Linksaußen:Das Pummels-Prinzip

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Ernährungstipps zum Weihnachtsfest für Mats Hummels, Matthias Steiner und die Eishockeycracks des EHC

Von Johannes Schnitzler

Die Hummel, wissenschaftlicher Name bombus, dürfte eigentlich gar nicht fliegen, weil ihr gedrungener Körper den Gesetzen der Aerodynamik widerspricht. Zumindest glaubte man das lange. Charmant war das nicht. Gerd Müller (-> "kleines, dickes", Spitzname "Bomber") hätte dann ja auch nie Fußballprofi werden dürfen. Genauso uncharmant ist es, wie die Kritiker zurzeit über Mats Hummels herfallen. Hummels ("der schöne Mats"), Model-Athlet mit bekanntem Hang zum Frustessen, präsentierte sich zu Saisonbeginn rank und verschlankt. Unter dem neuen BVB-Trainer Thomas Tuchel, einem Asketen, der lieber mit Salz- und Pfefferstreuer spielt als mit Messer und Gabel, ist weißes Mehl in Dortmund tabu. Nun aber merken Beobachter recht dürr an, "Pummels" habe wieder zugelegt, und zwar nicht an Geschwindigkeit. Und was soll man sagen: Eigentor gegen den HSV, Elfmeter verursacht gegen Krasnodar . . . Für Hummels kommt es zurzeit dick.

Über die richtige Sportlernahrung streiten die Gelehrten nicht erst seit Tuchel. In der Antike wurden Athleten regelrecht gemästet, vor allem die Gewichtheber. Im Prinzip hat sich daran nichts geändert. Matthias Steiner, 2008 Olympiasieger im Schwergewicht von Peking (wo man viel von Nahrungsergänzung versteht), sagt, er habe sich "oft gefühlt wie eine Mastgans kurz vor Weihnachten". 150 Kilo wog Steiner damals, üppig verteilt auf 1,83 Meter. Mittlerweile ist er 45 Kilo leichter und hat über sein Erfolgsrezept ein Buch ("Das Steiner-Prinzip") geschrieben, das er auf allen Kanälen bewirbt. Am Donnerstag zum Beispiel: "Der Ernährungswahn: Was dürfen wir noch essen?", lautete das Thema. Mit Steiner in der Talkrunde saßen ein Veganer, ein Spitzenkoch und ein Vertreter der Paläo-Diät, die alles erlaubt, was man als Steinzeitmensch angeblich so aß, vor allem Fleisch, Fisch und Obst. Getreide, weil später kultiviert, ist bäh.

Steiners Auftritt ereignete sich bei ServusTV, dem Haussender von Sport-Groß-Alimentor Red Bull. Das ist, zur Auffrischung, jener Energy-Drink, der trotz 40 Stück Würfelzucker pro Liter angeblich Flügel verleiht. Die erfolgshungrigen Profis des EHC Red Bull München übrigens futtern Pasta satt, um ihre Energiespeicher aufzufüllen. Bombig.

© SZ vom 30.11.2015 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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