Linksaußen:Olympische Spezialeinheit

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Einbrecher werden lohnt nicht - besonders, wenn ein Sprinter in Reihen der Polizei Praktikant ist

Von Andreas Liebmann

Eines gleich vornweg, liebe Kinder: Diebstahl lohnt sich nicht. Sicher, es kann gut gehen, auch als Bankräuber oder Juwelendieb kann man über die Runden kommen. Doch die große Masse wird geschnappt. Weil sie beim Einbruch im Schornstein oder Kellerfenster stecken bleibt; nach dem Bankraub vergisst, in der Fußgängerzone die Skimaske abzustreifen; den Geldkoffer in einem Hausflur stehen lässt - samt Adressschild, wie voriges Jahr in München geschehen; oder der Tank des Fluchtautos leer ist. Alles schon passiert.

Nicht jeder ist so dämlich, klar, ihr wärt da bestimmt geschickter. Aber manche haben auch einfach Pech: Rammen sich nachts mit einem geklauten Lkw in eine Bank, wickeln ein Stahlseil um den Automaten, reißen - rumms! - das Ding aus der Wand, laden es auf, brausen davon - und stellen daheim fest, dass sie den Kontoauszugsdrucker erwischt haben. Wenn ihr also reich werden wollt, werdet lieber Topmanager, geht zur Fifa oder lernt vernünftig Fußballspielen!

Wie schwer es sein Gewerbe hat, bekam kürzlich ein Einbrecher im Mühlthal zu spüren: Er bemerkte, dass er einer Polizeistreife auffiel; weil der Mann aber fix war und sein Vorsprung riesig, flüchtete er eine Böschung hinab. Doch vom Rücksitz des Streifenwagens sprang, sofort die Verfolgung aufnehmend: Laurin Walter. Der 19-jährige Polizeianwärter machte in der Inspektion Starnberg gerade ein Praktikum, den Flüchtenden jagte er dann aber vor allem in seiner Funktion als deutscher Jugendmeister über 400 Meter. Es war ein kurzes Rennen.

Seht ihr, liebe Kinder, vor allem hier in der Gegend muss man vorsichtig sein. Walter gehört zu einer Spitzensport-Fördergruppe der Bereitschaftspolizei Dachau, und wenn ihr hier auf Beutezug geht, während diese Jungs einen Betriebsausflug machen, dann kann es passieren, dass Walter euch verfolgt, die Judoka Dario Kurbjeweit Garcia und Robert Barwig ihre neuesten Griffe an euch ausprobieren, und dann dürfte auch schon Valentin Döbler eintreffen, um euch dingfest zumachen. Er ist Kugelstoßer, wie Walter für die LG Stadtwerke. Vielleicht, liebe Kinder, werdet ihr ja einfach selber so gute Athleten. Reich wird man in den meisten Sportarten zwar nicht, aber ihr könnt dann auch zur Polizei gehen, und es klingt, als könnte man da echt Spaß haben. Als Boxer vielleicht. Als Karateka, zum Türeneintreten. Auch Hammerwerfer könnten nützlich sein, wenn sie gut zielen. Falls Walter mal keine Lust hat, Flüchtenden hinterherzurennen.

© SZ vom 12.10.2015 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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