kraiger das Resultat zu relativieren. "Im Rugby kann so etwas ganz schnell passieren." Aber Kraiger weiß auch, dass sein MRFC bislang in jedem Spiel mindestens zweistellig verloren hat, in zwei Spielen gar dreistellig. Alleine die Ergebnisse aus dieser Saison lesen sich eher so, als hätte jemand willkürlich die Spielberichte ausgefüllt: 0:93, 0:84, 0:50, 0:112 und eben dieses 0:109. Der MRFC steht damit abgeschlagen auf dem letzten Rang der Rugby-Frauen-Bundesliga und hat zu allem Übel auch noch zwei Minuspunkte auf dem Konto, weil er zu einer Partie mangels Spielerinnen nicht antreten konnte.

Warum die Spielerinnen trotzdem weitermachen

Man könnte jetzt aufhören, es einfach sein lassen. So manche Fußballmannschaft in der Kreisliga hätte sich wohl mangels Erfolg aus dem Spielbetrieb verabschiedet oder zumindest den fünften Trainer im fünften Spiel angeheuert. Aber die MRFC-Frauen machen nach jeder Niederlage einfach weiter, als wäre nichts geschehen. Sie trainieren zweimal die Woche - übrigens noch immer unter demselben Trainer wie zu Saisonbeginn - auf irgendeinem Münchner Gras- und Ascheplatz, um, ja - warum eigentlich?

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"Wissen Sie", sagt Lisa Goldmann, die schon seit 2010 Rugby spielt, "der Spaß am Spiel treibt uns einfach an." Die 21-Jährige gibt selbst zu, dass es schon etwas ungewöhnlich sei, dass man beinahe jedes Wochenende im Herbst und im Frühling quer durch Deutschland tourt, um so hoch zu verlieren. Was ja übrigens nicht erst seit dieser Saison passiert. In der vergangenen Saison verlor der MRFC alle 14 Saisonspiele, erzielte aber immerhin 63 Punkte - bei 1042 Gegenpunkten. Das einzige, was den MRFC damals wie heute vor dem sicheren Abstieg rettete, ist die Tatsache, dass die Bundesliga Deutschlands einzige Frauenliga ist.

Wie es mit der Mannschaft weitergeht

Goldmann sagt trotzdem, dass ihr die ganzen Niederlagen nichts ausmachen. Die Frauenmannschaft des MRFC befinde sich gerade erst wieder im Aufbau, nachdem sie vor Jahren mangels Mitgliedern eingestellt werden musste. Erst seit zwei Spielzeiten nimmt der MRFC wieder am regulären Ligabetrieb teil, viele Spielerinnen müssen erst wieder Praxis sammeln, andere überhaupt lernen, mit einem Rugby-Ei umzugehen. Trotzdem investiert der Verein zwischen 10 000 und 15 000 Euro pro Jahr in seine Frauenabteilung. Sie wollen richtig was aufbauen, so erfolgreich werden wie damals 2002, als sie deutsche Vizemeister waren. Man brauche halt etwas Zeit, sagt Kraiger.

Goldmann ist froh, dass der Verein sie so sehr unterstützt. Inzwischen sieht sie schon Fortschritte in der Mannschaft. Das Chaos auf dem Feld sei weniger geworden, demnächst wollen sie punkten. "Aber beim Rugby zählt mehr als das Spiel", erklärt sie, wichtig seien der Teamgeist und der Zusammenhalt. Am Samstag geht es nach Hannover. Auch das wird sicherlich wieder keine einfache Auswärtsfahrt.

© SZ vom 26.11.2015 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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