Fußball:Tour ins Stadion

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Die Fußballerinnen des FC Bayern München haben auf der Ispo ein Sozialprojekt entwickelt. Zu jedem ihrer Spiele werden seitdem je 50 sozial Benachteiligte eingeladen und von den Spielerinnen empfangen.

Von Marcel Bothe, München

Ein kleiner Espresso hat 25 bis 30 Milligramm Koffein. Koffein macht wach, kurbelt den Kreislauf an, weckt den Geist. Und liefert offenbar frische Ideen. Wie zuletzt auf der Internationalen Sportmesse Ispo Anfang Februar in München. Einflussbereich des Koffeins: die Ladies Lounge. Karin Danner, Sandra Bindler und Clarissa Käfer ruhen sich etwas aus vom Trubel. Und reden.

"Wenn Frauen etwas umsetzen wollen, geht das viel schneller als bei Männern", scherzt Klaus Dittrich einige Wochen später. Er ist der Vorsitzende der Geschäftsführung der Messe München und hat an diesem Tag ein Heimspiel. Auf einer Pressekonferenz geben die Beteiligten bekannt, was seinerzeit beim Espresso besprochen wurde. "Wir müssen mal was tun", habe es damals geheißen, sagt Sandra Bindler, Vorsitzende der Münchner Bank. Zusammen mit Karin Danner, Leiterin der Frauenfußballabteilung des FC Bayern, und Clarissa Käfer, die der Käfer Stiftung vorsteht, habe sie über die berühmte Schere zwischen Arm und Reich gesprochen, die immer weiter auseinandergehe, und welchen Beitrag man leisten könne, um sozial Schwächeren eine Freude zu machen.

Zu jedem Spiel werden 50 sozial Benachteiligte eingeladen

Das Projekt, das daraus entstand: Nach Anstoß des Netzwerks "Frauen verbinden" werden je 50 sozial Benachteiligte zu Frauenfußballspielen des FC Bayern gefahren, bekommen Fan-Artikel geschenkt, anschließend treffen sie Spielerinnen. Die Generalprobe war beim Auswärtsspiel in Freiburg Mitte Februar, knapp zwei Wochen nach Ende der Ispo, die auch als Sponsor für das Projekt agiert. "Wenn Frauen etwas umsetzen wollen, dann ist das ein Wort", kommentiert Danner das Tempo, das schon Klaus Dittrich verblüfft hatte. Mittlerweile findet die Aktion unter dem Namen "Sport verbindet Menschen" bei jedem Bundesligaspiel statt, auch an diesem Montag beim Spiel gegen 1899 Hoffenheim (13.30 Uhr, Grünwalder Stadion). Zu Auswärtsspielen reisen Kinder der in Deutschland liegenden SOS-Kinderdörfer, Heimspiele besuchen Bedürftige, die von regional ansässigen Stiftungen wie der Käfer-Stiftung unterstützt werden. Schirmherrin ist Bayerns Wirtschaftsministerin Ilse Aigner.

Es ist eine Aktion mit Ambitionen. Dittrich zählt den Dreiklang auf: "Menschen für den Sport begeistern, Frauen fördern, sozial Gutes tun." Sport sei dazu ein gutes Mittel, er bringe Kulturen zusammen. Bindler betont: "Solche Werte klingen zwar wie eine abgedroschene Floskel, doch wir meinen es ernst."

Nun heißt das Projekt "Sport verbindet Menschen", bezieht sich bisher jedoch nur auf Fußball. "Unsere Spielerinnen sind total begeistert, die strahlen wie die Kinder", erzählt Danner, sie könne sich aber auch die Teilnahme anderer Sportarten vorstellen. Denn Sport verbinde ganz allgemein, "egal, ob es ein großes Event ist oder in einem kleinen Dorf stattfindet". Am Ende überreicht Danner ein Trikot der FCB-Frauen, als Geschenk für ein Kind aus einem SOS-Kinderdorf, mit Unterschriften der Spielerinnen. Autogramme, die sich auch 50 Eingeladene beim Spiel gegen Hoffenheim holen können.

© SZ vom 28.04.2017 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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