Handball:17 640 Stunden

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Erste Heimniederlage der TuS-Handballer seit zwei Jahren

Von Ralf Tögel, Fürstenfeldbruck

Zwei Jahre, oder 24 Monate, oder 105 Wochen, genau 735 Tage und ziemlich genau 17 640 Stunden, also etwas mehr als 63,5 Millionen Sekunden. Kurz: eine kleine Ewigkeit. So lange haben die Handballer des TuS Fürstenfeldbruck in der Wittelsbacher Halle in einem Punktspiel keine Niederlage mehr hinnehmen müssen. Aus, vorbei, Geschichte, die Serie ist gerissen. Es ist passiert, am vergangenen Samstag hat der TuS erstmals seit dem 6. Oktober 2012 zu Hause wieder verloren, mit 27:28 Toren. Wenigstens waren gleich drei Vereine notwendig, um das zu schaffen, der Gegner hieß: SG H2Ku. Was nach einer Abkürzung für einen Raketentreibstoff klingt, ist eine württembergische Spielgemeinschaft der Vereine Haslach (das erste H) und Kuppingen-Oberjesingen (das Ku), die 1971 der Großen Kreisstadt Herrenberg (das zweite H) im Zuge einer Reform als Stadtteile zugeschlagen wurden. Die hat nun etwas mehr als 30 000 Einwohner, ist also etwas kleiner als Fürstenfeldbruck.

So viel Erklärung muss sein, angesichts dieses Ereignisses. Das Ende der Serie dürfte für die TuS-Handballer leichter zu verdauen sein, als die Tatsache, dass sie nun mitten im Abstiegskampf der dritten Liga angekommen sind. 3:9 Punkte weist die Mannschaft von Trainer Martin Wild nun auf, der nicht ganz zu Unrecht befürchtet, dass dies seine jungen Spieler arg beschäftigen könnte. "Viele der Jungs kennen diese Situation gar nicht", erinnert er. Denn seine Mannschaft ist sehr jung, kaum einer hat das zweite Lebensjahrzehnt deutlich überschritten. Maximilian Dück wäre so einer, doch der Kapitän fehlt seit Saisonbeginn. Zu seiner gerade abheilenden Sprunggelenksverletzung haben sich nun akute Rückenschmerzen gesellt.

Die Niederlage gegen Herrenberg war keinem großen Leistungsunterschied geschuldet, die Brucker können das Erlebte vielmehr als weitere wertvolle Erfahrung einordnen. Denn Herrenbergs Siegtreffer fiel in den Schlusssekunden, auch weil die Brucker noch unbedingt gewinnen wollten. "In so einer Situation muss man sich auch mal mit einem Punkt zufrieden geben", meinte Wild mit etwas Abstand, was er nicht als Kritik verstanden wissen wollte. Zweimal bekamen die Gäste in ihrem letzten Angriff beim Stand von 27:27 einen Abpraller zu fassen, beim zweiten Mal sprang der Ball vom Lattenkreuz zum völlig freien Herrenberger Kreisläufer. Dessen Brucker Gegenspieler waren bereits auf dem Weg nach vorne, in Erwartung des spielentscheidenden Konters. So kam es genau andersherum, Herrenberg erzielte das Siegtor, denn in den verbleibenden 17 Sekunden wussten die Gäste einen letzten Brucker Torabschluss zu verhindern.

Das Spiel hatte für die Gastgeber schon schlecht begonnen, "wir waren in den ersten 20 Minuten geistig nicht auf dem Platz", fand Wild. Ungewöhnlich, sein Team war bisher immer von der ersten Sekunde an ungestüm zu Werke gegangen. 5:9 lag Bruck hinten, machte viele technische Fehler und vergab beste Chancen. Dann zeigte der TuS, was er kann, spielte konzentriert und führte plötzlich 11:10. Um wieder den Faden zu verlieren, die SG ging so mit einer 14:12-Führung in die Kabine.

Nach dem Wechsel war die Partie lange offen, doch in den letzten zehn Minuten häuften sich die Brucker Versäumnisse wieder, Herrenberg nutzte dies zur vermeintlichen Vorentscheidung. 26:22 führten die Gäste, aber der TuS kämpfte sich zurück - bis zum Ausgleich kurz vor dem Abpfiff. Die Einstellung seines Teams wollte Trainer Wild auch gar nicht kritisieren, vielmehr gab ihm die "eigenartige Anfangsphase" ein Rätsel auf, das er im Gespräch mit der Mannschaft entschlüsseln will.

Allzu oft sollte ihn sein Team nicht mehr überraschen, der TuS bleibt Drittletzter. Der Abstand zu den sicheren Plätzen ist indes noch nicht besonders besorgniserregend, gleichwohl werden die Aufgaben nicht leichter. Kommenden Samstag gastiert die SG Leutershausen, der Traditionsklub mit Erst- und Zweitligageschichte ist Aufstiegsfavorit. Ein guter Gegner, um eine neue Serie zu starten.

© SZ vom 14.10.2014 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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