Hockey:Doppelte Freude

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Traf zum Endstand gegen Nürnberg: Münchens Sebastian Kirschbaum. (Foto: Claus Schunk)

Hockey-Bundesligist Münchner SC steht im Viertelfinale

Von Katrin Freiburghaus, München

Gute Markenzeichen werden in den seltensten Fällen am Reißbrett entworfen - sie bilden sich aus. Irgendwann sind sie untrennbar mit ihren Trägern verknüpft und garantieren, dass Erwartungshaltung und Wirklichkeit möglichst gut zusammenpassen: Wer also am letzten Hauptrunden-Spieltag der Hallen-Saison zu den Hockey-Männern des Münchner Sportclubs (MSC) geht, hat mindestens ein Bündel Ersatznerven dabei.

Denn obwohl die Mannschaft des neuen Bundestrainers Stefan Kermas am Sonntag erstmals seit Langem nicht um den Verbleib in der ersten Bundesliga zittern musste, gab es für die Anhänger des Klubs das mittlerweile traditionelle Endspiel. Einziger Unterschied zu den vergangenen Jahren: Es ging nicht um den Klassenerhalt, sondern um den Einzug ins Viertelfinale.

Dabei war die Ausgangslage vor dem letzten Doppelwochenende perfekt für eine vorzeitige Party gewesen. Dem MSC hatten wegen der guten Tordifferenz drei Punkte aus seinen Spielen in Ludwigsburg und gegen den Nürnberger HTC gereicht. Beim 4:5 (3:3) am Samstag aber wurde Kermas' Team von Ludwigsburg zunächst kalt erwischt und lag bereits nach fünf Minuten 0:2 hinten. "Anschließend haben wir uns klassisch zurückgekämpft", sagte Kermas. Der MSC ging durch Felix Greffenius (17.) und Sebastian Kirschbaum (41.) sogar zweimal in Führung. "Aber wir sind sie nicht losgeworden, weil wir den Doppelschlag nicht geschafft haben", bilanzierte Kermas. Sekunden vor Schluss gelang Ludwigsburg dann der entscheidende Treffer.

Was folgte, waren Gedanken, wie sie allzu guten Ausgangslagen entspringen können, wenn man sie nicht nutzt. Es gab ganz sachliche Gründe für die Niederlage - etwa die nicht konsequent zu Ende gespielten Angriffe. "Das Toreschießen ist uns in der Hinrunde leichter gefallen, weil wir vielleicht auch ein bisschen unterschätzt wurden", sagte Kermas, "unsere Stürmer werden mittlerweile schon anders verteidigt." Nach dem zweiten verlorenen direkten Duell gegen die Konkurrenten um Platz zwei, Ludwigsburg und den TSV Mannheim, schwang aber eben auch diese Rechnung mit: Der MSC hatte Stand Samstagabend zwei seiner drei Matchbälle vergeben.

Mannschaft und Trainer beschworen deshalb zwar offensiv den Spaß am großen Endspiel, die Leichtigkeit, mit der sich der MSC in der Hinrunde bisweilen selbst überrascht hatte, kehrte davon jedoch nicht zurück. Und so wurde es gegen Nürnberg ein "ganz komisches Spiel", wie Kermas befand. "Wir waren defensiv schwach und hatten unsere Gegenspieler nicht im Griff", monierte er gut gelaunt. Denn dass sich damit bestens leben ließ, lag am 8:7 (3:3) und der ersten Qualifikation der Männer für das Viertelfinale seit zehn Jahren.

Kirschbaum hatte in der 56. Minute zum Endstand getroffen, nachdem der MSC zwischen der 45. und 48. Minute einen vermeintlich sicheren 6:4-Vorsprung verspielt und auch die erneute Führung durch Michael Rostek (50.) nicht hatte halten können. "Die Jungs waren nicht so locker, wie sie sein wollten", sagte Kermas, "das war nichts für schwache Nerven."

In der Frage, ob der Sieg gegen die bereits vor dem Abstieg geretteten Franken verdient oder unverdient war, mochte sich der 37-Jährige nicht festlegen. "Für das, was die Mannschaft über die Saison an Entwicklung hingelegt hat, ist es in jedem Fall eine sehr schöne Belohnung", sagte er. Kermas' offizieller Abschied vom MSC verzögert sich somit mindestens um das Viertelfinale bei Rot-Weiss Köln am kommenden Wochenende. "Ab Mittwoch müssen wir uns justieren und schauen, wie wir aus unserer Chancenlosigkeit gegen Köln eine Mini-Chance machen", sagte er. Erfolgsdruck fällt gegen das Star-Ensemble als Problemquelle zumindest schon einmal sicher aus.

Auch für die MSC-Frauen geht die Hallen-Saison in die Verlängerung. Sie trugen unmittelbar nach dem Krimi der Männer ihren Teil zu einem gelungenen Abend im Klubhaus bei. Dem ungefährdeten 6:1 (2:1) gegen den TSV Mannheim vom Samstag fügten sie ein noch eindeutigeres 9:0 (3:0) gegen die bereits abgestiegene HG Nürnberg hinzu. Sechs eigene Punkte waren nach den Patzern vom vergangenen Wochenende aber zu wenig, um Platz zwei zurückzuerobern. "Die Spannung bei uns bestand deshalb eher im Parallelspiel", sagte Coach André Schriever. Weil Tabellenführer Mannheimer HC das für ihn bedeutungslose Spiel in Rüsselsheim 3:1 gewann, erreichten auch die MSC-Frauen das Viertelfinale beim West-Staffel-Ersten Düsseldorf. Ob die MSC-Teams gemeinsam ins Rheinland reisen und dort ihre Feier fortführen, hängt noch vom genauen Spielplan ab.

© SZ vom 23.01.2017 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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