Handball:Nah an der Bayernliga

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Fürstenfeldbruck setzt sich im Derby gegen Friedberg durch und verlässt die Abstiegszone

Von Ralf Tögel, Fürstenfeldbruck

Besonders lange, so sagte Martin Wild, werde er dieses Spiel nicht in Erinnerung behalten. Wie bitte? Das Derby in der dritten Handball-Liga zwischen dem TSV Friedberg und dem TuS Fürstenfeldbruck, den beiden Mannschaften, die im südbayerischen Raum als einzige den höherklassigen Handball repräsentieren. Den Handball an der Schwelle zum Profitum, der immer dann in der Region vorstellig wird, wenn Klubs mit klingenden Namen wie Leutershausen oder Kronau-Östringen anreisen. Wenn Spieler wie Weltmeister Andrej Klimovets in der Wittelsbacher Halle aufschlagen, oder Teams, in deren Reihen Juniorennationalspieler oder ehemalige Internationale stehen. Und hatte die Partie vor den Toren Augsburgs nicht alles zu bieten, was ein richtiges Derby ausmacht? Eine volle Halle, Dramatik, Hektik, einen nervenaufreibenden Spielverlauf nebst harter Gangart, Abstiegskampf pur, sogar garniert mit einem kleinen Tumult am Schluss?

Hatte es. Das sieht natürlich auch Wild so, der seine Einschätzung nach dem knappen 29:28-Erfolg des TuS in Friedberg aus der Sicht des siegreichen Trainers geben konnte. Wild bezog sich auf das handballerische Niveau, das der dritten Liga nicht würdig gewesen sei. Angesichts des Ergebnisses war das gut zu verschmerzen, denn oft habe der TuS nach starken Leistungen mit leeren Händen dagestanden.

Dabei war der Beginn der Partie alles andere als verheißungsvoll, Friedberg startete gut, die Brucker schlecht. Es war eine neue Situation für die TuS-Spieler, denn für gewöhnlich muss der Aufsteiger individuelle Defizite mit kollektivem Ehrgeiz ausgleichen, sprich: Die Brucker sind zumeist Außenseiter. In Friedberg war das anders, denn die Schwaben liegen abgeschlagen am Tabellenende, der Fall in die Bayernliga ist nur noch theoretisch zu verhindern. Wild hatte mit seinen Spielern ein eingehendes Videostudium der Friedberger betrieben, was zu der Überzeugung geführt hatte, dass man diesen Gegner schlagen muss. "Vielleicht habe ich das aus den Köpfen nicht herausbekommen", glaubt Wild, vielleicht habe auch die stattliche Kulisse von 700 Zuschauern seine Akteure beeindruckt und zu ihrem "lethargischen Beginn" beigetragen. Friedberg dagegen legte mit viel Wucht los, im wahrsten Wortsinne: 10:4 führte der TSV (17.), ehe der TuS besser ins Spiel kam. Ein Knackpunkt im Spiel war, als Friedbergs Tizian Maier die rote Karte sah. Youngster Maier, der früher in der Jugend des TuS gespielt hatte, zog bis dahin gekonnt die Fäden im Spiel der Gastgeber. Als auch noch deren Abwehrchef Andreas Dittinger kurz vor der Pause mit der dritten Zeitstrafe disqualifiziert wurde, zogen die Brucker das Momentum auf ihre Seite und gingen kurz vor dem Halbzeitpfiff durch Frederik Hartz mit 15:14 erstmals in Führung.

Brucker Vielfalt: In Friedberg spielte sich Frederik Hartz in den Vordergrund, bisher war er beim TuS noch nicht auffällig geworden. (Foto: Johannes Simon)

Der 20-Jährige kann als gutes Beispiel für die momentane Stärke der Brucker stehen: Sie sind schwer auszurechnen. Der Zugang, der beim Zweitligisten VfL Bad ausgebildet wurde und als Medizinstudent in München den Weg zum TuS fand, war bislang nicht sonderlich auffällig. In Friedberg war er aber mit sechs Treffern zur Stelle. Auf Korbinian Lex (zwei Tore), der zuletzt so stark im Brucker Rückraum gespielt hatte, waren die Friedberger gut vorbereitet - nicht aber auf Johannes Stumpf. Der prägte nicht nur wegen seiner zehn Tore das Brucker Angriffsspiel.

In der zweiten Halbzeit benötigten die Gäste keine Anlaufphase, im Gegenteil: Bruck bestimmte das Tempo und ging mit 22:18 (41.) in Führung. Doch Friedberg kämpfte sich aufopferungsvoll wieder heran, glich zum 23:23 aus. "Danach war es eine ganz enge Kiste", so Wild, der die Ursache für das Nachlassen in den Köpfen seiner Spieler vermutete: "Beim Gegner waren zwei wichtige Spieler raus, da haben wir uns zu sicher gefühlt." Immerhin war dieses Mal das Glück auf Seiten der Brucker, denn nach dem 28:28 bekamen sie einen Siebenmeter zugesprochen, den Stumpf sicher verwandelte. Im Gegenzug wurde Friedberg ein Treffer des zehnfachen TSV-Torschützen Fabian Abstreiter verweigert, die Unparteiischen entschieden auf Stürmerfoul. Es war eine ähnliche Situation wie die kurz vorher, die zum entscheidenden Siebenmeter für Bruck geführt hatte - was die Referees kurzzeitig in Bedrängnis durch die nicht zu Unrecht aufgebrachten Friedberger Spieler brachte.

Ein paar Ordner schafften indes schnell wieder Ruhe, man konnte zur Analyse des Abends übergehen. Wild empfand denn auch "mehr Erleichterung als Freude", freilich sind die Punkte im Kampf um den Klassenerhalt unabdingbar. Der TuS steht wieder einen Punkt über den Abstiegsrängen, Friedberg wird nicht mehr zu retten sein. Das war die eigentliche Tragik des Abends, die Tatsache, dass es Derbys zwischen den beiden Schwergewichten der Region Südbayern in der dritten Liga so schnell nicht wieder geben wird.

© SZ vom 17.03.2015 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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