Kugelstoßerin Amelie Döbler und weitere Münchner Siegerinnen:Zwischen Tiflis und Mountain Creek

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Trampolinturnerin Isabel Baumann mit Airriders-Chef Thomas Rösler und Natalie Geisenberger. (Foto: Stephan Rumpf)

Talentiade-Sieger unterwegs: Die 16-Jährige bricht bald zu den Europäischen Jugendspielen auf, Victoria Kothny schwimmt in Australien - und Trampolinturnerin Isabel Baumann ist ohnehin stets auf dem Sprung

Von Stefan Galler, München

Eigentlich sind es ja zwei Preisträgerinnen aus der Stadt München, die an diesem Abend geehrt werden sollen - zusätzlich zu der Jazztanz-Gruppe des TSV Schleißheim aus dem Landkreis und Trampolinturnerin Isabel Baumann, die zwar für die Munich Airriders antritt, aber aus Hechendorf (Landkreis Starnberg) kommt. Doch von den beiden Einzelsportlerinnen ist nur eine da - und die ist schon aufgrund ihrer Größe nicht zu übersehen. Amelie Döbler, 1,95 Meter große Leichtathletin, sitzt mit Mutter, Vater, Oma und Trainer Andreas Bücheler nach der Gala an einem Biertisch und genießt den lauen Abend. Ja, sagt sie, ein bisschen nervös sei sie schon gewesen, als sie da auf der Bühne stand und von Rodel-Olympiasiegerin Natalie Geisenberger den Preis überreicht bekam. "Aber es hat total Spaß gemacht."

Amelie Döbler sieht nicht aus wie eine 16-Jährige, ihre Größe lässt sie reifer wirken. Doch die Kugelstoßerin und Diskuswerferin des TSV München-Ost hört sich an wie ein Teenager: Eine hohe, klare Stimme hat das Mädchen, das sich demnächst aufmacht zum bisherigen Karrierehöhepunkt. Vom 26. Juli bis 1. August startet sie bei den Europäischen Olympischen Jugendspielen in Tiflis/Georgien. Mit Eröffnungsfeier inklusive Einmarsch der Nationen, Schlussfeier. "Am zweiten Tag ist Quali, am fünften wäre das Finale", sagt sie.

Locker will Amelie bleiben, wenn sie in Tiflis an den Start geht, denn nur mit Lockerheit kann sie gute Wettkämpfe abliefern. Da ist sie so wie Ehrengast Felix Neureuther, der Einblick in sein Sportlerleben gewährt: Bei seiner Heim-Ski-WM 2011 in Garmisch-Partenkirchen sei er zu verbissen gewesen, deshalb wurde das nichts. Zwei Jahre später in Schladming hat er sich zwischen den Slalomdurchgängen mit Brasilianern und Iranern fotografieren lassen - und anschließend Silber geholt.

Amelie Döbler sieht es genauso wie Neureuther - und ganz anders als Diskus-Olympiasieger Robert Harting, der während der Wettkämpfe im Tunnel steckt und erst danach aus sich heraus geht. Überhaupt, die Großen in ihren Disziplinen: Mit Nadine Müller, der WM-Silbermedaillengewinnerin im Kugelstoßen, hat sie schongemeinsam trainiert. Zum Meinungsaustausch kam es jedoch nicht. "Die war nicht sehr gesprächig", sagt Amelie. Vielleicht ja deshalb, weil sie in der jungen Kollegin eine Konkurrentin für die Zukunft sieht? Die Münchnerin will diese These nicht kommentieren und lächelt verlegen.

Es ist ihre bislang wichtigste Preisverleihung, nachdem sie im März im Alten Rathaus an der Sportlerehrung der Stadt München teilgenommen hat. Und weil es eine große Ehre für sie ist, hier mit den anderen jungen Athleten ausgezeichnet zu werden, ist auch ihr Papa gekommen, obwohl der beruflich in Frankfurt am Main weilte. Auch er eine sehr stattliche Erscheinung, ein ehemaliger Mehrkämpfer und ein Vorbild für die Tochter und den 19-jährigen Sohn Valentin. Der hatte einst im Keller die alten Urkunden des Vaters gefunden und beschlossen, ebenfalls Leichtathlet zu werden. Das Schwesterchen nahm er mit zum Training, doch in der großen Gruppe fühlte sich Amelie nicht wohl: "Da haben 25 Kinder trainiert, man kam in einer Stunde dreimal dran. Das hat mir nicht gereicht."

Ihr Trainer Andreas Bücheler hat schon bald gemerkt, dass sie den anderen Kindern körperlich überlegen war, er brachte sie zu den Werfern, wo sie sehr schnell lernte. Und er ist zuversichtlich, dass es für Amelie Döbler noch weit gehen kann: "Wenn sie weiter so zielstrebig arbeitet, traue ich ihr viel zu. Dann werden wir sie auch in der U20 wieder irgendwo international sehen."

Die andere Preisträgerin aus der Stadt München ist an diesem Abend ganz weit weg, nämlich in Mountain Creek, Australien. Dort hat Schwimmerin Victoria Kothny, 15, vom SC Prinz Eugen München ein Stipendium erhalten und trainiert in einem der besten Klubs des Landes. Ihre Eltern sind dafür ins SZ-Hochhaus gekommen und Mama Rosa kann auf die Frage, wie es denn für sie ist, von ihrer Tochter getrennt zu sein, nur "schrecklich!" ins Mikrofon pressen.

Victorias Trainer Elvir Mangafic ist auch da und rühmt die Fähigkeiten der jungen Schwimmerin in höchsten Tönen: "Vier Sekunden fehlen ihr über 200 Meter Rücken noch zur B-Norm für Olympia", sagt der leidenschaftliche Coach und vergisst nicht, die Nachwuchsarbeit seines Klubs zu loben: "Prinz Eugen ist eine gute Quelle für Talente." So verbessere die erst zehnjährige Amelie Zachenhuber derzeit einen deutschen Rekord nach dem anderen in ihrer Altersklasse. Rekorde, die einst Franziska van Almsick innehatte und zuletzt Alexandra Wenk, SZ-Talentiade-Siegerin von 2011. So schließt sich der Kreis.

© SZ vom 17.07.2015 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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