Linksaußen:Achttausender im Herzen der Stadt

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München muss künftig ohne den Ski-Weltcup auskommen. Kein Problem, es gibt bereits alpine Alternativen

Von Andreas Liebmann

A ufgrund der aktuellen Brisanz veröffentlichen wir an dieser Stelle ein der SZ zugespieltes Schreiben des Olympiapark-Geschäftsführers Arno Hartung an den Münchner Stadtrat.

Sehr geehrte Damen und Herren,

wie Sie bereits den Medien entnommen haben, hat der Deutsche Skiverband unserer Stadt den Weltcup-Slalom entzogen. Das ist bedauerlich, für die Attraktivität des Olympiaparks aber kein Beinbruch. Gestatten Sie mir eine kurze Rückschau: Einzig die unsichere Schneelage, verursacht durch den Klimawandel im Allgemeinen und VW im Besonderen, führte zur Aberkennung Münchens als Weltcup-Standort. Nachweislich Unrecht hatten jene Kleingeister, die vor Jahren noch bezweifelten, der 60 Meter hohe Olympiaberg könne Weltcup-tauglich sein. Natürlich war er das! In diesem Kontext bitte ich nun auch zu betrachten, wie wir mit dem hochalpinen Kleinod im Herzen der Stadt künftig Sportler aus aller Welt anlocken wollen.

Die neue Zielgruppe sind Bergsteiger. Über den Deutschen Alpenverein wird derzeit eruiert, ob der Olympiaberg offiziell in die Liste der Achttausender aufgenommen werden kann. Eine Idee, die nur anfangs verstörend klingt. Ein Beispiel: Um einen Marathon auszutragen, benötigt man auch keine 42,195 Kilometer lange Strecke, ebenso gut ist es möglich, vier Runden à 10,54875 km abzustecken. Und wer den Olympiaberg im Zickzack 110 Mal rauf- und runterläuft, hat bereits die Höhenmeter des Mount Everests erklommen (der ja auch nicht am Meeresspiegel beginnt). Vorteil: Sauerstoffknappheit spielt keine Rolle, besonders älteren Bergsteigern wird ein tödliches Risiko erspart. Wir untersuchen, wo durch bauliche Eingriffe ein Gipfelgrat möglich wäre sowie diverse Felsüberhänge, um auch die rasant steigende Zahl von Basejumpern und Wingsuit-Fliegern weiter zu erhöhen; geprüft wird ferner das Ansiedeln einer Steinbock-Population und ob man gelegentlich einen als Yeti verkleideten Mitarbeiter aus einem Busch springen lässt, um Abenteurer anzulocken. Auch ein Seeungeheuer im Olympiasee wäre denkbar. Da dieser künftig nicht mehr abgepumpt werden muss, soll dort am Neujahrstag eine Segelregatta stattfinden; die Binnenschifffahrt muss für diesen Tag eingestellt und das Tiefseetauchen untersagt werden.

Zur Unterstützung dieser Pläne beantragen wir den Bau eines Gipfelkreuzes. 25 Meter hoch, aus schneebeständigem Material. Zur Sicherheit. Arno Hartung

© SZ vom 05.10.2015 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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