Handball:Impuls für das Projekt

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Freundschaftsbande: Die TuS-Handballer zelebrieren ihren hoch verdienten Sieg gegen Heilbronn. (Foto: Günther Reger)

Die Fürstenfeldbrucker Drittliga-Handballer überzeugen beim Sieg gegen Heilbronn und begeben sich damit auf enge Tuchfühlung zur Spitze.

Von Ralf Tögel, Fürstenfeldbruck

Plötzlich stand der Schiedsrichter vor Richard Ostermeir und hielt ihm die gelbe Karte vors Gesicht. Der Betreuer der Fürstenfeldbrucker Zweitliga-Handballer blickte, nun ja, wie man eben blickt, wenn man nicht so recht weiß, wie einem geschieht. Ein schlechtes Gewissen musste der Betreuer nicht haben, die Verwarnung galt der Bank, es war eine von mehreren schwer nachvollziehbaren Entscheidungen. Immer wieder hatte der Unparteiische das Spiel unterbrochen, um die Brucker Bank darauf hinzuweisen, dass nur der Trainer stehen darf, die Spieler aber zu sitzen haben. Regelkonform, sicher, aber diese Genauigkeit hätte man sich in der hitzigen und ruppigen Partie eher auf dem Spielfeld gewünscht.

Das Ziel bleibt Platz vier und die Qualifikation für die erste DHB-Pokal-Hauptrunde

Der TuS war gerade im Angriff, es stand Unentschieden, der Ballbesitz wechselte zu den Gästen der TSB Heilbronn-Horkheim. In einer sensiblen Phase also, das Spiel wogte hin und her, die Kontrahenten beharkten sich mit großer Intensität auf Augenhöhe. Doch diese pingelige Strafe war genau der Impuls, den die Gastgeber benötigten: Fortan packte die Abwehr noch aggressiver zu, der Einsatz wurde nochmals erhöht - und mit einem 7:0-Lauf enteilten die Brucker den Gästen auf 23:15 (49. Minute), das Spiel war entschieden.

Letztendlich gewann Fürstenfeldbruck nach einem 12:12-Halbzeitstand noch deutlich mit 28:20 Toren und überholte Heilbronn in der Tabelle. Die Baden-Württemberger zählen durchaus zu den Topmannschaften der dritten Liga Süd, ein Prädikat, gegen das sich auch Martin Wild trotz aller Versuche nicht länger wehren kann. Denn der TuS ist Tabellenführer Kornwestheim nun bis auf drei Punkte auf den Pelz gerückt. Dass die Brucker in der Tabelle nur Fünfter sind, ist als Ausdruck der ausgeglichenen Liga zu sehen. Die Vorstellung des TuS indes war beeindruckend, gepaart mit dem machbaren Restprogramm in den ausstehenden sieben Partien muss der Blick des Beobachters nach oben gestattet sein.

Trainer Wild ist diese Aussicht gar nicht geheuer, er sagt: "Nein, das ist keine Aufstiegssaison." Zu oft habe seine Mannschaft geschwächelt, vor allem auswärts habe man Lehrgeld bezahlt. Dennoch gesteht Wild ein, dass man sich demnächst mit der zweiten Liga beschäftigen müsse, denn bis Ende März müssen die Bewerbungsunterlagen für selbige eingereicht sein. Man werde sich zusammensetzen, so Wild, der sogleich einschränkt, dass der Aufstieg "nicht unsere Zielsetzung" ist. Das bleibt die direkte Qualifikation für die erste DHB-Pokalhauptrunde inklusive der Aussicht auf einen attraktiven Gegner.

Dennoch, der TuS spielt vor allem in eigener Halle derzeit stark wie lange nicht. Auch das Fehlen wichtiger Kräfte wurde kompensiert, Toptorschütze Sebastian Meinzer etwa war lange verletzt und ist von seiner Topform noch weit entfernt. "Ich bin derzeit noch mit meiner Verletzungssituation beschäftigt", sagte er hernach grinsend, denn er konnte beruhigt auf eine "tolle Entwicklung" im Kader hinweisen. Auf Alexander Leindl etwa, mit fünf teils sehenswerten Treffern zweitbester Torschütze hinter Johannes Stumpf (9). Auf Maximilian Lentner (3) oder Yannick Egelmann (5), die allesamt eine starke Partie im Rückraum spielten. Engelmann allerdings verließ kurz vor dem Ende humpelnd das Spielfeld. Wie stark sein Knie in Mitleidenschaft gezogen wurde, soll eine Untersuchung klären. Oder auf Torhüter Lucas Kröger, der in der zweiten Halbzeit mit seinen Paraden - unter anderem hielt er in der entscheidenden Phase nach der Pause zwei Siebenmeter - maßgeblich zum Sieg beigetragen hatte.

Das Besondere sei, so Meinzer weiter, dass man keine Ansammlung an Spielern sei, sondern ein freundschaftlich verbandeltes Team. "Das Projekt hier ist sehr familiär und wahnsinnig sympathisch", betonte Meinzer. Die Frage ist, wo es noch hinführen kann.

© SZ vom 12.03.2018 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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