Haars Baseballer:Bleischwerer Beginn

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Nationalspieler Lukas Steinlein wird Haar im Gegensatz zu 2016 wieder voll zur Verfügung stehen. (Foto: Claus Schunk)

Baseball-Bundesligist Haar Disciples rutscht durch Niederlagen in Heidenheim ab

Von Johannes Knuth, München

Die Autofahrt von Heidenheim nach München nimmt rund zwei Stunden in Anspruch, vorausgesetzt, man erwischt einen staufreien Tag auf der Autobahn 8 (der ungefähr so wahrscheinlich ist wie ein staufreier Tag auf dem Mittleren Ring). Die Baseballer der Haar Disciples hatten jedenfalls Zeit, ihren Ärger über die beiden Niederlagen verrauchen zu lassen, die sie am Wochenende von ihrem Gastspiel bei den Heidenheim Heideköpfen mitgenommen hatten. Bei Michael Stephan, Trainer der Disciples, hatte sich allerdings auch am Tag danach noch genügend Frust angestaut. "Ja mei, was soll man sagen", sagte Stephan, "das war einfach ärgerlich. Vor allem das Spiel am Sonntag."

Dank des Spiels am Sonntag, einer 0:8-Niederlage, sind die Disciples auf Rang acht gerutscht, ans Tabellenende in der Südstaffel der Bundesliga, mit einem Sieg und fünf Niederlagen. Eine Baseballsaison ähnelt eher einem Marathon bis in den Spätsommer hinein, und doch sind sie in Haar alles andere als glücklich mit ihrer bisherigen Renngestaltung. Vor der Saison hatten sie das Playoff-Halbfinale als Saisonziel ausgerufen. Das erreicht man meistens, wenn man sich in der Hauptrunde eine gute Ausgangsposition verschafft. Die Konkurrenten, die die Disciples dafür hinter sich lassen müssen, sind allerdings schon jetzt etwas enteilt. Nicht zuletzt, weil die Disciples gegen jene Konkurrenten bislang ihre Spiele verloren haben, die meisten knapp: 15:17 und 2:3 in Stuttgart, 1:5 gegen Mainz (gegen das sie zuvor noch 8:5 gewonnen hatten), 9:10 in Heidenheim.

Sorgen bereitet Stephan vor allem die Weise, auf die die Niederlagen zustande kamen. Seine Mannschaft hatte sich in Stuttgart und Heidenheim mehrmals Führungen erarbeitet, dann wurden seine Spieler nachlässig, sie zeigten den Gegnern Wege auf, in die Partie zurückzufinden - was diese gerne annahmen. "Wir haben die Spiele teilweise hergeschenkt", sagt Stephan. Vor der aktuellen Spielzeit hatte der 26-Jährige seiner Mannschaft attestiert, dass sie in diversen umkämpften Spielen aus dem Vorjahr gelernt habe, mit Widerständen umzugehen. Die Nachweise im neuen Jahr fehlen allerdings weitgehend. Baseballspiele dauern gerne drei, vier Stunden, man könnte in dieser Zeit von München nach Heidenheim fahren und noch die halbe Schwäbische Alb bereisen. Aber die Spiele kippen oft während einer Aktion, binnen Sekunden in die eine oder andere Richtung. Und in diesen Momenten agierten die Disciples im aktuellen Jahr eher so, als trügen sie Bleiwesten unter den Trikots.

Stephan kann durchaus mildernde Umstände anführen. Catcher David Selsemeyer hatte kurz vor dem Saisonstart unerwartet ein Angebot aus Solingen angenommen. Unter finanziellen Gesichtspunkten habe er dafür Verständnis, sagt Stephan. Für den Zeitpunkt weniger, freundlich formuliert. Auf dem Spielfeld der Disciples wurde bis zuletzt am Spielfeldzaun und im Infield gewerkelt, die Mannschaft konnte kaum Spielzüge einstudieren, die ersten drei Spieltage fanden allesamt auswärts statt. "Soll aber alles keine Ausrede sein. Das ist vor allem eine Frage des Selbstvertrauens", sagt Stephan.

Mit dem Selbstvertrauen ist es kompliziert im Sport, es lässt sich zum Saisonstart nicht einfach anknipsen wie das Licht im Wohnzimmer. Stephan verabredet derzeit Testspiele unter der Woche, gegen Mannschaften aus der Region, damit sich die Spieler ein wenig Sicherheit verschaffen. Was ihm Hoffnung spende? Die nächsten, "vermeintlich schwächeren Gegner", sagt er. Am Samstag (ab 13 Uhr) kommen die Mannheim Tornados nach Haar. "Endlich auf dem eigenen Feld", sagt Stephan. Dann lacht er.

© SZ vom 21.04.2015 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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