Luftgewehr-Bundesliga:Bittere Bilanz

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Meister HSG München fällt deutlich hinter Prittlbach und den Bund zurück

Von Julian Ignatowitsch, München

Die HSG München ist aktuell nur noch die Nummer drei in der Region. Vor dem letzten Wettkampfwochenende in der Luftgewehr-Bundesliga hat der Titelverteidiger keinerlei Chance mehr auf den Einzug ins Finale - und steht als der schwächste der drei Münchner Vereine hinten an. "Ja, das tut schon weh", räumt Trainer Theo Gschwandtner ein. "Wir haben ja prinzipiell den Anspruch, die Besten zu sein." Weit gefehlt. Während der "Bund" München und Germania Prittlbach um die Tabellenspitze und eine ausgezeichnete Ausgangsposition für die Meisterschafts-Endrunde kämpfen, hofft die HSG zumindest darauf, die Liga nicht als Schlusslicht zu beenden. "Wir wollen uns mit erhobenem Haupt verabschieden", sagt Gschwandtner vor den Duellen mit Prittlbach (Sa. 17 Uhr) und Coburg (So. 11.30 Uhr). Immerhin: Sportlich hat die HSG keinen Druck, denn in diesem Jahr steigt niemand aus der Bundesliga ab. Sie wird von acht auf zwölf Teams aufgestockt.

Vor allem den Zweikampf mit dem Stadtrivalen würde man dennoch gerne für sich entscheiden. Als kleine Schadensbegrenzung für eine verkorkste Saison. Doch angesichts der bisherigen Resultate spricht nur wenig dafür. Gerade mal einen von fünf Wettkämpfen hat die HSG gewonnen und gibt damit das umgekehrte Bild der Prittlbacher ab, die nur eines ihrer fünf Duelle verloren. "Sie haben aktuell einfach den besseren Kader", erklärt Gschwandtner. "Für uns war es ein Interimsjahr. Das haben wir von Beginn an gewusst."

Nach dem Gewinn der Meisterschaft 2014 brach die Mannschaft auseinander, gleich fünf Leistungsträger verließen den Verein, darunter Isabella Straub, die nun in Prittlbach eine hervorragende Saison abliefert. Zuvor hatte bereits Sonja Pfeilschifter, die Grande Dame des deutschen Schießsports, unter Aufsehen und viel Getuschel abrupt den Dienst quittiert. Gschwandtner musste also improvisieren. Er bestreitet diese Saison mit dem Minikader von sechs Schützen, die wenigsten aller Teams. Dazu sind die beiden Junioren Nicole Lainer und Justin Giesbrecht notgedrungen zu Stammkräften befördert worden. "Sie mussten von null auf hundert in die Bundesliga einsteigen, obwohl klar war, dass sie nur schwer mithalten können", schildert der Trainer die Situation. Viele Probleme also, weshalb Gschwandtner schon frühzeitig mit der Planung für die nächste Saison beginnt.

Die HSG will wieder zur alten Stärke zurückfinden. Schließlich hat der Verein in den vergangenen fünf Jahren die Bundesliga dominiert, wurde dreimal deutscher Meister. "Der Kader für die nächste Saison steht schon fast", sagt Gschwandtner, der qualitativ wie quantitativ eine Verbesserung anstrebt. Auch wenn er wegen der laufenden Wettkämpfe noch keine Namen nennen kann, berichtet der Trainer von der Verpflichtung zweier "junger Bundesligaschützen aus dem Kreis des deutschen Nationalteams". Dazu wolle man auch auf der Ausländerposition noch nachlegen, Gespräche laufen. Keine Weggänge, drei hochkarätige Zugänge, mehr Qualität, mehr Wechselmöglichkeiten - so sieht der Masterplan aus. Dieser und die guten Trainingsmöglichkeiten in der Zielstattstraße sind die Hauptargumente bei der Abwerbung von Schützen. "Besonders wichtig ist mir auch der Teamgeist", sagt Gschwandtner. In der neu zusammengestellten Mannschaft kennen sich bereits alle und wohnen im Großraum München alle im Umkreis von 30 Kilometern. Der Trainer möchte "ein junges Team, das sich auch abseits des Schießstandes versteht".

Das war nicht immer so bei der HSG, und genau deshalb wollen sie ja diese deutlichen Veränderungen. Dafür nimmt der Klub auch eine schlechte Saison in Kauf, der Zeitpunkt hätte - Stichwort Abstieg und Ligareform - schlechter sein können. In einem Jahr plant die HSG wieder fest mit dem Finaleinzug. Münchens Nummer drei zu sein, das soll ein einmaliger Ausreißer bleiben.

© SZ vom 09.01.2015 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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