Handball:Hut ab!

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Drittligist TuS Fürstenfeldbruck gewinnt gegen die TGS Haßloch mit 32:23 Toren und sichert sich damit im direkten Duell die Teilnahme am DHB-Pokal.

Von Heike A. Batzer, Fürstenfeldbruck

Abschied tut ja immer auch ein bisschen weh. Und deshalb hat der Hallen-DJ auch die "Sweet bitter symphony" im Hintergrund laufen lassen, ein melancholisches, 20 Jahre altes One-Hit-Wonder, als Fürstenfeldbrucks Handballer sich am Samstagabend von sechs Mitspielern verabschiedeten. Als letzten riefen sie Tobias Prestele nach vorne und riesiger Applaus brandete auf der noch immer voll besetzten Tribüne auf. Der 31-Jährige, der sein ganzes Handballerleben beim TuS Fürstenfeldbruck verbracht hat, trug Söhnchen Julian auf dem Arm und ließ sich von den Teamkollegen und dem Publikum ein letztes Mal feiern. Der junge Familienvater und Teamsenior hat sich entschlossen, den Aufwand für die dritte Liga künftig nicht mehr zu betreiben. Fünf Tore trug der Kreisläufer bei seinem Abschiedsspiel noch bei zum 32:23-Sieg seiner Mannschaft über den Tabellennachbarn TSG Haßloch. Der direkte Einzug ins Hauptfeld des DHB-Pokals ist den Bruckern damit sicher.

Nach der Partie entrollten sie ein großes Plakat, um sich bei ihren Anhängern für die Unterstützung zu bedanken. Fürstenfeldbrucks Handballfans haben sich mittlerweile ähnlichen Respekt erarbeitet in der dritten Liga wie die Mannschaft selbst. Mit 10 000 Zuschauern in 15 Heimspielen gehört die Wittelsbacher Halle zu den bestbesuchten Sportstätten der Spielklasse und die Stimmung wird kaum irgendwo getoppt. Der letzte Auftritt vor eigenem Publikum war freilich auch sportlich noch relevant mit Platz sechs und der DHB-Pokal-Qualifikation als Ziel. Deshalb sei es "kein Handballspektakel" geworden, gab TuS-Trainer Martin Wild hinterher zu. Dennoch wollte er nach einer langen Saison neuerlich "den Hut ziehen vor den Jungs". Die kämpften sich durch eine Partie, in der auch Gegner Haßloch Chancen auf den Pokaleinzug hatte.

Zur Halbzeit führten die Gastgeber mit 15:12 Toren, ließen sich aber gleich nach dem Seitenwechsel einholen. Die endgültige Wendung zu Gunsten des TuS nahm das Spiel beim Stand von 18:15 (39.), als Haßlochs Torhüter Daniel Schlingmann nach einem rüden Foul an Fürstenfeldbrucks Julian Prause vom weiteren Mittun ausgeschlossen wurde. Fortan baute der TuS seinen Vorsprung aus, bis dieser am Ende neun Tore betrug. Doch auch Julian Prause war bei der Schlusssirene schon nicht mehr auf dem Feld. 40 Sekunden vor dem Ende sah auch er die Rote Karte, nachdem ihn ein Gegenspieler grob zu Boden gerissen und er dessen Vergehen offenbar allzu unflätig kommentiert hatte. Er wird beim noch ausstehenden letzten Spiel in Neuhausen/Filder am kommenden Wochenende fehlen.

Aber auch Prause ist ja bereits verabschiedet. Er gehört zu den insgesamt sieben Spielern, die in der nächsten Saison nicht mehr dabei sein werden. Prause wird ein Auslandssemester in Boston absolvieren, Torhüter Lucas Kröger zwei Semester in Miami. Kröger stand noch einmal 60 Minuten zwischen den Pfosten. Das Brucker Torhüterduo Kröger und Michael Luderschmid war vor zwei Jahren ein nahezu unüberwindliches gewesen für die Konkurrenz, zuletzt war Kröger ein wenig hinter den Teamkollegen zurückgefallen. Doch in seinem letzten Spiel für den TuS parierte er die gegnerischen Angriffe exzellent und hatte maßgeblichen Anteil am Sieg. "Es war ein schöner Abschied", sagte er hinterher: "Ich habe es genossen vor den Zuschauern."

Andere Wege gehen werden künftig auch Tizian Maier und Sebastian Scovenna. Neuzugang Toni Dundovic, der gerade auf Heimaturlaub in Kroatien weilt, wird keinen Drittligavertrag mehr erhalten. Linksaußen Philipp Ball wird die Karriere als Handballer gegen die des Golflehrers tauschen und eine entsprechende Ausbildung machen. Mit Handicap zwei hat er dazu gute Voraussetzungen. Beim Einlaufen auf das Spielfeld habe er versucht, nicht daran zu denken, dass dies das letzte Mal sein wird, bekannte er. Dann aber, als er und die scheidenden Kollegen verabschiedet wurden, ist er doch ein wenig sentimental geworden: Da habe er dann nicht mehr wirklich hoch auf die Tribüne geschaut. Dorthin, wo die Fans ihnen noch einmal huldigten.

© SZ vom 30.04.2018 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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