Leichtathletik:Vorsicht, Eisplatte!

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Orkanböen, Grippewellen und drei Streckenrekorde: Die Winterlaufserie im Olympiapark war nichts für Zartbesaitete

Von sebastian winter, München

Wenn Alexander Fricke einmal umschulen müsste, dann hätte er ziemlich gute Chancen, als Meteorologe seine Brötchen zu verdienen. Am Wochenende hat der Organisator der Münchner Winterlaufserie wieder seine Expertise abgegeben, als der 20-Kilometer-Lauf und der 10-Kilometer-Faschingslauf beendet waren. "Es waren fast perfekte Laufbedingungen", sagte Fricke, "nur die Sonne hat gefehlt und es gab zwei Eisplatten auf der Strecke." Zwei mickrige Eisplatten, die die Sportler umkurven mussten, das ist nicht der Rede wert Mitte Februar. Fricke hat da schon ganz andere Sachen erlebt, "viel Schnee und Eis auf der Strecke", wahre Schneestürme oder über München hereinbrechende Orkanböen zum Beispiel. Beim 15-Kilometer-Lauf am Dreikönigstag war das Wetter mal wieder extrem, bei frühlingshaften 15 Grad blies der Wind den Läufern mit 70 Kilometern pro Stunde um die Nase, Fricke ließ vorsichtshalber den Start- und Zielbogen gar nicht erst aufbauen. Am vergangenen Wochenende, das die dreiteilige Winterlaufserie beschloss, machte den Läufern aber vor allem die derzeitige Grippewelle zu schaffen. Von rund 1100 Gemeldeten kamen im Olympiapark nur gut 700 ins Ziel - eine ungewöhnlich hohe Ausfallquote von 25 Prozent.

Die Sportler, eine Mischung aus Hobbyläufern, Ambitionierten und auch einigen (Halb-)Profis lieferten sich spannende Duelle, den Faschingslauf gewann der Äthiopier Kedir Burka in 32:04 Minuten hauchdünn vor dem Freisinger Sebastian Nadler (32:09). Einen neuen Streckenrekord stellte Julia Viellehner (TSV Altenmarkt) auf, die die 20 Kilometer in 1:11:52 Stunden bewältigte. Viellehner war fast zehn Minuten schneller als die Zweitplatzierte Jessica Lewerenz (LG Stadtwerke München) - und nur eineinhalb Minuten langsamer als Norman Feiler, der das Männerrennen über diese Distanz vor Paul Günther (Tri Team FFB) und den LG-Stadtwerke-Läufern Klaus Mannweiler und Paul Bristow gewann. Insgesamt wurden bei der Winterlaufserie 2014/15 drei Streckenrekorde aufgestellt. Neben Viellehner gelang das Clemens Bleistein und Thea Heim beim Nikolauslauf, ebenfalls über zehn Kilometer. Die Gesamtwertung der Winterlauf-Serie gewann bei den Männern der Triathlet Günther vor Feiler, Bristow und Mannweiler. Jessica Lewerenz setzte sich bei den Frauen vor Jessica Kuchenbecker und Katharina Weimer (beide MRRC München) durch. Für die Spitzenleute sind die Münchner Wettbewerbe eine gute Vorbereitung auf die Frühjahrs- und Sommersaison, um Wettkampfhärte zu gewinnen. Die Hobbysportler läuten schon kurz vor Aschermittwoch ihre Fastenzeit ein.

Momentaufnahme: Sebastian Nadler (vorne) verlor das Duell gegen seinen Verfolger Kedir Burka am Ende. (Foto: Robert Haas)

Alexander Fricke hat die Winterserie im Januar 2007 ins Leben gerufen, sie begann mit nur einem einzigen Zehn-Kilometer-Lauf. Seither hat sich viel getan im Münchner Laufsport, der Halbmarathon und Marathon vermelden immer neue Rekordzahlen. Die Zahl der Anmeldungen für die Winterserie ist relativ konstant, "der Münchner an sich zieht seine Laufklamotten ja immer erst Ende März an", sagt Fricke. Nur der Nikolauslauf war diesen Winter sehr viel populärer als sonst, fast 2000 Teilnehmer vermeldete Fricke.

Der Winterlauf-Organisator kennt sich gut aus, er hat in dieser Sparte seinen Beruf gefunden und sich in München einen Namen gemacht. Fricke organisiert in der bayerischen Landeshauptstadt nicht nur die Winterlaufserie im Olympiapark, sondern auch den Halbmarathon, den Sommernachtslauf, den Oktoberfestlauf, diverse Firmenläufe und einige Massen-Schwimmveranstaltungen.

Der promovierte Physiker ist eine Größe in der regionalen Laufsportszene, und er hat durchaus ein Ziel mit seinem Winterlauf-Konzept. Denn wer diese Serie einigermaßen ernst nimmt, kann sie durchaus als sinnvolles Aufbauprogramm für den Sommer nutzen. "Im November kann der Läufer für die zehn Kilometer an Nikolaus trainieren, dann den 15er im Januar machen, danach den 20er im Februar. Und im Mai den Halbmarathon", sagt Fricke, der findet, dass die gelaufenen Zeiten dann auch einen guten Indikator für eine spätere Marathon-Teilnahme bieten. Ein bisschen Eigenwerbung ist das natürlich schon. Aber mangelnden Zustrom muss Fricke sowieso nicht fürchten.

© SZ vom 17.02.2015 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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