Handball:Ende des Lehrjahrs

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Die Erfahrungen, die Svenja Jännicke (beim Wurf) und Sina Fischer (re.) in der zweiten Liga sammeln, sind nicht immer schön - aber immer wertvoll. (Foto: Günther Reger)

Gröbenzells Handballerinnen holen einen Punkt gegen Bremen - und bestätigen ihren Aufwärtstrend. Der sportliche Abstieg lässt sich dennoch nicht mehr verhindern.

Der jüngste Sieg der Miezen ist ein Problem. Zumindest für die Handballerinnen des HCD Gröbenzell, das muss man so festhalten. Denn nun darf der Aufsteiger nach dem 33:33-Remis gegen Werder Bremen vom Wochenende kein einziges Pünktchen mehr abgeben, um wenigstens die rechnerische Chance auf eine Verlängerung des Aufenthalts in der zweiten Bundesliga zu wahren. Fünf Spiele sind noch zu absolvieren und der Rückstand auf den ersten Nichtabstiegsplatz, den eben die Trierer Miezen innehaben, beträgt nun zehn Punkte. Allerdings ist diese Hoffnung seit geraumer Zeit mehr Rechenexempel denn realistisches Ziel. Damit hat Gröbenzells Trainer Hendrik Pleines kein Problem, denn der zählt eher nicht zu den Fantasten. Vielmehr können ihn Ergebnisse wie der Sieg von Trier gegen Waiblingen nicht überraschen. Es sei schon länger festzustellen, dass gerade Teams aus dem Tabellenmittelfeld gegen vermeintlich schwächere Gegner Punkte lassen.

Also hält sich auch die Enttäuschung in Gröbenzell in Grenzen, angesichts des großen Rückstandes war es ohnehin nur noch eine Frage der Zeit, bis der HCD im Ranking aussichtslos ins Hintertreffen gerät. Schade ist diese Gewissheit aber allemal, denn gerade in den vergangenen Wochen ist Gröbenzell zu einem Zweitligisten gereift, wie der Trainer findet. "Das mag sich bei unserer Tabellensituation absurd anhören", weiß Pleines, aber er kann mit ein paar Zahlen argumentieren: "Aus den letzten vier Spielen haben wir fünf Punkte geholt", rechnet er vor, bei insgesamt neun Zählern auf der Habenseite. Seine Mannschaft habe einfach zu lange gebraucht, um sich in der zweiten Liga zu akklimatisieren, erklärt der Coach, zumal keine einzige Akteurin Erfahrung auf diesem Niveau hatte. Was für diese elitäre Spielklasse für eine sofortige Wettbewerbsfähigkeit vonnöten ist, war im jüngsten Spiel in der Wildmooshalle am gegnerischen Rückraum gut zu sehen.

Merle Heidergott ist von vielen Erstligisten umworben und nach Pleines' Ansicht die beste Rückraumspielerin der gesamten Liga, sie hat wie Rabea Neßlage viele Jahre in der ersten Bundesliga gespielt. Auch Juniorennationalspielerin Isabelle Dölle hat Angebote aus der Beletage, überhaupt bringt der gesamte Kader der Nordlichter viel Zweitligaroutine auf das Parkett. Was man vom HCD nicht behaupten kann: "Bei uns hatte keine einzige Spielerin Erfahrung auf diesem Niveau", erklärt Pleines. Deshalb würde in engen Phasen schon mal die Hand zittern, eine falsche Entscheidung getroffen. "Bis wir uns an dieses Niveau gewöhnt hatten, waren zwei Drittel der Saison vorbei", erklärt der Trainer, nun aber sehe er seine Auswahl "als etabliert in dieser Spielklasse" - egal wie sehr diese Aussage durch den Tabellenstand konterkariert werde.

Die Partie gegen Bremen jedenfalls darf als weiterer Beleg für die These gelten, denn nach einer recht ausgeglichenen ersten Halbzeit und einem 14:16-Pausenrückstand steigerte sich der HCD deutlich und spielte Bremen zu Beginn der zweiten Halbzeit mit einem 9:2-Lauf bis zur 23:18-Führung an die Wand. Denn auch der HCD hat eine Juniorennationalspielerin zu bieten, Amelie Bayerl war mit sieben Treffern prompt beste Torschützin.

Es bleibt abzuwarten, ob alle Teams von ihrem Startrecht Gebrauch machen werden

Bayerl ist nicht die einzige HCD-Spielerin, die einen Entwicklungssprung aufweist. Die Nachwuchskräfte Verena Obermeier am Kreis (5 Tore) oder Verena Oßwald (5) im Rückraum belegen dies, Beatrice Mazzucco (6) habe sich gar zu einer der besten Linksaußen der Liga entwickelt, findet Pleines. Nicht zuletzt die routinierte Sina Fischer hätte den Ausfall der besten Torschützin Vera Balk mindestens kompensiert, der gesamte Kader sei an der Aufgabe gereift. Pleines sprach hernach nicht zu Unrecht von einem verlorenen Punkt, zumal der HCD den letzten Angriff fuhr - allerdings ohne Erfolg. Der Klassenerhalt wird aus eigener Kraft nicht zu schaffen sein, Gröbenzell spielt am kommenden Samstag beim Tabellendritten Union Halle-Neustadt und muss noch zum bereits feststehenden Aufsteiger Buchholz-Rosengarten nach Niedersachsen reisen. Es bleibt aber abzuwarten, ob alle Konkurrenten - die teils deutlich höhere Etats als Gröbenzell zu schultern haben - die Verbandsauflagen werden erfüllen können.

Ebenso, ob alle Drittligaaufsteiger ihr Recht auch wahrnehmen. Eine vage aber nicht unbegründete Hoffnung, die dem HCD Gröbenzell da bleibt. Neben einer passablen Zukunftsperspektive, denn auch im Falle des Abstieges hat das junge Team wertvolle Erfahrungen gesammelt, die ihm bleiben und irgendwann zugute kommen werden.

© SZ vom 17.04.2018 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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