Landesliga live:Einzelgespräche statt Magath-Schule

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Möchte an vergangene Tage anknüpfen: Der Landesligist Türkgücü Ataspor. (Foto: J. Simon)

Türkgücü-Ataspor holt beim 2:2 einen Punkt gegen Kastl, hinkt seinen Ambitionen aber noch weit hinterher. Spätestens 2020 wollen die Münchner Türken in der Regionalliga spielen

Kadir Alkan erinnert sich noch gut daran, wie er im Juni neben Hasan Kivran im roten Salon des Cafe Glockenspiel am Münchner Marienplatz saß. Fußball-Landesligist SV Türkgücü-Ataspor München, dessen Teammanager Alkan ist, verkündete auf einer "internationalen Pressekonferenz", bis 2020 in die Regionalliga Bayern aufsteigen zu wollen. Kivran, der Vorstandsvorsitzende des Klubs, erklärte, der Verein würde damit lediglich sein Potenzial ausschöpfen. Gerade davon sei nämlich sehr viel vorhanden, einzig die Bayern und Sechzig hätten noch mehr. Langfristig müsse es deshalb auch das Ziel sein, den Verein bundesweit sportlich präsent zu machen. Teammanager Alkan ahnte schon damals, dass Kivran ein bisschen weit in die Zukunft geschaut hatte. "Wir sind aber gut beraten, einen Schritt nach dem anderen zu machen", fügte er Kivrans Vortrag deshalb seinerzeit an.

Heute fühlt sich der 36-Jährige bestätigt. Zwar spielte Türkgücü am Sonntag immerhin Unentschieden (2:2) gegen den Tabellenzweiten TSV Kastl, Jerone Gonzalez Duran erzielte nach 0:2-Rückstand (19. Dominik Grothe, 33. Timo Pagler) beide Münchner Treffer (54., 79.). Nach neun Spieltagen ist die Mannschaft, die in der Landesliga Südost "mindestens oben mitspielen" (Kivran) sollte, dennoch elf Punkte von der Tabellenspitze entfernt. Der Vorsprung auf die Abstiegsränge beträgt dagegen gerade einmal zwei Zähler.

Schon vor knapp zwei Wochen, das Team hatte gerade mit 0:1 gegen den SB DJK Rosenheim verloren, trennte sich der Klub vom im Sommer verpflichteten Trainer Vitomir Moskovic, der zuvor in der Saison 2014/15 bereits den SV Heimstetten in der Regionalliga betreut hatte.

Nun erledigt Alkan in Personalunion auch dessen Arbeit. "Wir haben Moskovic geholt, weil wir einen Trainer mit klarer Linie wollten", sagt Alkan. Die habe der Klub auch bekommen, nur seien leider einige Spieler mit dem eher harten Führungsstil des 49-jährigen Kroaten nicht klar gekommen. "Die alte Magath-Schule war nicht so gefragt", meint Alkan, der in der vergangenen Saison noch Co-Trainer bei Bayernligist FC Unterföhring war. Seine Aufgabe sei es nun, Blockaden zu lösen, den Spielern zu neuem Selbstvertrauen zu verhelfen. "Ich habe gleich die erste lange Busfahrt genutzt, um viele Einzelgespräche zu führen und den Jungs Mut zuzusprechen", sagt Alkan.

Um die ambitionierten Ziele zu erreichen, verpflichtete der Klub vor der Saison knapp 20 neue Spieler. Kapitän Dennis Vatany beispielsweise kam vom VfR Garching. Der 25-jährige Mittelfeldspieler wurde in der Jugend des FC Bayern ausgebildet und spielte mit Memmingen und 1860 München II in der Regionalliga. Torhüter Alexander Heep, 24, verfügt ebenfalls über Regionalliga-Erfahrung (Heimstetten) und stand in der Saison 2014/15 im Regensburger Drittliga-Kader. Stürmer Ibrahim Aydemir, 33, vom FC Erding zu Türkgücü gewechselt, spielte zu seinen besten Zeiten vor zehn Jahren sogar mit Sivasspor in der ersten türkischen Liga. "Natürlich haben wir uns mehr erhofft", sagt deshalb Alkan. "Unser Saisonziel müssen wir ein Stück weit korrigieren und erst einmal die nötigen Punkte holen, um nicht ganz unten reinzurutschen."

An den langfristigen Plänen des Klubs würden die jüngsten Ergebnisse jedoch nichts ändern. "Unser Ziel war auf vier Jahre ausgelegt, das ist nach zwei Monaten nicht vorbei." Trainer will Alkan indes nicht dauerhaft bleiben. "Das ist jetzt mal eine Etappe bis zum Winter", sagt er. Erste Trainerkandidaten hätten sich bereits bei ihm gemeldet. Spätestens am Ende der Saison will Alkan seinen Platz räumen. Für zwei Aufstiege blieben dem neuen Trainer dann immerhin noch drei Jahre. Fabian Swidrak

© SZ vom 12.09.2016 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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