Linksaußen:Analysen auf dem Sofa

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(Foto: N/A)

Heino guckt Fußball am liebsten alleine. Auch für die Fans des EHC München gibt es kein gemeinschaftliches Live-Erlebnis

Von Andreas Liebmann

Wer kennt dieses Gefühl nicht: Die letzten Sekunden des WM-Finales laufen; die 90. Minute im Endspurt um die deutsche Meisterschaft; was auch immer. Jedenfalls gibt es gleich etwas Historisches zu feiern - wenn da bloß nichts mehr schiefgeht! Der Puls rast, die Augen werden vor Rührung feucht, das Hemd leider auch, weil man sich den letzten Schluck Bier vor Aufregung neben den Mundwinkel gekippt hat. Doch ganz plötzlich schweifen die Gedanken ab. Hin zu der plötzlich bohrenden Frage: Wie mag wohl Florian Silbereisen dieses Spiel verfolgen? Mutter Beimer? Oder Kermit, der Frosch?

Wenigstens im Falle von Heinz Georg Kramm ist das nun ein für alle Mal geklärt, und das ist gut so. Kramm pflegt Fußballspiele alleine zu genießen, ohne Ablenkung, um in Ruhe analysieren zu können; nur er "mit einem schönen Gläschen Rotwein". Das hat die Deutsche Presse-Agentur am Donnerstag gemeldet. Exklusiv. Aufzuklären vergaß sie lediglich, ob Kramm, besser bekannt als Heino, dazu auch seine Sonnenbrille abnimmt.

Heino übrigens soll zu seinen Glanzzeiten unter Weltmeister Toni Turek in einer Düsseldorfer Stadtmannschaft gekickt haben. Außerdem, aber das nur nebenbei, bringt er gerade ein Album mit Fußballliedern heraus. Es heißt "Arschkarte", und es steht zu befürchten, dass es bald ins musikalische Standardrepertoire jeder Meisterfeier und jedes Public Viewings aufgenommen wird. Womöglich ein Grund mehr für den Interpreten, auch künftig lieber allein auf dem Sofa Fußball zu schauen. Herrlich, diese Ruhe!

Von einem möglicherweise geplanten zweiten Teil, einem Eishockey-Album (denkbar wären Titel wie: "Sound-Check", "Empty-net-Soul" oder: "Bully - Choor!") ist übrigens nichts bekannt. Nicht einmal der dpa. Vielleicht, weil Heino nie Eishockey spielte. Oder, weil der neue deutsche Meister, der EHC München, sogar auf Public Viewing verzichtete, als er am Freitag auswärts Matchball zum historischen ersten Titelgewinn hatte. Vermutlich aus denselben Image-Sorgen, deretwegen er auch nicht auf den Rathaus-Balkon drängte: Was, wenn niemand käme? Wo doch der Marienplatz jedes Mal überfüllt ist, sobald dort die Fußballer feiern. Und selbst in Mannheim 11 000 Menschen auf Leinwände starrten, als deren Adler 2015 in Ingolstadt triumphierten. So sahen nun also viele EHC-Fans die Freitagspartie auf dem heimischen Sofa. Um sie in Ruhe zu analysieren. Ohne Heino zwar, aber vielleicht mit einem schönen Gläschen Energy-Drink.

© SZ vom 25.04.2016 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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