Linksaußen:Robin Hood beim Pferderennen

Lesezeit: 1 min

Woher kommt eigentlich das Wort Derby?

Von Andreas Liebmann

Früher war es leicht. Wenn zwei Fußballklubs Richtung Olympiapark aufbrachen, die einen in roten, die anderen in blauen Hemden, um vor grünen Sitzreihen gegeneinander anzutreten, dann war Derby. Und falls ein Berichterstatter auf die Idee verfiel, herauszufinden, woher das Wort Derby kommt, dann hätte er den Redaktionsältesten befragt, vielleicht noch einen Kollegen im Archiv und das Orakel von Delphi, dann hätte er seine Recherche mangels Relevanz vermutlich eingestellt. Aber heute?

In München ist Derby vor allem, wenn Rot- und Blaugewandete in ein baufälliges Stadion Bengalos schmuggeln, um in Liga vier Krawall zu machen. Wobei das vergangene Wochenende zeigt, dass es auch andere Derbys gibt: das der Giesinger U19-Teams zum Beispiel; Garching gegen Heimstetten; oder Freising gegen Haar, im Softball. Nur wehe, man will im Internetzeitalter kurz ermitteln, woher nun dieser britische Ausdruck stammt, der in den Geschmacksrichtungen Revier-, Lokal-, Stadt- oder Regional- gebräuchlich ist. Das braucht Zeit.

Kurz gesagt ist es nämlich so, dass der Begriff, den man Dörbi oder Darbi aussprechen darf, im Mannschaftssport erstmals auftauchte, als im Mittelalter in Ashbourne bei Derbyshire gelangweilte Bewohner anfingen, gegeneinander ein Spiel zu treiben. Zu Hunderten versuchten sie, Oberstädter gegen Unterstädter (quasi Obergiesing gegen Untergiesing), einen Ball ins Tor der anderen zu befördern. Als Tore dienten ihnen zwei Mühlsteine, die etwa fünf Kilometer weit auseinander standen. Damals waren die Menschen noch gut zu Fuß.

Zum ersten Derby der Neuzeit trat im Jahr 1866 Notts County bei Nottingham Forest an, wo wiederum nur wenige Jahrhunderte vorher Robin Hood mit Little John, Big Ben, Bruder Tuck sowie Tick, Trick und Track hauste. Wahnsinn! So viele Informationen! Und im Jahr 1780 hielt der Derby-Begriff im Pferdesport Einzug, als Edward Smith-Stanley ein Rennen für Dreijährige (also: Pferde!) nach sich selbst benannte. Er war, muss man wissen, der zwölfte Earl of Derby.

Keinesfalls darf hier unerwähnt bleiben, dass der 16. Earl of Derby, Frederick Arthur Stanley, 1892 einen nach ihm benannten Silberpokal stiftete, um den sich bis heute die besten nordamerikanischen Eishockeyteams prügeln. Kein Witz! Bleiben zwei Fragen: Spricht man auch dann von Derbys, wenn aus zwei von 24 US-Städten namens "Derby" Klubs aufeinander treffen? Und hat Robin Hood eigentlich Eishockey gespielt?

© SZ vom 31.08.2015 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
Zur SZ-Startseite

Lesen Sie mehr zum Thema

Jetzt entdecken

Gutscheine: