Linksaußen:Das Los der Bullen

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Man kann dem Weihnachtswahnsinn kaum entfliehen, vor Silvester wird es nicht besser. Etwas Abwechslung bringen nur die Eishockeyspieler und Basketballer.

Kolumne von Ralf Tögel

Es soll sie in der Tat geben. Menschen, denen diese ganze Feierlaune und Besinnlichkeit zwischen den Jahren auf die Nerven geht. Gerade ist der Weihnachtsirrsinn überstanden, Moment, ist er überstanden? Mitnichten, mit dem 26. Dezember um Mitternacht ist es ja längst nicht erledigt, man kann das Gedöns nicht einfach ausknipsen wie die neue Nachttischlampe im Barockstil. Der Baum muss entsorgt werden, Schwiegermamis Geschenk umgetauscht, die ganze Weihnachtsdeko verstaut und die Stromrechnung, die das ganze Leuchtklimbim in angsteinflößende Höhen getrieben hat, muss auch bezahlt werden. Ist das einigermaßen erledigt, steht ja schon der nächste Wahnsinn vor der Tür: Silvester! Wohin geht man zum Feiern, wen lädt man ein, bloß nicht wieder zu viel trinken und die Freundin des besten Kumpels an ihr Gewicht erinnern. Was macht man zum Essen, ist diese Gala von dem dicken Promi-Koch, der dieser Tage überall von Plakaten grinst, nicht unverschämt teuer? Lieber zu den Nachbarn? Aber da gibt's immer nur diese Billigplörre zum Anstoßen. Ja, muss das alles sein?

NEIN! Aber was tun, wenn man sich dem verweigert? Zu Hause verbarrikadieren und Telefon und Licht abschalten? Fernschauen, zum 1000. Mal den Kleinen Lord, oder eine dieser unzähligen Unterhaltungsgalas mit silbereisernem Charme und helenischem Singsang? Heizung abdrehen und wie Meister Petz in einen zweiwöchigen Winterschlaf fallen? Sport treiben? Aber bitte, viel zu anstrengend, lieber anderen beim Sport zuschauen. Das ist die Idee, ist ja genug geboten in München: Eishockey, Basketball und Volleyball. Die Jungs vom EHC Red Bull haben sich bereit erklärt, das Programm um die Jahreswende im Alleingang zu wuppen, zweiter Weihnachtsfeiertag, 28. und 30. Dezember, der Silvester-Rausch wird am 2. Januar aus den Gliedern getrieben, am 5. das nächste Spitzenspiel und so weiter und so weiter. Hilfe bekommen sie von den Bayern-Basketballern, die am 27. und am 30. Dezember eingreifen, am 3. Januar geht es im Eurocup weiter. Und für die noch freien Tage gibt es die Volleyballer aus Herrsching und Haching/Tirol, die am 27. Dezember und 6. Januar aufschlagen. Ein, zwei Tage bleiben allerdings unbelegt, da sollte man fürs nächste Jahr nachjustieren.

Herrlich, Spitzensportler müsste man sein, dann käme man gar nicht in die Verlegenheit, Weihnachten, Silvester oder ähnlichen Quatsch zu feiern, denn zwischendrin darf ja auch noch ein bisschen trainiert werden. Und das Beste: Keine Probleme mit dem Gewicht. Ach ja, darauf ein Gläschen Sekt und ein paar Plätzchen. Ist ja noch genug da.

© SZ vom 27.12.2017 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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